vertrocknete Jungbäume
Initiative „Zukunft Stadtbaum"
Initiative „Zukunft Stadtbaum"
Umwelt

Wirbel um vertrocknete Stadtbäume

Die Initiative „Zukunft Stadtbaum“ wirft der Stadt Wien vor, sie würde neu gepflanzte Jungbäume nicht ausreichend gießen. Viele Jungbäume seien kurz vor dem Absterben. Die Wiener Stadtgärten versichern aber, die Stadtbäume seien bei ihnen in „besten Händen“.

Mit einem Grünraumanteil von 53 Prozent im Stadtgebiet ist Wien eigentlich eine der grünsten Städte der Welt. Die Hitze der vergangenen Tage und Wochen hat sich aber inzwischen auch im Stadtbild niedergeschlagen: Vielerorts haben sich grüne Flächen braun verfärbt und auch die Wiener Bäume haben unter den Temperaturen gelitten.

Rund eine halbe Million Bäume werden derzeit von den Wiener Stadtgärten verwaltet. Jährlich kommen bis zu 4.500 neue Bäume dazu. Jungbäume brauchen in den ersten zwei bis drei Jahren viel Pflege, da sie in dieser Anwachsphase besonders empfindlich sind. Die Initiative „Zukunft Stadtbaum“ kritisiert nun, dass die Stadt Wien und die Wiener Stadtgärten solche Bäume nicht ausreichend pflegen würde.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Baum bei der Coburgbastei
Initiative „Zukunft Stadtbaum“
Baum in der Coburgbastei
Baum in der Vorderen Zollamtsstraße
Initiative „Zukunft Stadtbaum“
Baum in der Vorderen Zollamtsstraße
Baum im Stadtpark
Initiative „Zukunft Stadtbaum“
Baum im Stadtpark
Baum bei der U4-Station Stadtpark
Initiative „Zukunft Stadtbaum“
Baum bei der U-Bahn-Station Stadtpark
Baum im Stadtpark
Initiative „Zukunft Stadtbaum“
Baum im Stadtpark

Leere Gießsäcke und Trockenschäden

Die Initiative, bestehend aus Forstwirt Alexander Mayr-Harting und Umweltpädagogen Klaus Wechselberger, setzt sich für die nachhaltige Pflege von Jungbäumen ein und dokumentiert Missstände, wie zum Beispiel aufgeplatzte Rinde oder nicht aufgefüllte Gießsäcke. „Bei uns sind in den vergangenen Tagen über 15 Meldungen und Fotos von vernachlässigten Jungbäumen aus über zehn Bezirken eingegangen, die aufgrund der anhaltenden Hitze kurz vor dem Vertrocknen oder bereits abgestorben sind“, so Mayr-Harting.

Neben ausgetrockneten Baumscheiben, vorzeitigen Blattverfärbungen und Laubfall seien auch mehrere noch nie benutzte Gießsäcke fotografiert worden. Die Initiative appelliert an die Stadt, mehr Mittel für Gießpersonal und Gießwägen bereitzustellen.

Gießtrupps versorgen Bäume täglich

Vonseiten der Stadtgärten heißt es hingegen, die Bäume, die nicht durch automatische Bewässerungsanlagen versorgt werden, würden mindestens einmal wöchentlich händisch gegossen. „Bis zu 150 Personen sind mit fast 50 Gießfahrzeugen täglich im Einsatz und bewässern Wiens Stadtbäume mit rund 300.000 Liter Wasser pro Tag“, so Gabriele Thon von den Wiener Stadtgärten auf Anfrage von Radio Wien.

Zusätzlich gebe es 12.550 Gieß-Bags, die um den Stamm von Jungbäumen gelegt und mittels eines Reißverschlusses fixiert werden. Solche Bewässerungssäcke fassen 75 Liter und besitzen kleine Löcher, durch die das Wasser stetig austritt. Auch diese Gießsäcke würden in regelmäßigen Intervallen von den Wiener Stadtgärtnerinnen und -gärtnern befüllt.

Ausfallquote bei Jungbäumen nicht selten

Laut Thon vertrocknen im Normalfall keine Bäume. „Bäume sterben aber nicht nur, weil zu wenig gegossen wird. Bei der Pflanzung von Jungbäumen ist immer mit einer sehr geringen Ausfallquote zu rechnen“, so Thon.

Die Wiener Stadtbäume seien bei den Stadtgärten in „besten Händen. Wir versichern der Bevölkerung, dass die Wiener Stadtgärtnerinnen und Stadtgärtner mit allen zur Verfügung stehenden Ressourcen täglich im Einsatz und bemüht sind, der Hitzewelle entgegenzuwirken“, so Thon.

Sicherheit durch Baumkataster

Bei der Pflanzung von Jungbäumen im Straßenbereich seien außerdem die Baumgruben, in die die Bäume eingepflanzt werden, verbessert worden. Es komme dort ein neues Baumsubstrat, das eine verbesserte Wasserspeicherfähigkeit und gute Durchlüftung garantiere zum Einsatz. Und überall dort, wo nicht genug Platz sei, würden große Sträucher statt Bäumen gesetzt, sagte Thon.

Im Jahre 2011 wurde außerdem ein Baumkataster veröffentlicht, in dem insgesamt 285.300 Bäume erfasst sind. Der Gesundheitszustand der erfassten Bäume würde von Baumkontrolleuren der Wiener Stadtgärten regelmäßig dokumentiert, So die Sprecherin. Außerdem können wesentliche Informationen wie Gattung und Art, Stammumfang und Kronendurchmesser, die Baumhöhe und – sofern die Daten vorhanden – das Pflanzjahr aus dem Kataster abgerufen werden.

Mängel über „Sag’s Wien“ App melden

Mayr-Harting von der Stadtbaum-Initiative appelliert jedenfalls an die Wienerinnen und Wiener selbst. Baumpflege-Mängel, wie beispielsweise fehlende oder nie benutzte Gießsäcke, trockene Baumscheiben, Blattfall und Blattverfärbungen bei Neupflanzungen können einfach mit der App „Sag’s Wien“ über die Kategorie „Grünflächen“ samt Standorts-Bestimmung, Foto und Kurztext an die Stadt Wien gemeldet werden.