VOLCANIC EXCURSION
Oliver Ottenschläger
Oliver Ottenschläger
Kultur

Secession zeigt riesiges Wimmelbild

Die Wiener Secession lädt zum Besuch eines eindrucksvollen Kunstwimmelbildes. In den nächsten zwei Monaten ist die Bildwand mit 235 Figuren der französischen Künstlerin Dominique Gonzalez-Foerster zu sehen. Gustav Klimt spielt dabei eine zentrale Rolle.

„Volcanic Excursion. A Vision“ ist ein ganz besonderes, persönliches Who is who der Kunstgeschichte aus Vorbildern, Verweisen, Freunden und variierten Selbstporträts. Ausgangspunkte der großen Bildcollage bilden ein von dem mexikanischen Maler Diego Rivera 1946/47 im Park Alameda Central in Mexiko-Stadt geschaffenes Wandbild mit realen und fiktiven Figuren aus der mexikanischen Geschichte sowie das in der Secession befindliche Beethovenfries von Klimt. So finden sich in der Massenszene auch Rivera und Frida Kahlo, Klimt und Emilie Flöge.

Der im Fries gemalte Gigant Typhoeus ist zentral als Rednerpult eingearbeitet, seine drei Töchter, die Gorgonen, werden von der Künstlerin selbst verkörpert – als „Apparitions“ (Erscheinungen) schlüpft sie in verschiedenste Rollen von Ikonen der Hoch- und Populärkultur: von Marilyn Monroe über Maria Callas bis zu Bob Dylan und Franz Kafka.

VOLCANIC EXCURSION
Oliver Ottenschläger
Künstlerin Dominique Gonzalez-Foerster im Gespräch über ihre Austellung

Von Andy Warhol bis Romy Schneider

Gonzalez-Foerster, 1965 in Straßburg geboren, lädt zum Verweilen und Figurenraten ein. Einer der Reize liegt in der unmittelbaren Begegnung von Kunstprominenz aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen, bei denen Geschichte und Gegenwart ebenso gemischt werden wie Genres und Nationalitäten.

Andy Warhol findet sich neben einer Filmszene mit Helmut Berger und Romy Schneider, Louise Bourgeois neben dem Austro-Duo Ashley Hans Scheirl und Jakob Lena Knebl, Valie Export neben der Psychoanalytikerin und C.-G.-Jung-Patientin Sabina Spielrein. Auch die österreichische Komponistin Olga Neuwirth hat die Künstlerin eingearbeitet.

„Vermutung und Wirklichkeit“ im Untergeschoß

Das Kontrastprogramm bietet die parallele Präsentation von Frantisek Lesak in der Galerie im Untergeschoß: „Vermutung und Wirklichkeit“ vebindet Skulptur und Zeichnung. Der 77-jährige, in Prag geborene und in Wien und Neu-Nagelberg lebende konzeptuelle Bildhauer und Zeichner hat Kieselsteine stark vergrößert und transformiert sie in Kuben gleichen Volumens.

In zwei Zeichnungsserien bringt er die unterschiedlichsten Perspektiven zu Papier oder dreht einen „Hermes“-Kopf mit dem Zeichenstift in alle Richtungen. Immer wieder finden sich aber ganz einfach Hände im Zentrum seiner Arbeiten – mit unterschiedlichen Haltungen seiner linken Hand, einfach und raffiniert zugleich.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Vermutung und Wirklichkeit
Iris Ranzinger
Vermutung und Wirklichkeit von Frantisek Lesak
Vermutung und Wirklichkeit
Iris Ranzinger
Vermutung und Wirklichkeit
Vermutung und Wirklichkeit
Iris Ranzinger
Vermutung und Wirklichkeit

„Plateau“ gibt Einblicke in den Alltag von Minenschürfern

Ebenso ist die in London geborene und in Hamburg und Lagos arbeitende Filmemacherin und Künstlerin Karimah Ashadu vertreten. Sie zeigt ihren Film „Plateau“ über das Jos-Plateau in Zentralnigeria, wo Wanderarbeiter im Tagbau mit einfachsten Mitteln nach Zinn und Kolumbit schürfen.

Dokumente einer mit künstlichen Kratern und Teichen übersäten Landschaft, die seit der Kolonialzeit ausgebeutet wird. Jede Generation scheint den Untergrund aufs Neue umzugraben – trotz schwindender Ressourcen meist die einzige Hoffnung auf eine Lebensgrundlage. Fotografien und Objekte ergänzen den Film zu einer Rauminstallation.

Bis zum 5. September sind die Ausstellungen in der Wiener Secession zu sehen.