Jedermann Domplatz, 1927
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Kultur

Jüdische Gründerväter der Salzburger Festspiele

Das Jüdische Museum Wien würdigt die Salzburger Festspiele auch noch im Jahr 101 des Bestehens. In der Ausstellung „Jedermanns Juden“ werden die jüdischen Gründerväter der Festspiele gewürdigt – allen voran Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt.

„Ohne ihre Vision wäre Salzburg heute wohl noch eine Provinzstadt“, hob Danielle Spera als Direktorin des Jüdischen Museums die zentrale Rolle von Reinhardt und von Hofmannsthal hervor, die mit Richard Strauss das Triumvirat der Festspielidee bildeten. Aber es waren nicht nur die Überväter hinter der Idee Salzburg, die teils jüdischen Ursprung hatten.

Fehlende „Willkommenskultur“ nach NS-Zeit

Auch viele der prominentesten Künstlerinnen und Künstler waren bis zur NS-Machtübernahme 1938 prägend für die Festspiele. Hierzu gehörten etwa der Architekt Oscar Strnad, der für die Festspiele Bühnenbilder schuf, Bruno Walter, der am Pult seine Akzente setzte und Arnold Rosé als Konzertmeister der Wiener Philharmoniker. Und doch sei die Willkommenskultur für die Vertriebenen nach Ende der NS-Zeit ausgeblieben, bedauerte Spera.

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 Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt und Einar Nilson
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Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt und Einar Nilson
 Hermann Thimig, Helene Thimig, Hugo Thimig und Max Reinhardt
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Hermann Thimig, Helene Thimig, Hugo Thimig und Max Reinhardt
 Jedermann_Alexander Moissi & Luis Rainer, 1929
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„Jedermann“, Alexander Moissi & Luis Rainer, 1929
 Festspiele Plakat, 1931
Salzburger Festspiele
Festspiele Plakat, 1931
 Das Mirakel, 1925
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„Das Mirakel“, 1925
Das jüngste Gericht, 1932
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„Das jüngste Gericht“, 1932
 Sommernachtstraum, 1927
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„Sommernachtstraum“, 1927
 Jedermann Domplatz, 1927
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„Jedermann“, Domplatz, 1927
 Faust I, 1935
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„Faust I“, 1935
 Sommernachtstraum, 1927
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„Sommernachtstraum“, 1927
 Hans Moser, Das Salzburger große Welttheater, 1925
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Hans Moser, „Das Salzburger große Welttheater“, 1925
 Die grüne Flöte, 1925
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„Die grüne Flöte“, 1925

Immerhin würdigt nun die neue Ausstellung die Proponenten. Die Idee zur Ausstellung sei einst aus einem Gespräch mit Salzburgs Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler entstanden, erinnerte sich Spera. Man habe damals über das letztlich unwürdige Grab Reinhardts in einem gemeinsam genutzten Mausoleum außerhalb New Yorks gesprochen. „Es ist ein Symbol, wie Österreich auch in der Nachkriegszeit umgegangen ist mit einem Theatergenie wie Max Reinhardt.“

Ausstellungshinweis

„Jedermanns Juden“ im Jüdischen Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien von 14. Juli bis 21. November. Dazu erschienen der gleichnamige Katalog, hrsg. von Marcus G. Patka und Sabine Fellner, Residenz Verlag, 308 Seiten, 29,90 Euro, ISBN 9783701735037.

Reinhardt als roter Faden

Nun durchzieht der Theatervisionär gleichsam als roter Faden die Schau, die sich auch aus Objekten aus seinem Nachlass, nicht zuletzt aus dem Besitz seiner Witwe Helene Thimig respektive ihres Vertrauten Michael Heltau, speist. Vielstimmig und vielgestaltig präsentiert sich die von Marcus G. Patka und Sabine Fellner kuratierte Ausstellung, in der sich die kaiserliche Erhebung der Familie von Hofmannsthal in den Adelsstand ebenso findet wie Plakate der Festspielgeschichte, Lebend- und Totenmasken zentraler Vertreter, Aufführungs- und Werbefilme, Kostüme und von der Decke schwebende Figurinen, digitalisierte Fotoalben und Entwurfszeichnungen.

 Max Reinhardt auf Schloss Leopoldskron, 1935
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Max Reinhardt dient als roter Faden durch die Ausstellung

Man zeichnet die Blüte in der Zwischenkriegszeit zwischen 1926 und 1933 mit Reinhardts Shakespeare- und Goldoni-Inszenierungen ebenso nach wie die anfänglichen Konflikte um die vermeintliche katholische Aneignung der Juden Reinhardt und Hofmannsthal mit ihren Stücken „Jedermann“ und „Das Salzburger große Welttheater“. Und auch die schnelle Wiederaufnahme von NS-belasteten Künstlerinnen und Künstler wie Karl Böhm, Herbert von Karajan und Paula Wessely bei den Festspielen wird nicht ausgespart.

ORF begleitet Ausstellung

Auch der ORF begleitet die Ausstellung durch eine Aufstockung seines seit 2011 bestehenden Medienarchivs Judentum im Rahmen der TVthek. Der zuständige ORF-Direktor Thomas Prantner präsentierte das Tool, das mittlerweile 115 Videos umfasst, darunter nun die Dokumentation „Die Künstler, die Antisemiten und die Salzburger Festspiele“.