Person hält eine FFP2-Maske
APA/Helmut Fohringer
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CORONAVIRUS

Mikrobiologe für Maske in Innenräumen

Wegen der ansteigenden Zahl an Infektionen mit dem Coronavirus gibt es wieder Verschärfungen, etwa in der Nachtgastronomie. Der Wiener Mikrobiologe Michael Wagner von der Universität Wien empfiehlt, Innenräume nicht ohne Maske zu betreten.

Der Zugang zur Nachtgastronomie soll ab 22. Juli nur mehr mit Impfung oder Nachweis eines negativen PCR-Tests möglich sein, hieß es Donnerstagabend aus dem Gesundheitsministerium. In der Gastronomie und bei Veranstaltungen bleibe die Registrierungspflicht bis auf Weiteres verpflichtend. Zudem soll es das Zertifikat für den Grünen Pass erst bei vollständiger Immunisierung geben.

Das Gesundheitsministerium geht durch die Delta-Variante von einem deutlichen Anstieg der Fallzahlen aus. In einem der APA vorliegenden Papier war schon am Vormittag von einem aktuell „sehr besorgniserregenden Szenarium“ die Rede. Dabei wurde ausgeführt, dass der Anstieg der Zahlen zuletzt unterschätzt wurde. Sollte sich das fortsetzen, „finden wir uns in absehbarer Zeit in einem bedrohlichen Szenarium wieder“.

CoV-Taskforce zu Verschärfungen

Die Sitzung der Coronavirus-Taskforce hat wegen steigender Infektionszahlen zu Verschärfungen beraten, in Wien ist das Impfboot auf der Alten Donau in See gestochen.

Wagner: „Pandemie noch nicht vorbei“

„Ich finde es wichtig, dasss man der Bevölkerung ganz klar kommuniziert, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. Viele haben noch nicht die Chance, sich zu schützen. Daher ist es eine gesellschaftliche Aufgabe, diese Personen zu schützen und dazu gehören eben auch die entsprechenden Maßnahmen“, meinte der Mikrobiologe Michael Wagner von der Universität Wien gegenüber „Wien heute“.

„Wir müssen jetzt vernünftig und vorausschauend handeln. Man muss möglichst verhindern, dass sich Menschen lange ungeschützt in Innenräumen aufhalten. Dieses Prinzip hat man durch die Öffnungsschritte ein Stück weit verlassen. Da reichen halt die Antigen-Tests nicht. Man muss so weit es geht auf die verläßlicheren PCR-Tests umstellen und realistischere Gültigkeiten für die Tests einführen“, so Wagner, der auch empfiehlt: "Möglichst Impfen gehen und in Innenräumen möglichst nicht ohne Maske mit nichtgeimpften Personen.

Anstieg durch Delta-Variante

Dass die Fallzahlen steigen, ist für Michael Wagner keine Überraschung: „England ist uns ungefähr zwei Monate voraus – bezüglich der Impfungen als auch der Delta-Variante. Delta ist deutlich ansteckender und da reicht der saisonal bremsende Effekt des Sommers nicht aus.“ Auch geimpfte Personen können sich mit dem Coronavirus anstecken, warnt Wagner: „Wir werden erst dann eine Herdenimmunität erreichen können, wenn möglichst viele Leute sich impfen lassen und wenn es eine Impfung für Kinder unter zwölf Jahre gibt.“

Aus dem Gesundheitsministerium hieß es am Donnerstag auch, dass durch eine Steigerung der Durchimpfungsraten und ein Absehen von weiteren Lockerungsschritten die bedrohliche Entwicklung vermutlich noch eingebremst werden könnte. Bei zögerlichem Verhalten sei hingegen zu erwarten, dass gravierende Maßnahmen zur Eindämmung, wie etwa Teil-oder echte Lockdowns, notwendig sein würden.

Um die Zahl der Impfungen weiter zu erhöhen ist in Wien nun auch ein Impfboot auf der Alten Donau im Einsatz – jeweils freitags und an den Wochenenden, eine Anmeldung ist nicht notwendig. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hatte sich bei der Präsentation des Impfboots gegen weitere Lockerungen ausgesprochen und einen verpflichtenden Impfnachweis für Gäste der Nachtgastronomie unterstützt: „Sozialpartner, Bundesregierung, Länder, Gemeinden sollten sich gemeinsam den Kopf zerbrechen, ob nicht manche Schritte jetzt besser sind als gravierende Einschnitte, die dann vielleicht in einigen Wochen zu setzen sind.“