Eine Bechstein-Fledermaus wird während der Untersuchung gehalten
APA/dpa/Andreas Arnold
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Tiere

Wiens Fledermäuse werden „gechippt“

22 unterschiedliche Fledermausarten leben in Wien. Nun wollen Forscherinnen und Forscher herausfinden, wo genau sie in der Stadt unterwegs sind. Für ein Projekt werden die Tiere daher eingefangen, mit einem Sender versehen und wieder freigelassen.

Wenn die Nacht über die Stadt hereinbricht, werden die Fledermäuse aktiv. In den Lainzer Tiergarten kommen sie, um Insekten zu jagen und zu trinken. Deshalb stellen die Wissenschafter hier immer wieder mehrere Netze auf. Derzeit sind sie vor allem auf der Suche nach weiblichen Fledermäusen, die gerade Jungtiere haben. Sie wollen herausfinden, wo diese leben – damit ihr Lebensraum, etwa in Dachböden von Häusern, nicht zerstört wird.

Unterkunft von Fledermäusen wird erforscht

Wo in der Stadt leben die in Wien vorkommenden 22 Fledermausarten? Das soll ein Forschungsprojekt mit „gechipten“ Fledermäusen klären, das im Lainzer Tiergarten gestartet wurde.

Fledermäuse nutzen Quartiere über Jahrzehnte

„Das Besondere an Fledermäusen ist, dass die wie auch manche Vogelarten sehr ortstreu sind. Das heißt, diese Quartiere werden über Jahrzehnte, vielleicht sogar über Jahrhunderte, genutzt. Wenn ich dann so ein Quartier, wo auch Jungtiere zur Welt kommen, verliere, dann ist das natürlich ein Verlust für die ganze Art“, sagt Ferdinand Schmeller von der MA 22, der Wiener Umweltschutzabteilung im „Wien heute“-Interview.

Darum sollen diese Quartiere jetzt ausfindig gemacht werden. „Dazu müssen wir die Fledermäuse fangen und einen Sender draufkleben, um sie verfolgen zu können“, erklärt Markus Milchram von der KFFÖ, der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung. Der Sender ist nur wenige Gramm schwer und fällt nach einiger Zeit wieder ab.

Ein Fledermausnetz wird gespannt
ORF
Um die Fledermäuse einzufangen, werden große Netze gespannt

Sichtungen melden

Bei Fledermaussichtungen rund um Dachböden freut sich die MA 22 über Hinweise per Telefon oder E-Mail. Am besten unter 01/4000 73590 oder service@ma22.wien.gv.at

Forscher setzen auf Hilfe aus der Bevölkerung

Das Interesse der Forscherinnen und Forscher gilt derzeit vor allem Dach- und Hausspaltenbewohnern. Dennoch verheddern sich oft auch Wasserfledermäuse im Netz. Sie werden sofort herausgenommen und sacht untersucht: „Wasserfledermäuse erkennt man daran, dass sie sehr große Füße haben – damit fangen sie Insekten von der Wasseroberfläche“, so Milchram. Diese Fledermäuse werden ohne Sender wieder freigelassen, denn über sie weiß man schon genug.

Deshalb setzen die Wissenschaftler auch auf die Hilfe der Bevölkerung, um die Fortpflanzungsquartiere der dachspaltenbewohnenden Fledermäuse in der Stadt zu finden und diese zu schützen. Denn nur so ließen sich die Wildtiere auch weiterhin in unseren Breiten halten.