Polizist in Uniform steht mit Rücken zur Kamera
ORF.at/Christian Öser
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Chronik

Keine Hilfe für Frau? Polizei prüft Vorfall

Die Polizei geht nach einem Einsatz in der Wohnung eines Noch-Ehepaares in Floridsdorf Vorwürfen nach, die Beamten hätten eine um Hilfe bittende Frau nicht ernst genommen. Die Anwältin der Betroffenen kündigte eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs an.

So viel scheint bisher festzustehen: Polizisten wurden am 21. Juni abends „wegen einer Meinungsverschiedenheit“ gerufen, die „beigelegt wurde“, sagte Polizeisprecherin Barbara Gass. Die Amtshandlung endete allerdings mit einer Anzeige gegen die 37-Jährige wegen Anstandsverletzung und Lärmerregung, wie auch die Tageszeitung „Heute“ berichtete.

Polizisten hätten Frau nicht ernst genommen

Der Noch-Ehemann sei betrunken und aggressiv gewesen und habe die 37-Jährige und eine Freundin bedroht, zitierte „Heute“ Angaben der Frau. Die Polizisten hätten dann die 37-Jährige und ihre Angst vor dem Mann nicht ernst genommen, der auch nicht weggewiesen wurde. Die Anwältin der Betroffenen kündigte gegenüber der Tageszeitung „Heute“ eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs an.

Kritik an Polizeieinsatz

Schwere Vorwürfe gegen die Wiener Polizei erhebt nun eine Frau. Sie hat per Notruf Hilfe gerufen, weil ihr Mann sich aggressiv verhalten hat. Die Polizisten hätten sie aber weder ernst genommen noch etwas gegen den Mann unternommen, sagt sie nun.

Im „Wien heute“-Interview sagte die Anwältin der Frau, Aleksandra Fux: „Aus den mir vorliegenden Aufnahmen und der Strafverfügung ergibt sich, dass die Polizei nicht adäquat gehandelt hat. Die Frau hat in dieser kurzen Amtshandlung mindestens fünfmal mitgeteilt, sie habe Angst und ihre Kinder haben Angst.“ Die Polizisten haben aber nicht eingegriffen, so Fux.

Beschwerde wird nachgegangen

Die 37-Jährige soll die Beamten während des Einsatzes als „inkompetent“ und „blöd“ bezeichnet haben, was diese bestreitet und mit Tonbandaufnahmen widerlegen können will. U. a. auf diese Vorwürfe bezieht sich offenbar die Geldstrafe über 200 Euro, die der Frau kürzlich übermittelt wurde.

Die in Aussicht gestellte Anzeige wegen Amtsmissbrauchs ist bei der Landespolizeidirektion Wien noch nicht eingegangen. „Die Beschwerden sind aber bei uns aktenkundig und es wird ihnen nachgegangen“, versicherte die Sprecherin. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, seien sowohl straf- als auch dienstrechtliche Konsequenzen denkbar.

Grüne Frauensprecherin übt Kritik

Aufklärung fordert die stellvertretende Klubobfrau und Frauensprecherin der Grünen. Meri Disoski kündigte eine parlamentarische Anfrage an Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) an, die u.a. erhellen soll, ob an der Amtshandlung eine Polizistin oder ein Polizist mit spezieller Ausbildung in Gewaltprävention beteiligt gewesen und ob eine Gefährdungsanalyse durchgeführt worden sei.

„Statt zu helfen, betreiben die Beamten Täter-Opfer-Umkehr und misogynes Victim-Blaming“, kritisierte Disoski. Sie diagnostizierte „mangelhaftes Wissen über Gewaltdynamiken“ und verwies auf die Gefährlichkeit von Trennungssituationen. „Das Verhalten der Beamten ist untragbar und schockiert mich“, meinte die Politikerin.