Die Infektionsabteilung am Kaiser-Franz-Josef-Spital
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

Gesundheitsreform für Ärzte „unverzichtbar“

Trotz insgesamt guter Noten für das Wiener Gesundheitssystem gebe es Nachholbedarf im Pflege- und Spitalsbereich und bei der Notinfrastruktur für Pandemien, besagt eine Umfrage der Ärztekammer Wien. Reformen seien daher „unverzichtbar“.

Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres präsentierte am Dienstag den neuen Gesundheitsinfrastrukturreport 2020 der Wiener Ärztekammer. Die Zahl der Ärzte müsse erhöht, Ineffizienzen im Gesundheitswesen beseitigt werden, so der Kerninhalt.

Zwei Drittel der Befragten – insgesamt 500 Patientinnen und Patienten sowie 200 Ärztinnen und Ärzte – meinten zwar, die Wiener Gesundheitsinfrastruktur sei der im Rest Europas überlegen. Drei Viertel gaben an, dass sie sich während der Pandemie sehr gut und eher gut bewährt hätte.

„300 Kassenordinationen mehr“

„Das Budget muss dennoch erhöht werden, um unser gutes Gesundheitssystem auf einem hohen Niveau zu belassen“, sagte Kammerchef Szekeres. Die Krise hätte vor allem gezeigt, dass es beim „gut ausgebildeten Personal“ einen Engpass gebe – und auch bei der Sicherung der ärztlichen Versorgung im Alltag. Hier fordert die Kammer 300 mehr Kassenordinationen für Wien.

Laut Gesundheitsinfrastrukturreport sehen darüber hinaus zwei Drittel der im Juli 2020 befragten Patienten Aufholbedarf im Pflegebereich, die Hälfte der Befragten im Spitalsbereich und beim Thema „Medizinische Digitalisierung“. Letztere ist laut Szekeres während der Pandemie gut vorangeschritten und auch von den Patienten gut angenommen worden: „Das elektronische Rezept und auch die Krankschreibung über Telemedizin hat sich bewährt, die Technologien sollten weiterhin genützt werden“, resümierte der Kammerchef.

Gesundheitsreform für Ärzte „unverzichtbar“

Trotz insgesamt guter Noten für das Wiener Gesundheitssystem gebe es Nachholbedarf im Pflege- und Spitalsbereich und bei der Notinfrastruktur für Pandemien, besagt eine Umfrage der Ärztekammer Wien. Reformen seien daher „unverzichtbar“.

„Zu wenig Zeit für Spitalspatienten“

Die 200 befragten Ärzten sehen im Wiener Gesundheitssystem vor allem Verbesserungspotenzial bei der Notinfrastruktur bei Pandemien, beim Thema Digitalisierung und im niedergelassenen Bereich. Die größte Sorge sei demnach, dass die Spitalsambulanzen von Patienten überlastet würden, die eigentlich von niedergelassenen Ärzten behandelt werden sollten.

Somit bleibe zu wenig Zeit für jeden einzelnen Patienten in den Krankenhäusern. 44 Prozent warnten außerdem vor einem Ärztemangel. Die Abwanderung von Ärzten (39 Prozent) und zu wenig Mittel für die Ausbildung (37 Prozent) seien weitere negative Folgen von Ineffizienz im Gesundheitswesen, gaben die Ärzte an.

Pandemie-„Stresstest“ bestanden

Trotz der vielen genannten Verbesserungsmöglichkeiten, sei das „Wiener Gesundheitssystem gut aufgestellt“, meinte Szekeres, „das hat der Stresstest Corona-Pandemie gezeigt“. Eine der größten Herausforderungen kommt laut dem Kammerpräsidenten aber noch auf Ärzte, Patienten und Politik zu: die zukünftige Finanzierung der Sozialversicherung. „Beiträge wurden gestundet und werden eventuell teilweise nicht zurückgezahlt werden können“ – die Regierung müsse diese Ausfälle kompensieren.