Erstmals in Österreich ist damit Werk, Arbeitsweise und Philosophie der 1972 geborenen mexikanischen Architektin Tatiana Bilbao und ihres 2004 in Mexiko City gegründeten Büros zu sehen. „Für uns zählen Geschichten mehr als Zahlen“, versicherte die Architektin.
„Wir versuchen bei allen Projekten die Umstände aus verschiedensten Perspektiven zu analysieren. Jedes Projekt hat eine völlig unterschiedliche Herangehensweise. Für uns stehen die Menschen im Zentrum, deswegen ist es das Wichtigste, mit den Leuten, den künftigen Bewohnern in Kontakt zu kommen.“ Deswegen war es ihr wichtig, in der Ausstellung vor allem den jeweiligen Kontext rüberzubringen, aus dem ein Projekt entstanden ist.
Große Macht der Architektur
23 Projekte sind es, die im Az W präsentiert werden, vom Pilgerweg über einen Botanischen Garten und einen Uni-Campus bis zu kostengünstigem Wohnen. Bilbaos Studio hat den Prototypen eines Hauses für 8.000 Dollar entwickelt. „Es ist ganz klar, dass Architektur große Macht hat, Leben zu beeinflussen – in guter und in schlechter Weise“, sagte Bilbao, für die schon als Kind Architektin der Traumberuf war, wie sie erzählte.
„Bei uns in Mexiko klopft niemand bei den Architekten an, um ihnen Aufträge für sozialen Wohnbau zu geben. Wir müssen selbst aktiv werden und nicht nur uns beschweren. Wir haben oft bewiesen, dass es möglich ist, etwas zu verändern, aber wir müssten auch die Definitionen von Wohnbau ändern. Unser ganzes System ist falsch aufgesetzt.“ In zwei großen, zentralen Displays ist eine handgezeichnete Fantasielandschaft aufgebaut, die mit feinem Zeichenstift eine vielfältige Topografie zeigt, in die Modelle von Bilbaos Bauten eingebettet sind.

Installationen statt Visualisierungen
„Landschaft ist ein wichtiger Topos für sie“, sagte Fitz. „Es gibt die ökonomische und die soziale Landschaft, die Krisenlandschaft, aber auch kulturelle und politische Landschaften.“ Um diese Landschaften sind „Arbeitskabinette“ aufgestellt, in denen Materialien, Objekte, Modelle, Fotos die verschiedensten Projekte anschaulich und begreifbar machen. „Da kann man sich richtig reinversenken und durchwühlen“, freute sich die Az W-Chefin.
In den Regalen und Schubladen findet man kaum Pläne und gar keine Renderings. Die Lektorin an renommierten Unis wie Yale, Harvard und Columbia, die in Mexiko auch im Beirat für Stadtentwicklung tätig war, versucht stets so niederschwellig wie möglich ihre Projekte zu vermitteln und setzt lieber auf Collagen als auf computergenerierte Visualisierungen oder für Laien weitgehend unleserliche Pläne. Stattdessen werden die Installationen auch in den Außenraum weitergeführt.