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Bildung

Sommerschule: Zähe Suche nach Lehrkräften

Für rund 10.100 Schülerinnen und Schüler ist die Schule schon gestartet. Sie besuchen eine der 60 Sommerschulen in Wien. Bis zuletzt war unklar, ob genügend Lehrkräfte dafür gewonnnen und alle Gruppen besetzt werden können. Schlussendlich ging es sich aus.

„Es ist eine Punktlandung gelungen, alle Gruppen sind besetzt“, hieß es am Montag aus der Bildungsdirektion gegenüber „Wien heute“. Fast 700 Lehrende sind insgesamt an 60 Standorten im Einsatz, 346 davon sind Lehramtsstudentinnen und -studenten.

Erreicht werden sollen mit dem Förderangebot jene Kinder und Jugendliche, die wegen der Coronavirus-Pandemie Aufholbedarf haben. Zwei Wochen lang sollen sie dabei an ausgewählten Volksschulen, Neuen Mittelschulen (NMS) und AHS-Unterstufen am Vormittag unterrichtet werden. Im Vergleich zur Premiere 2020 wurde das Förderangebot heuer ausgebaut: Neben Deutsch wird nun an Volks-, Mittel- und Sonderschulen bzw. AHS-Unterstufen auch Mathematik angeboten, in der Volksschule zusätzlich Sachunterricht. Auch an manchen Oberstufen gibt es ein Kursangebot, um Lernrückstände aus dem vergangenen Schuljahr aufzuholen.

Teilnahme fließt in Mitarbeitsnote ein

Die Anmeldung war bis knapp vor Ferienbeginn möglich. Wie im Vorjahr ist die Teilnahme kostenlos und freiwillig – wer sich einmal angemeldet hat, muss aber bei Fernbleiben eine Entschuldigung bringen. Die Teilnahme fließt positiv in die Mitarbeitsnote des darauffolgenden Schuljahrs ein. Findet am eigenen Schulstandort keine Sommerschule statt, werden die Kinder bis zur neunten Schulstufe einem Standort in der Nähe zugeteilt.

Drei Viertel der Förderstunden werden an Volks- und Mittelschulen sowie AHS-Unterstufen gehalten, hier liegt der Schwerpunkt auf der Förderung von Schülern mit Problemen in der Unterrichtssprache Deutsch bzw. mit Aufholbedarf in den Fächern Deutsch oder Mathematik.

Viele Anmeldungen in Wien

Die meisten Anmeldungen gab es in Wien (rund 10.100) gefolgt von Niederösterreich (7.400), Oberösterreich (5.000), der Steiermark (4.500), Salzburg (3.000), Vorarlberg (2.700), Kärnten (2.600), Tirol (2.400) und dem Burgenland (1.100).

Kürzere Kurse in Oberstufe

Der Rest entfällt auf Schüler von AHS-Oberstufen oder Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS), die in mindestens einem Pflichtgegenstand Unterstützung brauchen. Während bei den Jüngeren eine Dauer von zwei Wochen fixiert ist, sind in den Oberstufen auch Kurse von einer Woche möglich.

Unterrichtet wird in Kleingruppen von acht bis 15 Schülern, bei den Jüngeren auch standortübergreifend. Bis zur neunten Schulstufe wird der Unterricht von Lehramtsstudenten bzw. Lehrkräften abgehalten. An den Oberstufen gibt es ein Kurssystem mit allen Fächern, die Stunden werden von den Lehrkräften des eigenen Standorts gehalten.

Lehrkräfte schwer zu gewinnen

Vor allem in Wien, Niederösterreich und Vorarlberg sei es – wie im vorigen Jahr auch – nicht ganz einfach gewesen, ausreichend Studierende und Lehrer für alle Gruppen zusammenzubekommen, so die zuständige Sektionschefin Margareta Scheuringer am Freitag. Zuletzt wurde in Wien noch per Rundmail „dringend“ nach Lehrerinnen und Lehrern für Gruppen an den AHS gesucht, „aufgrund der Dringlichkeit und der Mangelsituation“ sollen diese dabei auch andere als ihre eigentlichen Unterrichtsfächer unterrichten können.

Es werde auch diesmal wieder „gekurbelt bis zum Schluss“, so Scheuringer Ende letzter Woche. Über die Unis und Pädagogischen Hochschulen (PH) werde um Lehramtsstudierende geworben, auch pensionierte Pädagogen würden kontaktiert. Geld in Form von Überstunden erhalten für den Einsatz nur die Lehrerinnen und Lehrer. Die Lehramtsstudenten erhalten fünf ECTS-Praxispunkte für ihr Studium angerechnet.

Direktorin: „Bis zuletzt noch zwei Gruppen unbesetzt“

„Ja, das war ein bisschen kompliziert, das Organisieren. Ich habe erst in den Ferien gewusst, wieviele Gruppen bei mir im Standort sind, wieviele Lehrpersonen ich habe. Bis zuletzt waren noch zwei Gruppen unbesetzt“, sagte Daniela Hainka, Direktorin der Volksschule Irenäusgasse, am Montag gegenüber „Wien heute“. „Ich habe mich noch einmal bemüht in meinem Team, zwei Lehrerinnen anzuwerben und Gott sei Dank sind jetzt alle Gruppen besetzt.“

Dadurch, dass der Anmeldezeitraum für Kinder und Jugendliche bis fast Ende Juni gedauert habe, habe man erst sehr spät gewusst, wieviel Personal man brauche, so die Dierktorin. Die Lehrkräfte hätten sich zudem erst Ende Juni anmelden dürfen. „Zuerst hat man einfach versucht, viele Studentinnen und Studenten zu organisieren. (…) Man wollte halt ein billigeres System haben.“

Im Team der Volksschuldirektorin sind konkret neun Studierende und sieben Lehrerinnen und Lehrer. Bei den Studierenden bemerke sie einen „tollen Elan, die wollen etwas tun und freuen sich auf das Unterrichten und die Kinder.“ Sie finde, dass Studierende noch mehr in die Klassen sollten, um das Unterrichtsgeschehen zu sehen und Erfahrungen zu sammeln, so Hainka. Für den Herbst kündigte ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann bereits den Entwurf eines Sommerschulgesetzes an. Damit soll die Sommerschule auch gesetzlich verankert werden.

Impfbusse starten bei den Sommerschulen

Um die Impfquote unter Jugendlichen zu steigern, werden unterdessen auch die Impfbusse der Stadt Wien in den kommenden Wochen verstärkt an Schulen Station machen. In der Altersgruppe der Zwölf-bis 24-Jährigen haben bisher österreichweit erst 41 Prozent eine erste Dosis erhalten, 47 Prozent sind voll immunisiert. Den Auftakt machen ab Dienstag zwei Sommerschulen, Anfang September folgen die Berufsschulen. Geimpft werden unter 18-Jährige mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer.

Eine Anmeldung ist bei den Impfbussen nicht erforderlich. Den ersten Halt gibt es bereits am Dienstag bei der HTL in der Grenzackerstraße in Favoriten, am Donnerstag folgt mit der HLW3/Schulverein St. Franziskus in der Erdbergstraße 70 ein Standort in Landstraße. Die weiteren Stationen der Impfbusse werden demnächst fixiert und laufend im Tourplan der Impfbusse ergänzt. Geimpft werden Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren, für unter 14-Jährige ist eine Einverständniserklärung der Eltern notwendig.