Bildungscampus Liselotte Hansen-Schmidt
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BILDUNG

Zwei neue Schulcampusse gehen in Betrieb

Mit dem neuen Schuljahr gehen in Wien auch zwei neue Bildungscampus-Standorte in Betrieb. Unterdessen ist der Protest gegen die Reform der Lehrerzuteilung an den Pflichtschulen leiser geworden. Stadt und Bund hatten weitere Posten zugesagt.

Nächste Woche starten in Wien 240.000 junge Menschen ins neue Schuljahr – wobei rund 22.100 zum ersten Mal mit dabei sind. In Wien-Simmering geht dabei die ganztägig geführte Volks- und Mittelschule in der Bürgerspitalwiese mit Schulstart in Betrieb. Auf 7.900 Quadratmetern wurden insgesamt 33 Bildungsräume geschaffen.

Ein weiterer Standort konnte in der Seestadt fertiggestellt werden. Der Bildungscampus Liselotte Hansen-Schmidt ist ebenfalls eine ganztägige Bildungseinrichtung und bietet rund 1.100 Kindern und Jugendlichen Platz. Er wurde am Dienstag von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) und Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) feierlich eröffnet.

Bildungscampus Liselotte Hansen-Schmidt
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Der neue Campus in der Seestadt bietet Platz für rund 1.100 Kinder und Jugendliche

14 Campus-Standorte bis 2023

„Wien investiert allein im heurigen Jahr über 50 Mio. Euro in moderne Bildungseinrichtungen und zusätzliche 31 Mio. Euro in Schulsanierungen“, so Wiederkehr. „Der Bildungscampus Liselotte Hansen-Schmidt ist nicht nur in pädagogischer Hinsicht ein Flaggschiff der Wiener Bildung, er ist auch aus umwelttechnischer Sicht ein absolutes Vorzeigeprojekt und wird in Zukunft die Benchmark für alle Neubauten im Bildungsbereich in Wien sein.“ Hervorgehoben wurde etwa, dass der Komplex fast gänzlich mit erneuerbarer Energie versorgt werden könne. Angeschlossen ist auch das ebenfalls neue Jugendzentrum Seestadt.

Das aktuelle Bauprogramm in Sachen Schule läuft noch bis 2023. Insgesamt sollen 14 Campus-Standorte realisiert werden. Parallel dazu gibt es ein zusätzliches Paket mit weiteren neun Bildungscampus-Einrichtungen, einem Zentralberufsschulgebäude und einer Bildungsanstalt für Elementarpädagogik, das bis 2024 laufen soll.

200 neue Freizeitpädagoginnen und -pädagogen

Angekündigt wurden auch Stellen für weitere Freizeitpädagoginnen und -pädagogen. 200 Neuzugänge sollen es im beginnenden Schuljahr sein. Auch die beitragsfreie Ganztagesschule wird um weitere zwölf Standorte auf nunmehr 85 aufgestockt. Fortgesetzt wird auch der flächendeckende WLAN-Ausbau an den Wiener Schulen. Insgesamt sollen dafür 60 Mio. Euro investiert werden.

Lehrkräfte-Zuteilung: „Zu spät dran“

Ruhiger geworden ist es indessen rund um die reformierte Lehrkräftezuteilung an den Pflichtschulen. Eltern, Lehrkräfte und Kinder hatten vor der Bildungsdirektion und dem Bildungsministerium demonstriert, zusätzliche Wochenstunden wurden nach der ersten Präsentation zugesichert – mehr dazu in Demo gegen die neue Lehrerzuteilung und Lehrerzuteilung: 2.200 zusätzliche Stunden.

Ausgangspunkt für die Berechnungen der Mittel ist eine Regelklasse mit 25 Schülern. Sind mehr Kinder in den Klassen, werden mehr Mittel zur Verfügung gestellt. Als „nicht ganz fair“ schätzte das Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Thomas Krebs gegenüber Radio Wien ein: „Bei dem neuen System gibt es Gewinner und Verlierer. Es gibt aber auch einige, die bis jetzt verloren haben und jetzt noch weiter verlieren.“

Krebs kritisiert zudem, dass viele Lehrerinnen und Lehrer noch nicht wissen, an welchem Standort sie am Montag am Schulbeginn starten werden: „Man ist viel zu spät dran, das ist einer unserer Hauptkritikpunkte gewesen. Man hat bis in den Juli hinein gewartet. Die Situation ist auch für die Schuldirektoren schwierig, weil sie eben nicht wissen, welche Kolleginnen und Kollegen ihnen zugewiesen werden.“

Mehr Posten und Planstellen

Neben zusätzlichen Lehrerposten, die die Stadt bereitstellt, kommen vom Bund rund 280 Planstellen im Zuge der Coronaförderung. Laut Bildungsdirektion wird es „keine strukturelle Benachteiligung kleinerer Schulen oder eine prinzipielle Bevorzugung größerer Schulen“ geben. Eine Schule mit größeren Klassen wird aber mehr Ressourcen für sonstige Schwerpunkte haben als eine Schule mit weniger Schülerinnen und Schülern in der Klasse.

In dieser Woche und in den Wochen nach Schulbeginn finden noch Einzelgespräche mit den Schulen statt. Eine Verschiebung bei den Lehrerzuteilungen kann sich da noch ergeben, da die Zahl der Anmeldungen oft nicht der Zahl der Schülerinnen und Schüler am Schulbeginn entspricht, etwa wegen Umzug oder Schulwechsel.

Von den Elternvertretern gibt es derzeit gemäßigte Töne. „Die Rückmeldungen der Eltern sind abgeebbt. Es sind keine Panikorchester mehr die spielen“, hieß es von Karl Dwulit, Vorsitzender des Landeselternverbands Wien, gegenüber Radio Wien.