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Politik

Bio-Gemüsefelder von Wohnbau bedroht

Die Bodenversiegelung in Wien nimmt zu. Immer wieder müssen Landwirtschaftsflächen dem Wohnbau weichen. Jetzt hat die Stadt zwei Pachtflächen einer Traditionsgärtnerei in der Donaustadt dem Wohnfonds übertragen. Die Gärtnerei fürchtet um ihre Existenz.

Auf den Flächen der Traditionsgärtnerei Ganger in der Aspernstraße wachsen 300 verschiedene Bio-Gemüsesorten und noch einmal so viele Blumen und Balkonpflanzen – auf insgesamt vier Hektar Anbaufläche. Zwei Flächen im Zentrum der Gärtnerei stehen im Eigentum der Familie Ganger, aber die beiden Flächen links und rechts davon haben die Gangers von der Stadt gepachtet.

„Das sind unsere kostbaren Bio-Felder, die wir seit über 100 Jahren bewirtschaften. Und wenn man bedenkt, dass jeder Zentimeter Humus hundert Jahre braucht, bis er aufgebaut ist, ist das wirklich ganz schlimm für uns, wenn da Beton drüber wäre“, so Gärtnerin Marianne Ganger gegenüber „Wien heute“.

Gespräche über Grundstückstausch

Die Stadt hat die Pachtflächen mit Gemeinderatsbeschluss vom 28.Jänner dem hauseigenen Fonds für Wohnbau und Stadterneuerung übertragen. Das bestätigt der Wohnfonds auf Anfrage und teilt schriftlich mit, dass im Juni auch ein erstes Gespräch mit Familie Ganger stattgefunden hat, und zwar „mit dem Ziel, die grundsätzliche Bereitschaft zu einem Grundstückstausch am Standort auszuloten, um neben der Gärtnerei auch leistbares Wohnen zu ermöglichen. (…) Von einer Beendigung oder Adaptierung der Pachtverträge war keinesfalls die Rede.“

Gärtnerei bangt um Existenz

Die Traditionsgärtnerei Ganger in der Donaustadt fürchtet um ihre Existenz. Die Stadt Wien hat zwei Pachtflächen, auf denen derzeit Bio-Gemüse angebaut wird, dem Wohnfonds übertragen. Dadurch könnten sie mit einer entsprechenden Umwidmung bald für den geförderten Wohnbau genützt werden.

Auch aus den zuständigen Ressorts der Stadträtinnen Ulli Sima (SPÖ) und Kathrin Gaal (SPÖ) heißt es, man verstehe die Aufregung nicht. Es handle sich lediglich um ein langfristiges Projekt in der Zukunft.

Petition für Erhalt der Gärtnerei

Dennoch befürchten die Gangers, deren Betrieb seit 1898 in Familienbesitz ist, nicht nur die Pachtflächen bald zu verlieren. „Wenn hier wirklich Bauten kommen, die dann vielleicht zehn Stockwerke hoch sind, haben wir links und rechts kein Licht mehr. Und dann ist das Ganze bedroht, dann kann nichts wachsen.“

Viele Stammkunden setzen sich jetzt mit ihrer Unterschrift für den Erhalt des Familienbetriebs ein. Die Petition mit bereits rund 2.000 Unterschriften soll noch im September im Gemeinderatsausschuss behandelt werden.