Schulklasse
APA/HERBERT NEUBAUER
APA/HERBERT NEUBAUER
Coronavirus

Über 600 Schulklassen in Quarantäne

Die Zahl der Schulklassen, die wegen CoV-Quarantänemaßnahmen gesperrt werden müssen, steigt weiter: Zuletzt waren 522 von insgesamt 720 Schulen in Wien von Teilsperren einzelner Klassen betroffen. Insgesamt sind bereits 603 Klassen in Quarantäne.

Das sind rund fünf Prozent aller Klassen. Oft ist es also nur eine Klasse pro Schule, die zumachen musste, besagen die jüngsten Zahlen aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Insgesamt gibt es in Wien rund 11.000 Schulklassen.

Wie viele Schulkinder aktuell in Isolation sind, wurde nicht bekanntgegeben, lässt sich aber ungefähr hochrechnen. Bei einem angenommenen Mittelwert von 20 Kindern pro Klasse käme man auf über 12.000 Kinder und Jugendliche und 24.000 betroffene Elternteile. Im Kindergartenbereich gibt es desweiteren mit Stand Donnerstagvormittag 71 Teilsperren, 88 Kindergartengruppen sind gesperrt.

600 Schulklassen in Quarantäne

Die Zahl der Schulklassen, die wegen CoV-Quarantänemaßnahmen gesperrt werden müssen, steigt weiter: Zuletzt waren 522 von insgesamt 720 Schulen in Wien von Teilsperren einzelner Klassen betroffen. Insgesamt sind bereits 603 Klassen in Quarantäne.

Verkürzte Quarantäne ab sofort

Ab sofort gilt die verkürzte Quarantänezeit, hieß es am Donnerstag aus dem Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) gegenüber wien.ORF.at: „Die verkürzte Quarantänezeit, die wir immer gefordert haben, wird Erleichterungen bringen. Leider hat der Bund diese Verordnung sehr spät übermittelt, sodass wir erst mit dem heutigen Tag umstellen können.“ Ein Freitesten ausschließlich für den Schul-/Hortbesuch ist somit für K1-Kontaktpersonen unter den Schülerinnen und Schülern ab Tag fünf nach dem Letztkontakt mittels PCR-Test möglich.

Die aktuellen Vorgaben der Kontaktpersonennachverfolgung
für Schule und Hort, die den Schulen am Donnerstag übermittelt wurden, sehen zudem vor, dass bei einem postiv getesteten Kind die Gesundheitsbehörde für K1-Kontaktpersonen – das sind direkte Sitznachbarn im Radius von zwei Metern sowie sonstige enge Kontakte – Heimquarantäne ab dem Letztkontakt zum positiven Fall anordnen. Geimpfte oder genesene Personen werden als K2-Kontaktpersonen eingestuft. Alle anderen Personen aus dem Gruppen- und Klassenverband gelten als K2-Kontaktpersonen.

Freitestmöglichkeit nach fünf Tagen auch in Kindergärten

Auch in Wiener Kindergärten können sich Kinder, die aufgrund der Infektion eines anderes Kindes in Quarantäne geschickt wurden, ab sofort bereits nach fünf anstatt zehn Tagen per negativem PCR „freitesten“. Damit gilt dort die gleiche Regelung wie an den Schulen, geht aus entsprechenden Vorgaben der Stadt Wien hervor.

In Quarantäne müssen in den Kindergärten alle Kinder, die mit dem Infizierten engen Kontakt hatten. Sitznachbarn wie in der Schule gibt es nicht. Davon ausgenommen sind nur genesene Kinder, die als K2-Personen eingestuft werden können. Nach dem Freitesten am fünften Tag nach dem Letztkontakt mit dem infizierten Kind darf man wieder in den Kindergarten. Außerdem muss ab Tag zehn ein weiterer negativer PCR-Test vorgelegt werden.

Testchaos: „Es ist katastrophal“

Was das Testen betrifft, sei Wien das Bundesland, wo am meisten mit hochqualitativen PCR-Testungen getestet werde. "Allein in dieser Woche wurden über 600.000 Tests über ‚Alles gurgelt‘ abgewickelt, so viel wie noch nie zuvor. Wir wissen, dass es an einigen Schulstandorten noch Schwierigkeiten in der Umsetzung gibt. Diese werden sofort geprüft und geklärt.“ Schüler- und Lehrervertreter begrüßten am Donnerstag zwar, dass die nun eingesetzten aussagekräftigeren PCR-Tests für mehr Sicherheit sorgen sollen – „aber dafür müssen sie auch funktionieren“, betonte der oberste Wiener Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG).

Sowohl beim vom Bund organisierten PCR-Testprogramm „Alles spült“, das in den Wiener Volksschulen und in den übrigen Bundesländern bei allen Schülern zum Einsatz kommt, als auch beim Wiener Programm „Alles gurgelt“, bei dem die Schülerinnen und Schüler sich daheim testen und ihren Test entweder in der Schule oder anderen Abgabestellen in eine Box einwerfen, gebe es auch in Schulwoche zwei noch Probleme. „Es ist katastrophal.“ In einem Fall seien 70 Tests nicht abgeholt, im Schulergebnis aber als negativ ausgewiesen worden.

Schwierige Zusammenarbeit mit Gesundheitsbehörden

Erstaunlich schlecht funktioniert laut Lehrkräften und Schülern auch wieder die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden eineinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie. Die Behörden seien schlecht erreichbar, die Entscheidungen dauerten lange und würden bei vergleichbaren Fällen unterschiedlich ausfallen, berichtete der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG), Vorsitzender der ARGE Lehrer in der GÖD, am Donnerstag. Die Gewerkschaft habe deshalb auch schon in mehreren Fällen im Bildungsministerium interveniert.

Bei Infektionsfällen gebe es teilweise am späten Nachmittag noch immer keine Rückmeldung, berichtet Krebs aus Wien. Und so würden Direktionen die Schüler fallweise anweisen, zur Sicherheit am nächsten Tag daheimzubleiben – auch wenn es gar nicht ihre Kompetenz sei, gesundheitsbehördliche Entscheidungen zu treffen. Die im vergangenen Schuljahr nach vielen Beschwerden eingerichtete „Fastlane“ der Schulen zu den Gesundheitsbehörden funktioniere jedenfalls nicht wirklich.

Epidemiologin erwartet „Zurückrudern“

Eva Schernhammer, Professorin für Epidemiologie an der MedUni Wien, hielt es am Donnerstag im Ö1-Morgenjournal-Interview für möglich, dass man bei den neuen Bestimmungen für die Schule – Stichwort nur Sitznachbarn als K1 – wieder „zurückrudern“ werde müssen. Insgesamt sind die Infektionszahlen unter den Jungen derzeit deutlich höher als in der Gesamtbevölkerung, die Impfquoten sind hier geringer und für Unter-Zwölfjährige ist noch kein Impfstoff zugelassen.