Kinosaal Gartenbaukino
APA/ Martin Fichter-Wöß
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Kultur

Gartenbaukino neu im alten Look

Der historische Backlash ist gelungen: Wiens legendäres Einraumkino, das Gartenbaukino, strahlt und blinkt wieder im Stile der 1960er. Nach sieben Monaten Umbau ist das Ringstraßenlichtspielhaus rechtzeitig zum Beginn der Viennale am 21. Oktober fertig geworden.

Und die rund 3,36 Millionen Euro für das Projekt scheinen gut investiert. Man sei jedenfalls im Budgetrahmen geblieben, hieß es. Auch Kennerinnen und Freunde des Hauses, das seit 2018 unter Denkmalschutz steht, werden sich vermutlich schwertun, sofort mit dem Finger auf die Neuerungen deuten zu können.

Denn vor allem überwiegt der Eindruck, dass das Gartenbaukino frisch geputzt wurde und nun die heute wieder geschätzte Ästhetik einer Nachkriegsgrandezza ausstrahlt. Schließlich lautete das inoffizielle Motto auch „Back to the 60s“, wobei Architekt Manfred Wehdorn für den Rückbau verantwortlich zeichnete.

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Gartenbaukino aussen: Aufschrft „Kino von Welt“
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Kinosaal Gartenbaukino
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Gartenbaukino Foyer
Chris Mavrič
Gartenbaukino Lampen
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Einige Menschen im Foyer mit Bar im Gartenbaukino
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Gartenbaukino Foyer
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Gartenbaukino Spartacus
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Gartenbaukino Gang
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Gartenbaukino Zuschauerraum
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Gartenbaukino Sitze
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Kinosaal Gartenbaukino
ORF
Pressekonferenz, Menschen auf Bühne vor rotem Vorhang
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„Gebt der Stadt Farbe“

So wurden etwa die Originaldeckenplatten ebenso rekonstruiert wie die Beleuchtungskörper des Foyers. Der monumentale, 325 Laufmeter große Vorhang wurde in fünf Teilen gewaschen – und strahlt nun wieder in Blutrot. „Gebt der Stadt Farbe“, sei hier der Leitstern gewesen, so Wehdorn. Die 736 Sitze des Gartenbaukinos wurden aufgepolstert und machen es wieder möglich, auch tagesfüllende Filme von Apichatpong Weerasethakul bequem zu genießen.

Und nicht zuletzt präsentiert sich die legendäre Bar nun in gänzlich neuer, sprich alter, eckiger Stilistik. Abseits der sichtbaren Ästhetik galt es aber auch, das Augenmerk auf die technischen Aspekte hinter den Kulissen zu werfen, mussten doch die noch aus 1960 stammenden Lüftungs- und Sanitätsanlagen oder der Brandschutz für das Jahr 2021 adaptiert werden. „Vorher war die Technik von Kurzschluss zu Kurzschluss geeilt“, machte Wehdorn die Ausgangslage deutlich.

Gartenbaukino in neuem, alten Look

Der Stil der 60er Jahre ist geblieben. Für 3,36 Millionen Euro sieht das runderneuerte Innenleben eher aus wie geputzt. Rechtzeitig zur Eröffnung der Viennale ist das Lichtspielhaus mit einem Einraumkonzept und neuer Bestuhlung reif für den ersten Film.

Nicht zu viel „Retrofetischismus“

Der seit 2008 amtierende Gartenbaukino-Geschäftsführer Norman Shetler umriss das Konzept eines gewissen Mittelwegs: „Wir wollten nicht zu sehr mit dem Zeitgeist arbeiten, der auch bald wieder vorbei ist. Und wir wollten nicht zu sehr in den Retrofetischismus gehen.“

Eingangsbereich des Gartenbau Kinos
APA/Roland Schlager
450 Patinnen und Paten nutzten die Option, sich auf einem Sessel mit Namen zu verewigen

„Es ist ein Zeichen für die Kinokultur in Österreich“, streute Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer dem Projekt Rosen, das von Bundesseite mit 600.000 Euro unterstützt wurde. Die Stadt Wien trug zwei Millionen der 3,36 Millionen Euro Gesamtkosten. „Man kann unglaublich viel erreichen, wenn man gemeinsam zum richtigen Zeitpunkt aufs Gas steigt“, lobte Stadträtin Veronic Kaup-Hasler (SPÖ) die Kooperation.

Crowdfunding mit Sesselpatenschaften

Zusätzlich lief mit „Gartenbaukino forever“ eine von zahlreichen prominenten Unterstützerinnen und Unterstützern flankierte Crowdfunding-Kampagne in Form von Sesselpatenschaften, die 260.000 Euro hereinspielte, wobei sich 2.200 Personen als Mäzene beteiligten. 450 Patinnen und Paten nutzten etwa die Option, sich für 360 Euro mittels Goldplakette auf einem Sessel mit Namen zu verewigen.