Spritze mit Ampulle für Coronavirus-Impfung
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Wien impft

Umfrage: Pool der Impfbereiten ausgeschöpft

Der Impffortschritt bei der CoV-Schutzimpfung stagniert. Der „Pool der Impfbereiten“ sei „so gut wie vollständig ausgeschöpft“, ergeben die neuesten Daten des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) der Universität Wien.

Demnach ist nur noch rund ein Prozent der Bevölkerung willens, sich immunisieren zu lassen. Den Umfragedaten zufolge verbleiben „nur Zögerliche bzw. Unentschlossene und Nicht-Impfbereite“, hieß in dem dazugehörigen CoV-Blog-Beitrag. Auf dem Blog wird über die aktuellen Ergebnisse des Austrian Corona Panel Projects berichtet.

Es handelt sich um eine Panelumfrage der Universität Wien mit einer Stichprobe von 1.500 Personen, die die soziodemografische Struktur der österreichischen Bevölkerung repräsentativ abbildet. Dabei befragen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen seit Pandemiebeginn regelmäßig dieselben Personen, um auf diese Weise Veränderungen in einer Zeit rascher Umbrüche nachverfolgen zu können. Die jüngste Befragungsrunde erfolgte im September.

Politik erwägt rigorosere CoV-Vorschriften

Bei der 24-Stunden-Teststraße beim Happel-Stadion kommentieren Passanten das Thema CoV-Impfung. Um die Impfrate zu erhöhen und über die aktuelle CoV-Situation beraten Bund und Länder in einer Video-Konferenz am Freitagabend.

Dynamische Veränderungen bei Impfbereitschaft

Dabei zeigte sich, dass im Beobachtungszeitraum von Mai 2020 bis September 2021 die Impfbereitschaft in Österreich dynamischen Veränderungen unterworfen war. Sie sank zwischen Mai 2020 und Oktober bzw. Dezember 2020 von 46 Prozent auf 32 Prozent. Seit die zugelassenen Impfstoffe vorliegen (Beginn 2021) nahm der kombinierte Anteil von Impfbereiten und bereits Geimpften in den darauffolgenden Monaten kontinuierlich zu.

Allerdings verlangsamte sich der Anstieg zuletzt, hieß es in dem Blogbeitrag. Im September waren laut den vorliegenden Daten rund 75 Prozent der Befragten geimpft (mindestens eine Dosis). Ein Prozent sei noch impfbereit gewesen, acht Prozent zögerlich oder unentschlossen und 17 Prozent nicht impfbereit. Das Fazit der Wissenschaftler: „Damit ist inzwischen also der Pool der Personen, die angeben impfbereit zu sein, weitgehend ausgeschöpft und nur noch Zögerliche und Nicht-Impfbereite verbleiben.“

Bereitschaft bei Kinderimpfung relativ niedrig

Ein genauerer Blick wurde auch auf die Bereitschaft zur Kinderimpfung geworfen. Diese habe zwar zugenommen, bleibe aber verhältnismäßig niedrig, hieß es dazu. Im September hätten rund 30 Prozent der Personen, die mit Kindern bis 14 Jahre in einem Haushalt leben, angegeben, ihre Kinder ehestmöglich impfen lassen zu wollen. Zum Vergleich: Im Juni waren es 21 Prozent.

In Bezug auf dieses Ergebnis wurde darauf hingewiesen, dass die Gruppe der Befragten deutlich kleiner war als die Gesamtstichprobe, wodurch die Schätzungen grundsätzlich mit größerer Unsicherheit behaftet sind. Zudem dürfte das Alter der Kinder eine Rolle spielen, hieß es weiters. Vertiefende Subgruppen-Analysen würden nahe legen, dass die Impfbereitschaft umso höher ist, je älter die im Haushalt lebenden Kinder sind. Dieser Zusammenhang sei aber aufgrund der sehr kleinen Fallgruppen mit hoher Unsicherheit behaftet.

Impfpflicht bleibt umstritten

Klarer ist das Ergebnis zur kostenfreie Bereitstellung der Impfstoffe. Hier gibt es eine überaus hohe Zustimmung. 85 Prozent der Befragten antworteten auf die entsprechende Aussage mit „trifft voll und ganz zu“ bzw. „trifft eher zu“. Eine Pflicht zur Impfung bleibt unterdessen umstritten.

Eine allgemeine Impfpflicht wird nur von 35 Prozent befürwortet – und damit überwiegend abgelehnt. Währenddessen plädierte eine knappe Mehrheit (57 Prozent der Befragten) für eine Impfpflicht für spezifische Berufsgruppen.

Weitere Umfrage mit Impfskeptikern

Der Frage, was denn Impfskeptiker zum Stich bewegen könnte, ging die Medizinische Universität Wien gemeinsam mit Fachleuten aus der Politik- und Kommunikationswissenschaft in einer weiteren repräsentativen Online-Umfrage nach. Dafür mussten 1.500 ungeimpfte CoV-Impfskeptiker und -Impfskeptikerinnen hypothetische Impfkampagnen und fiktive Medienberichte über Covid-19-Impfstoffe bewerten, um mögliche Motivationen auszuloten.

Es zeigte sich, dass der „Wunsch nach Rückkehr zur Normalität“ und Empfehlungen von Ärzten und Ärztinnen sowie der Bundesregierung zu einer CoV-Schutzimpfung motivieren könnten, hieß es in einer Aussendung am Freitag. Regeländerungen (zum Beispiel „2G“ statt „3G“) wurden schlechter bewertet als die Beibehaltung der aktuell gültigen Regeln. Eine Impflotterie stieß auf wenig Begeisterung.

Infografiken überraschend wenig überzeugend

Weiters wurde den Befragten eine Auswahl fiktiver Medienberichte zum Impfthema vorgelegt: „Während Berichte zu Impfdurchbrüchen abschreckend wirkten, hinterließen Berichte zur guten Wirksamkeit der Impfstoffe einen positiven Eindruck, obwohl das Zahlenverhältnis der Impfdurchbrüche so gewählt wurde, dass es der erwartbaren Anzahl bei gegebener Wirksamkeit des Impfstoffs entsprach“, berichtete die Leiterin des Umfragen-Teams, Tanja Stamm. „Es machte also einen Unterschied, wie über den Impfstoff berichtet wurde.“

Unerwarteter Weise zeigte die Verwendung einer Infografik einen geringeren Nutzeneffekt als einfache Textbotschaften ohne grafische Darstellung. „Möglicherweise sind grafische Darstellungen für Menschen, die nicht gewohnt sind, diese zu interpretieren, schwierig zu verstehen oder können sogar unbeabsichtigt abschreckend wirken.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben auch an, einem normalen Zulassungsverfahren der EU-Behörden für einen CoV-Impfstoff mehr zu vertrauen als einem rein österreichischen Verfahren.

„Klare Botschaften“ für Zögerliche

Zusammenfassend lässt sich laut den Studienautorinnen und -autoren ableiten, dass gesamt gesehen die Nutzeneffekte eher gering ausfielen. Unter Umständen liege dies daran, dass manche jener Personen, die sich auch im Herbst 2021 noch zu keiner Impfung entscheiden wollten, schon sehr stark verfestigte Meinungen haben, die durch positive Anreize und effektive Kommunikation nur teilweise beeinflusst werden können. „Umso wichtiger wird es sein, dass aktuelle und zukünftige Impfkampagnen vor allem die noch Zögerlichen unter den Ungeimpften mit klaren Botschaften und auf unterschiedlichsten Kanälen erreichen.“

Um die Impfquote wieder zu heben, wünschten sich die Impfkoordinatoren in der Steiermark am Freitag weitere Maßnahmen seitens des Bundes. Der Infektiologe Robert Krause von der Med-Uni Graz warnte davor, auf einen CoV-Totimpfstoff zu warten, weil das Risiko, bis dahin an Covid zu erkranken, viel zu groß sei – mehr dazu in Tiefstand: Immer weniger Erstimpfungen (steiermark.ORF.at; 22.10.2021)