Intensivmediziner Arschang Valipour von der Klinik Floridsdorf im „Wien heute“-Studio
ORF
ORF
Coronavirus

Mediziner: „Bald deutlich mehr Patienten“

Wien verzeichnet aktuell 424 CoV-Neuinfektionen, die seit Mittwoch entdeckt worden sind. Wien hat damit im Bundesländervergleich die niedrigste 7-Tage-Inzidenz. Doch die Zahl der Spitalspatienten wird „deutlich“ steigen, sagt Intensivmediziner Arschang Valipour von der Klinik Floridsdorf.

Die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den abgelaufenen sieben Tagen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, liegt laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bei 287,8 (Stand: Donnerstag, 14.00 Uhr). Am höchsten ist die Zahl in Salzburg (439,6), gefolgt von Oberösterreich (407,8). Am niedrigsten ist der Wert in Wien (172,8) und im Burgenland (187,5).

„Wir rechnen damit, wir sind darauf vorbereitet“

186 Menschen müssen derzeit wegen Corona in den Wiener Spitälern auf den Normalstationen behandelt werden. Auf den Intensivstationen sind es 83. „Das Bild hat sich in den letzten vier bis acht Wochen nicht wesentlich verändert. Es sind Großteiles 40- bis 60-Jährige, die Großteils eben ungeimpft sind. Wir wissen, rund 90 Prozent haben keine Impfung erhalten“, sagte Intensivmediziner Arschang Valipour von der Klinik Floridsdorf im „Wien heute“-Studiogespräch .

Er rechnet mit einem Anstieg der Corona-Patientinnen und -patienten. „Wir rechnen damit, wir sind darauf vorbereitet. Und es ist durchaus anzunehmen, dass tatsächlich in den nächsten vier Wochen deutlich mehr Patientinnen und Patienten auch eine Betreuung benötigen werden“, so Valipour.

Im Studio: Intensivmediziner Valipour

Zur Situation an Wiens Covid-Stationen ist Intensivmediziner Arschang Valipour zu Gast im „Wien heute“-Studio.

Er sieht in Wien das Spitalswesen gut aufgestellt, mit einer „hohen" Anzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese Qualität gewährleisten können“. Aber es gebe natürlich auch Grenzen. „Und wenn wir wieder in den Bereich kommen, wo wir vielleicht in der dritten Welle waren, dann kann die Belastung ein Ausmaß erreichen, wo es durchaus auch zu Kapazitätsproblemen kommen kann“, sagte Valipour.

Klimek: Drei Faktoren entscheidend

Wie es mit der vierten Welle weitergeht, hängt laut Komplexitätsforscher Peter Klimek von drei Faktoren ab. „Wie viele Leute werden sich noch impfen lassen, wie viele Leute haben bereits Kontakt mit dem Virus gehabt, ohne dass sie es wissen und inwiefern wird dann noch an der Maßnahmenschraube gedreht“, sagte Klimek im „Wien heute“-Interview.

Nach den Herbstferien erwartet Klimek wieder einen Anstieg der Fallzahlen. „Je stärker es jetzt ansteigt, desto früher erreichen wir den Punkt der Durchseuchung mit allen negativen Konsequenzen. Nachdem Wien jetzt vergleichsweise eine der schwächsten Dynamiken in Österreich zeigt, wird Wien diese Durchseuchung eher am langsamsten erreichen. Was uns die Chance gibt, dass wir den Impfschutz in der Bevölkerung verbessern können“, so Klimek.

CoV-Zahlen und Prognose für Wien

Österreichweit gehen die Neuinfektionszahlen wieder steil nach oben. Wien stagniert auf hohem Niveau und hat die niedrigste 7-Tages Inzidenz der Bundesländer. Was sagen Zahlen Experten über die Entwicklung der kommenden Wochen?

Dass Wien derzeit die niedrigeste 7-Tage-Inzidenz hat, hat laut Klimek folgende Grüne: „Es war vor allem das setzen auf niederschwelliges PCR-Test-Angebot und eine Ausweitung der 2G-Regel auf Bereiche, wie Nachtgastronomie. Dadurch, dass wir schon einen entsprechenden Impffortschritt in der Bevölkerung haben, brauchen wir zwar nicht mehr so viele Maßnahmen, wie im letzten Herbst. Aber ein bisschen was muss getan werden, dass man diese Delta-Welle in den Griff kriegt".