Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Donnerstag, 04. November 2021, während einer PK zur aktuellen Corona-Situation in Wien.
APA/GEORG HOCHMUTH
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Coronavirus

Wien ermöglicht Impfung für jüngere Kinder

Die Stadt Wien will im Kampf gegen die Pandemie nun rasch strengere Maßnahmen umsetzen. Unter anderem soll die CoV-Impfung für Kinder ab fünf Jahren ermöglicht werden, auch ohne Zulassung. Die Umsetzung soll noch mindestens eine Woche dauern.

„Was die Stadt auf jeden Fall möchte, ist, die große Anzahl der Kinder schützen“, erklärt Michael Binder im „Wien heute“-Interview. Er ist medizinischer Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes und Berater von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Es solle nun ein niederschwelliges Impfangebot geben, besonders für jene Kinder, die „ein medizinisches Zusatzproblem haben, wo eine Impfung aus heutiger Sicht schon indiziert ist“, so Binder.

„Es erfolgt ganz klar eine fachärztliche Beratung und dann kann individuell für jedes Kind entschieden werden, ob geimpft wird oder nicht“, schildert der medizinische Direktor des Gesundheitsverbundes. So sei die Impfung – auch ohne Zulassung – „auf jeden Fall vom Impfschadengesetz gedeckt“, betont Binder gegenüber „Wien heute“. Das Risiko durch die Impfung sei jedoch auch für Kinder „sehr, sehr klein und der Nutzen überwiegt sicher.“

Experte über die Impfung für jüngere Kinder

Wien will nicht abwarten, sondern rasch strengere Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie umsetzen. Dazu gehört unter anderem die Impfung von fünf- bis zwölfjährigen Kindern. Michael Binder vom Wiener Gesundheitsverbund erklärt die Entscheidung.

Impfangebot „bis Ende November“ in Impfstraßen

Bis zur Umsetzung wird es laut Binder „zumindest eine Woche“ dauern: „Bis Ende November wollen wir das in den Impfstraßen anbieten.“ Derzeit sind Impfstoffe gegen das Coronavirus in Europa erst für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen. In den USA gibt es für Kinder ab fünf Jahren bereits eine Notfallzulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer. Die Entscheidung der Europäische Arzneimittelbehörde EMA ist noch ausständig.

Bürgermeister Ludwig hatte am Donnerstagnachmittag in einer Pressekonferenz angekündigt, dass man die Impfung für jüngere Kinder ermöglichen werde. Damit komme man einem „sehr starken Interesse seitens der Eltern“ nach, so Ludwig. Es werde ein „ergänzendes Angebot“ zu jenen Kinderärztinnen und Kinderärzten geben, die bereits jetzt Kinder außerhalb der Zulassung gegen das Coronavirus impfen würden. „Wir werden uns eine entsprechende Konstruktion überlegen“, analog zu den Impfstraßen, sagte Ludwig.

Wien setzt auf 2-G

Wien verschärft die Corona-Maßnahmen noch vor dem Krisengipfel der Regierung: Ab kommender Woche zieht Wien die Stufe 4 im Corona-Stufenplan vor und setzt in allen öffentlichen Bereichen auf die 2-G-Regel.

Keine Impfungen ohne Termine

Ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) erklärte, man sei nun auf der Suche nach Kinderärztinnen und -ärzten, die bereit sind, die Immunisierungen in der geplanten Einrichtung vorzunehmen. Nötig werde aber jedenfalls die Zustimmung der Eltern sein. Auch wird es wohl, anders als bei der Impfung für Erwachsene, keine Slots ohne vorherige Terminbuchung geben. Denn die Beratungen bei der Kinderimpfung werden umfangreicher sein und wohl länger dauern, wurde betont. An welchem Ort die Impfstraße eingerichtet wird, ist noch offen.

Gesundheitsministerium reagierte verhalten

Das Gesundheitsministerium wies in einer Stellungnahme gegenüber der APA darauf hin, dass Off-Label-Impfungen grundsätzlich als Ausnahme gedacht seien, will die Ankündigung der Stadt Wien aber erst näher beurteilen, wenn die Pläne im Detail vorliegen. Das Nationale Impfgremium werde jedenfalls eine Impfung von Kindern, die jünger als zwölf Jahre sind, erst nach Prüfung und Zulassung durch die EMA empfehlen. Mit der Entscheidung der EMA sei aber bald zu rechnen, hieß es.

Für einen Immunisierungsnachweis kann die Off-Label-Impfung nicht herangezogen werden, erläuterte der Sprecher. Darum wird die am Donnerstag verkündete 2G-Regel erst für Personen ab zwölf Jahren gelten. Für Kin-der ab sechs Jahren reicht weiterhin ein Coronavirus-Test für einen Besuch im Lokal oder beim Friseur.

2-G-Regel für Gastronomie

Als weitere Maßnahmen kündigte Ludwig m Donnerstag an, die vierte Stufe des Coronavirus-Maßnahmenplans der Regierung vorzuziehen. Es sei angesichts der stark steigenden Zahlen notwendig, rasch zu reagieren. So werde Wien bereits Ende nächster Woche die vierte Stufe umsetzen. Das bedeutet laut Ludwig die 2-G-Regel in Gastronomie, bei körpernahen Dienstleistungen und bei Zusammenkünften ab 25 Personen.

Weiters dringend notwendig ist laut Ludwig eine Infokampagne für den dritten Stich: „Wir sehen, dass erst mit dem dritten Stich ein möglichst umfassender Schutz gewährleistet werden kann.“ Nur damit könne man weitgehend davon ausgehen, dass ein sehr zuverlässiger Schutz gegeben sei. Es sei notwendig, jene zu impfen, deren zweiter Stich schon lange zurückliegt.

Wirksame Kontrolle wichtig

Ludwig betonte, dass auch die Kontrolle all dieser Maßnahmen wichtig sei: „Es muss klar werden, dass Maßnahmen ernst zu nehmen sind.“ Seit Mitte Mai würden Wiener Polizei und Gruppe für Sofortmaßnahmen Kontrollen durchführen. Seitdem sind laut Ludwig etwa 10.000 Betriebe kontrolliert und über 50.000 Personen erfasst worden. Es habe 1.570 Anzeigen und Organmandate „aus verschiedensten Gründen“ gegeben.

In 53 Fällen mussten Lokale bzw. Veranstaltungen geschlossen oder beendet werden. Es werde weiter „sehr strenge Kontrollen geben, es muss klar werden, dass es um Schutz der Bevölkerung geht, nicht nur für die eigene Person, sondern auch für Mitmenschen, mit denen man etwa gemeinsam in einem Lokal sitzt.“ Solidarität in der Pandemie sei wichtig, schloss Ludwig.

Keine Verschärfungen für Schulen

An den Schulen sind am ersten Testtag nach den Herbstferien in fünf Bundesländern unterdessen bereits knapp 1.400 positive PCR-Tests registriert worden. Das ist deutlich mehr als in der Woche vor den Ferien. 668 positive Tests entfielen dabei auf Wien. Zum Vergleich: In der Woche vor den Ferien waren es in Wien bei sogar zwei Tests noch 480 positive Tests.

Noch gar nicht eingerechnet in diese Zahlen sind jene Tests, die noch am letzten Ferientag gemacht wurden. In Wien appellierten die Bildungsdirektion bzw. zahlreiche Schulen an die Schülerinnen und Schüler, nur mit negativem PCR-Test in die Schule zu kommen. Bei diesen Tests am Dienstag wurden 481 Infektionen verzeichnet – möglicherweise teilweise aber keine Neuinfektionen.

Der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) hielt in einer Aussendung an den derzeitigen Maßnahmen an den Schulen fest. „Mir ist wichtig, dass die bereits sehr hohen Sicherheitsmaßnahmen an Wiener Schulen gleich bleiben und es zu keinen zusätzlichen Verschärfungen kommt.“ Bevor auch nur ein Schulkind von zusätzlichen Maßnahmen betroffen sei, würden ungeimpfte Menschen mit weiteren Schritten zu rechnen haben.