Arztpraxis dock
Christoph Liebentritt / buero butter
Christoph Liebentritt / buero butter
Chronik

Neues Ärztezentrum für Menschen ohne E-Card

Immer mehr obdachlose und nicht versicherte Menschen in Wien brauchen medizinische Versorgung. Sie finden ab sofort in der neuen Sozial- und Gesundheitspraxis dock von Neunerhaus und Vinzenz Gruppe im Sonnwendviertel eine weitere Möglichkeit dazu.

Medizinische Unterstützung und Beratung sind für zehntausende Menschen, die in Österreich leben, keine Selbstverständlichkeit. Im Cape 10 können all jene andocken, die sonst kaum Zugang zum Gesundheitssystem haben. Schmerzen, Schwangerschaft, Vorsorge oder eine akute Krankheit: Dock bietet medizinische Abklärung und Behandlung durch ehrenamtliche Fachärztinnen und Fachärzte der Vinzenz Gruppe und aus dem Netzwerk von neunerhaus sowie Beratung durch neunerhaus-Sozialarbeiterinnen und -Sozialarbeiter.

In drei Ordinationsräumen bieten Ärzte sowie Ehrenamtliche aus allen fünf Wiener Krankenhäusern der Vinzenz Gruppe jeden Dienstag und Donnerstag Hilfe an. Wöchentlich wechseln die Fachrichtungen, derzeit sind das Gynäkologie und Geburtshilfe, Innere Medizin mit den Bereichen Gastroenterologie und Hepatologie, Diabetologie, Pulmologie, Orthopädie und Schmerzmedizin, Urologie, Augenheilkunde, Chirurgie. Ebenfalls angeboten werden Physio- und Ergotherapie, diplomierte Krankenpflege und die Betreuung durch eine Hebamme. Dazu kommen noch Sozial- und Gesundheitsberatung.

Lückenschluss zwischen Allgemein- und Fachmedizin

Neunerhaus und Vinzenz Gruppe arbeiten seit Jahren zusammen, um Gesundheitsversorgung für alle zu ermöglichen. Seit 15 Jahren biete neunerhaus medizinische Versorgung für obdachlose und nichtversicherte Menschen an. Im neunerhaus Gesundheitszentrum in Margareten sowie mit mobilen Ärzten werden pro Jahr rund 6.000 Menschen versorgt.

Die Tendenz sei steigend, sagte Elisabeth Hammer, neunerhaus-Geschäftsführerin. Durch die Kooperation mit Partnern wie der Vinzenz Gruppe gelinge der Lückenschluss zwischen Allgemeinmedizin und fachärztlicher Betreuung. Das neue gemeinsame Angebot sei eine wichtige und notwendige Ergänzung dieser Zusammenarbeit und trage auch zur Entlastung der Spitalsambulanzen bei.

Ergänzung als besonderer Lichtblick

Die Räume von dock wurden von der Cape 10 Stiftung mit Unterstützung der OMV errichtet. Das Projekt wurde mithilfe einer Anschubfinanzierung der Ordensgemeinschaft der Barmherzigen Schwestern sowie Sachspenden der Wiener Krankenhäuser der Vinzenz Gruppe und kostenloser Dienstleistungen externer Unterstützer realisiert. Um das Projekt über das erste Jahr hinaus fortsetzen zu können, sind Spenden und Sponsoren weiter gesucht. Neben Geld für Miete, Medikamente und dem Gehalt der fix angestellten Mitarbeiter sind Ehrenamtliche wichtig für den Fortbestand von dock.

Die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig eine funktionierende Gesundheitsversorgung ist. Dock biete hier einen niederschwelligen Zugang zu ärztlicher Versorgung und Beratung und ergänze die zahlreichen Angebote der Wiener Wohnungslosenhilfe, sagte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Von einem besonderen Lichtblick gerade in Krisenzeiten, wo von knappen Ressourcen und Engpässen bei der Versorgung die Rede sei, sprach Katharina Reich vom Bundesministerium für Gesundheit. Der Umgang mit Menschen am Rande der Gesellschaft mache die Qualität eines Gesundheitssytems deutlich.