Gewaltschutzkampagnen-Würfel der Stadt
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Chronik

Neue Kampagne gegen Gewalt an Frauen

Wien startet eine großflächige Kampagne „Halt! Zu mir!“, um Menschen zu mehr Zivilcourage zu ermutigen und um gegen Gewalt an Frauen anzugehen. Zu sehen und hören sind Beispiele, wie man in bedrohlichen Situationen anderen helfen kann.

Ein Mann, der eine Frau in der U-Bahn belästigt. Eine Nachbarin mit einem blauen Auge. Ein Mann, der einer Frau im Park auf den Oberschenkel greift: Diese Situationen stehen beispielhaft für Momente, in denen die Zivilcourage der Beobachter gefragt ist, aber das Einschreiten nicht einfach sein kann – etwa aus Angst. Ziel der Stadt-Wien-Kampagne ist es, zu informieren, zu sensibilisieren und konkrete Tipps anzubieten, hieß es am Mittwoch.

Neun Frauen getötet

Wie wichtig das Thema ist, zeigt auch die Statistik zur Gewaltkriminalität gegen Frauen. Im Bereich der Privatsphäre stellte in der Bundeshauptstadt 2020 die direkte physische Gewalt mit 3.466 angezeigten Körperverletzungsdelikten die häufigste Form der Gewalt dar. Aber auch gefährliche Drohungen (1.200 Anzeigen) sowie die fortgesetzte Gewaltausübung (544 Anzeigen) kamen häufig vor.

Nummern gegen Gewalt:

  • Polizei-Notruf: 133
  • Euro-Notruf: 112
  • 24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien: 01 71719
  • Frauenhaus-Notruf: 05 77 22
  • Opfer-Notruf: 0800 112 112

Die Polizei sprach zudem 3.398 Betretungs- und Annäherungsverbote aus, um gefährdete Personen (zumeist Frauen) vor möglicher zukünftiger Gewalt zu schützen. Im Jahr 2020 gab es in Wien sechs Morde an Frauen (Zahl aus der polizeilichen Kriminalstatistik 2020), 2021 wurden schon neun Frauen Opfer von Tötungsdelikten.

Aufruf zur Zivilcourage

„Die Kampagne der Stadt Wien für Zivilcourage und gegen Gewalt an Frauen soll daran erinnern, dass jeder und jede Einzelne einen Beitrag zu einem sicheren und respektvollen Miteinander leisten kann. Gewalt gegen Mitmenschen und insbesondere gegen Frauen können wir nur gemeinsam begegnen – auf Augenhöhe und mit der Courage, hinzuschauen und ‚Halt!‘ zu sagen“, erklärte die Frauensprecherin der Wiener NEOS, Dolores Bakos.

Und Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) unterstrich: „Oft ist es ein wichtiger Schritt, einer betroffenen Frau zu zeigen, dass sie in der Situation nicht alleine ist. Die eigene Sicherheit muss da immer im Vordergrund stehen. Bei Gefahr heißt das: Die Polizei rufen! Und: Die Mitarbeiterinnen des Frauennotrufs sind rund um die Uhr für Betroffene da – genauso wie für alle Wienerinnen und Wiener, die handeln und helfen wollen.“

Notrufnummern auf riesigem Würfel

Die Kampagne umfasst auch eine Installation in Form eines riesengroßen Würfels im Arkadenhof des Rathauses. Wer vorbeigeht, hört vertonte Erzählungen von Wienerinnen und Wienern, die Szenen von Beleidigungen, Belästigungen oder Gewalt gegen Frauen beobachtet und gehandelt haben. An den vier Seiten des Würfels sind die Sujets der Kampagne und die Nummern des 24-Stunden Frauennotrufs (01 71719) und der Polizei (133) angebracht. Mitte Dezember soll die Installation auf den Platz der Menschenrechte auf der Mariahilfer Straße übersiedeln.

Der 24-Stunden-Frauennotruf, auf den auch explizit auf der Würfel-Installation hingewiesen wird, ist eine wichtige Anlaufstelle für alle Frauen und Mädchen ab 14 Jahren, die von sexualisierter, körperlicher und bzw. oder psychischer Gewalt betroffen sind oder Gewalt in der Vergangenheit erfahren haben. Hauptthema in den Gesprächen mit den Hilfesuchenden ist meist sexualisierte Gewalt (41 Prozent), wie die Statistik zeigt.

2020 wurden 12.806 Beratungen durchgeführt. Häufig ging es auch um körperliche Gewalt (30 Prozent) und psychische Gewalt (27 Prozent). Der Frauennotruf kann auch kontaktiert werden, wenn man sich auf brenzlige Momente vorbereiten will. In gefährlichen oder eskalierenden Situationen soll jedenfalls der Polizei-Notruf gewählt werden.

Kampagne gegen Gewalt an Frauen

Allein heuer sind in Wien schon neun Frauen Opfer eines Tötungsdeliktes geworden. Und das ist nur die traurige Spitzes des Eisbergs. Denn jede fünfte Frau bei uns hat schon einmal in irgendeiner Form erlebt. Ab Donnerstag wird weltweit mit orangen Gebäuden darauf aufmerksam gemacht. Und auch die Stadt startet eine Kampagne für mehr Zivilcourage.

Förderung für Gewaltschutzvereine verdoppelt

Neben der Kampagne setzt Wien noch weitere Schritte. Im kommenden Jahr soll das Gewaltschutznetz in der Stadt weiter ausgebaut werden. Die Mittel für die Gewaltschutzvereine werden dabei auf zwei Millionen Euro verdoppelt, mehr Budget fließt etwa auch in die Männerberatung. Außerdem startet der Bau des fünften Frauenhauses. An den derzeitigen vier Standorten gibt es 175 Plätze. Im Vorjahr fanden dort 604 Frauen und 575 Kinder Schutz.

Ich ersuche daher um Ergänzung des Opfer-Notrufs 0800 112 112 bzw. der dazugehörigen Website www.opfer-notruf.at