Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis)
Michael Franzen
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Chronik

Amphibien und Reptilien in der Großstadt

Vom Alpenkammmolch bis zur Zauneidechse: 17 Amphibien- und neun Reptilienarten sind in Wien heimisch. Neben diesen autochthonen Arten leben in Wien auch zahlreiche eingeschleppte Arten und haben sich zum Teil schon etabliert.

Ihnen allen widmet ein Forschungsteam des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien ein neues Buch. Und das, obwohl die Stadt trotz zahlreicher Grünflächen und Schutzgebiete „kein optimaler Lebensraum“ für die Tiere ist, sagte Herausgeberin Silke Schweiger anlässlich der Buchpräsentation.

Auch wenn die Habitate nicht alle optimal sind, zählen zahlreiche Amphibien und Reptilien zu den Bewohnern von Parks und Grünflächen der Bundeshauptstadt, ihren Anteilen am Nationalpark Donauauen und am Biosphärenpark Wienerwald sowie weiteren kleinen Landschafts- und Naturschutzgebieten. Darunter sind bekannte Arten wie der Feuersalamander, die Erdkröte oder die Blindschleiche, aber auch Raritäten wie die Knoblauchkröte, der Moorfrosch oder die Europäische Sumpfschildkröte.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Donaukammolch (Triturus dobrogicus)
Michael Franzen
Donaukammolch (Triturus dobrogicus)
Michael Franzen
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Knoblauchkröte (Pelobates fuscus)
Wechselkröte (Bufotes viridis)
Michael Franzen
Wechselkröte (Bufotes viridis)
Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis)
Michael Franzen
Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis)

Auf den „Roten Listen“

Diese Tiere und ihre Lebensräume stellen 18 Autorinnen und Autoren rund um die Herausgeber Schweiger, Kuratorin der herpetologischen Sammlung am NHM Wien, und ihre NHM-Kollegen Georg Gassner und Günther Wöss sowie Jürgen Rienesl vom Naturschutzreferat MA22 mit Bildern und Zeichnungen vor und beschreiben ihren Schutzstatus und ihre Gefährdung.

Denn alle 26 in Wien heimischen Amphibien- und Reptilienarten sind in einer der verschiedenen Gefährdungsstufen der „Roten Listen“ eingeordnet. Mittels QR-Codes im Buch können auch die Stimmen der Frösche, Kröten und Unken abgerufen werden. In verschiedenen Geschichten zeigen die Autoren zudem, wie sehr Amphibien und Reptilien Teil von Wien sind – auch in Kunst und Kultur.

Kuriose Geschichen und eingeschleppte Arten

Und sie beschäftigen sich in Sonderthemen mit der Forschung rund um Amphibien und Reptilien, mit Wanderwegen, kuriosen Geschichten und eingeschleppten Arten („Neozoen“). Von diesen gibt es vor allem durch Aussetzungen genügend – vom Griechischen Teichmolch, der sich laut Schweiger in der Bundeshauptstadt bereits etabliert hat, bis zu mehreren Arten von Schmuckschildkröten, von denen es teilweise auch schon Nachweise für Reproduktion gibt.

Literaturhinweis

Silke Schweiger, Georg Gassner, Jürgen Rienesl & Günther Wöss (Hrsg.): „Wien: Amphibien & Reptilien in der Großstadt. Die spannende Vielfalt der urbanen Herpetologie“, Verlag NHM Wien, 456 S., 45 Euro, ISBN: 978-3-903096-30-1

Auch Missouri- und Mississippi-Höckerschildkröten, Scheltopusik, Abgottschlange oder Puebla-Königsnatter wurden in Wien schon gesichtet. Während manche Arten wie die Mauereidechse in Manier von Kulturfolgern horizontale Strukturen mit nicht verfugten Mauern in der Stadt nutzen kann, etwa eine Population im Wertheimsteinpark in Wien-Döbling, oder Äskulapnattern in Gärten und Kleingartensiedlungen eine Lebensraum-Nische finden, sind mit der Entwicklung Wiens zur Großstadt auch Arten verschwunden.

Verschwundene Arten

Schweiger nennt etwa die Wiesenotter, die kleinste Giftschlange Europas, von der es früher noch Beobachtungen auf dem Stadtgebiet gegeben hat, sowie die Bergeidechse, von der die letzte Beobachtung aus dem Jahr 1913 vorliegt.