Der Trude-Waehner-Platz in der Josefstadt wird umgestaltet
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Chronik

In der Josefstadt fehlen 27 Bäume

Im Wiener Baumkataster finden sich für die Josefstadt verhältnismäßig wenige grüne Punkte, also Bäume. 30 neue sollten eigentlich dazu kommen. Doch statt 30 wurden es nur 3, was bezirksintern für Debatten sorgt.

Kugelspitzahorn und Eschen in größerer Zahl sind im dicht verbauten achten Wiener Gemeindebezirk im Hamerlingpark zu finden. Doch über den Bezirk verteilt stehen laut Daten aus dem Jahr 2020 in keinem Bezirk in absoluten Zahlen weniger Bäume in Straßen und Parks als in der Josefstadt. Umso mehr gewinnt es an Bedeutung, wenn die Behörden für den Ausbau des Bildungsgrätzels Pfeilgasse vorschreiben, dass dafür 30 neue Bäume gepflanzt werden müssen – tatsächlich aber nur ein Zehntel davon auch tatsächlich Wurzeln schlagen darf.

Die Josefstädter Straße
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In der Josefstadt fehlt es an Grün.

Streit um 27 fehlende Bäume

Die Wiener ÖVP zeigte sich fassungslos. Dass gleich 27 Bäume nicht gesetzt worden seien, sei die Schuld von Bezirksvorsteher Martin Fabisch. Der gehört den Wiener Grünen an. Trotzdem soll er laut ÖVP lieber eine Strafzahlung von 27.000 Euro in Kauf genommen haben, als neue Bäume zu setzen. Für die ÖVP sei klar: Das Wahlversprechen der Grünen von 500 Bäumen für die Josefstadt ist gebrochen worden.

Fabisch sieht das freilich anders. Er betonte, dass man die 27 Bäume sehr wohl pflanzen wolle, sie aber nicht pflanzen könne. Denn es fehle in der Josefstadt – siehe oben – schlicht am dafür nötigen Platz. Schuld daran soll unter anderem die Vorgängerin von Fabisch als Bezirksvorsteher sein. Das war Veronika Mickel, die im Oktober 2020 ihren Platz für Fabisch räumen musste. Mickel gehört der ÖVP an.

Der Vorwurf der Grünen an die türkise Vorgängerin ist, diese habe es verabsäumt, Platz für Baumpflanzungen in der Josefstadt zu schaffen. Das wiederum lässt die ÖVP so freilich nicht gelten. Wenn der Platz fehle, müsse man Platz schaffen, antworteten die Türkisen.

Der neue Park aus der Vogelperspektive
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Park BVA in der Josefstadt

Josefstadt kein einfaches Pflaster

Fabisch trat mit dem Versprechen an, Klimaschutzmaßnahmen und Aufenthaltsqualität im Bezirk in den Vordergrund zu stellen. Teil davon sollte eine Verdoppelung des Baumbestandes sein, hieß es exakt vor einem Jahr. Erst im vergangenen November wurde der neu gestaltete Trude-Waehner-Platz eröffnet, mit entsiegelten Bodenflächen, drei neuen Bäumen und fünf neuen Staudenbeeten. Auch in der Buchfeldgasse entsteht ein wenig mehr Grünraum durch eine Jugendsportanlage.

Aber auch unter Bezirksvorsteherin Mickel wurde die Josefstadt grüner. Im August 2019 wurde im Hinterhof des BVA-Gebäudes Josefstädter Straße/Ecke Blindengasse ein 3.000 Quadratmeter großer Garten geöffnet. Frisch bepflanzt und neu gestaltet, mit Bänken, Brunnen und Sportgeräten, tagsüber für jedermann zugänglich.

Fakt ist wohl, dass es in der dicht verbauten Josefstadt mit ihren gerade einmal drei Parks – den Schönbornpark, den Hamerlingpark und den kleinen Tigerpark – nicht einfach sein dürfte, Bäume zu pflanzen. Man denke allein an die unterirdischen Leitungen. Ob aber 27 Bäume nicht doch irgendwo verteilt auf den Bezirk unterzubringen sind, wird wohl erst die Zukunft zeigen.