Mann steht vor Holocaust-Mahnmal mit Namen von Opfern in Wien
JOE KLAMAR/AFP
JOE KLAMAR/AFP
Politik

Gedenken an die Opfer des Holocaust

Heute ist Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust: Auch in Wien finden Veranstaltungen statt. Eine aktuelle politische Dimension bekommt das Thema durch die bei Anti-CoV-Demos getragenen „Judensterne“: Das soll nun strafbar werden.

Die UNO hatte den Internationalen Gedenktag 2005 ins Leben gerufen – und damit auf die Ereignisse des 27. Jänner 1945 verwiesen, als die Überlebenden des KZ Auschwitz durch Soldaten der Roten Armee befreit wurden. Bis heute gilt das NS-Vernichtungslager als Symbol für den Massenmord an sechs Millionen Juden und Millionen anderen Menschen, die von den Nazis verfolgt wurden wie Roma und Homosexuelle.

Kranzniederlegung auf dem Judenplatz

Zeremonien wurden etwa auf dem ehemaligen Lagergelände in Auschwitz, im deutschen Bundestag in Berlin und im EU-Parlament abgehalten. An einer Onlinegedenkfeier der israelischen Vertretung bei den Vereinten Nationen nahmen UNO-Generalsekretär Antonio Guterres und der israelische Botschafter in Wien, Mordechai Rodgold, teil.

Gedenken an Holocaust

Am internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner wird in zahlreichen Ländern der Opfer gedacht. Auch in Österreich findet dazu im Parlament eine Diskussionsveranstaltung statt.

In Wien legten Landtagspräsident Ernst Woller, die polnische Botschafterin Jolanta R. Kozlowska und der ukrainische Botschafter Vasyl Khymynets am Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoah auf dem Judenplatz Kränze nieder. Der Wiener Landtag hielt eine Gedenkminute in Erinnerung der Opfer ab, Kränze legten auch Vertreter des SK Rapid am Holocaust-Mahnmal im Ostarrichi-Park nieder. Und für 18 Uhr hat das Bündnis „Jetzt Zeichen setzen“ die Gedenkveranstaltung „Niemals vergessen. Keine Relativierung des Holocaust!“ auf dem Wiener Heldenplatz organisiert.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Kranz wird niedergelegt
PID – David Bohmann
Wien gedachte der Opfer des Holocaust
Kranz wird niedergelegt
PID – David Bohmann
Landtagspräsident Ernst Woller, die polnische Botschafterin Jolanta R. Kozlowska und der ukrainische Botschafter Vasyl Khymynets legten auf dem Judenplatz Kränze nieder
Abgeordnete vor der Mauer
PID – David Bohmann
Gedenken beim Shoa-Denkmal
Kranz wird niedergelegt
PID – David Bohmann
Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Israels Au§enminister Yair Lapid  bei der Namensmauern-Gedenkstätte im Ostarrichipark
APA/Hans Punz
Bundespräsident Alexander Van der Bellen (r.) und Israels Außenminister Yair Lapid (l.) bei der Namensmauer
Rapid gedenkt Holocaust-Opfern
Rapid Wien
Auch Rapid Wien legte einen Kranz nieder

Der israelische Außenminister Jair Lapid und seine deutsche Amtskollegin Annalena Baerbock zeigten sich unlängst „über die dramatische Zunahme von Leugnung, Verfälschung und Revisionismus des Holocaust“ besorgt. Der Anlass für diese gemeinsame Erklärung war die UNO-Resolution gegen Holocaust-Leugnung, die vergangene Woche verabschiedet wurde.

Vor allem in der Pandemie waren derartige Tendenzen festzustellen: CoV-Maßnahmen-Gegner erheben nämlich immer wieder den Vorwurf, mit den Schutzmaßnahmen werde eine Diktatur errichtet, und ziehen Vergleiche zur NS-Zeit. Bei den Protesten sind gelbe Sterne mit der Aufschrift „Ungeimpft“ in Erinnerung an das Zwangskennzeichen für Juden im Zweiten Weltkrieg zu sehen.

Neuer Strafbestand gefordert

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka will angesichts dessen nun den Straftatbestand zu Antisemitismus erweitern lassen: „Wenn man heute den Hitler-Gruß macht, dann ist das strafbar. Aber wenn jemand den Davidstern trägt oder mit Parolen wie ‚Wir sind die neuen Juden‘ bei einer Demonstration durch die Stadt marschiert, hat das keine strafrechtlichen Folgen. Die Verächtlichmachung der Opfer des Nazi-Regimes muss ein Straftatbestand sein“, sagte Sobotka am Rande seiner letzten Berlin-Reise.

„Ungeimpft“ steht auf einem nachgebildeten Judenstern am Arm eines Mannes.
APA/dpa/Boris Roessler
Verharmlosende Symbolik soll nun strafbar werden

Positiv reagierte am Mittwoch die Israelitische Kultusgemeinde Wien: „Die Verhöhnung der Opfer, auch der Überlebenden, muss aufhören“, erklärte Präsident Oskar Deutsch. „Davidsterne, im Stil der nationalsozialistischen ‚Judensterne‘, mit der Aufschrift ‚Ungeimpft‘ oder Hitler-Banner auf den Straßen dürfen kein ungeahndetes Kavaliersdelikt sein. Polizeiliche Anzeigen müssen strafrechtlich verfolgt werden“, forderte er.

Nach Angaben der NGO Jewish Agency und der Zionistischen Weltorganisation war die Zahl der antisemitischen Taten weltweit im Jahr 2021 so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Demzufolge ereigneten sich durchschnittlich mehr als zehn Vorfälle pro Tag – fast die Hälfte davon in Europa und knapp 30 Prozent in den USA.