Nach längerem Gerangel um den Standort – Praxisorientierte legten Wert auf eine Versuchswirtschaft am Land, Wissenschaftsorientierte bevorzugten die Stadt – wurde die „k. k. Hochschule für Bodencultur“ schließlich am 15. Oktober 1872 in Wien eröffnet. Zweck war „die höchste wissenschaftliche Ausbildung in der Land- und Forstwirtschaft zu erteilen“.
Start in der Josefstadt
Standorte gab es zunächst zwei – die Landwirtschaft wurde im Palais Schönborn in Wien-Josefstadt untergebracht, die Forstwirtschaft nach einer Übergangszeit in der noch bestehenden Forstakademie in Mariabrunn (heute Wien-Penzing) in der Skodagasse (Josefstadt). 1896 übersiedelte man schließlich an den heutigen Hauptstandort an der Türkenschanze – die ersten Gebäude waren das heutige Gregor-Mendel-Haus bzw. das Justus-Liebig-Haus in Währing.
Später kam zunächst eine Versuchswirtschaft in Groß-Enzersdorf (1902) und unmittelbar neben den ersten Gebäuden das Guttenberghaus (1912) hinzu. In der Ersten Republik gab es aufgrund des Studentenrückgangs erstmals Überlegungen für eine Fusionierung mit der Veterinärmedizinischen Universität – dieser auch später immer wieder auftauchende Gedanke wurde aber nie realisiert.
Zeit der Erweiterung
Erst in den späten 1950er Jahren wuchs die Hörerzahl wieder stärker – als Reaktion wurde das Wilhelm-Exner-Haus (ein ehemaliges Spital) in Döbling angemietet, 1975 das angrenzende Franz-Schwackhöfer-Haus gebaut. 1984 kamen der legendäre Türkenschanzwirt („Tüwi“) beim Hauptgebäude und das Cieslar-Haus dazu. Anfang der 1990er Jahre folgten später ausgebaute Standorte in der Muthgasse (Döbling) sowie das Interuniversitäre Forschungsinstituts für Agrarbiotechnologie in Tulln (NÖ).
2007 wurde Ingela Bruner die erste Rektorin einer österreichischen Universität und sie blieb bis zu ihrem Rücktritt zwei Jahre später die einzige. Der Türkenschanzwirt wurde 2018 durch ein neues Gebäude ersetzt. Das Gebäude mit dem selbstverwalteten Studentenbeisl war laut Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr sanierungsfähig.
11.000 Studierende
Heute gliedert sich die BOKU in 15 Departments und hat rund 11.000 Studierende. Neben den „klassischen“ Agrar- und Forstwissenschaften werden etwa auch Studien wie Umwelt- und Bioressourcenmanagement, Umweltingenieurswissenschaften, Lebensmittel- und Biotechnologie oder Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur bzw. Holz- und Naturfasertechnologie angeboten.
Die Jubiläumsfeierlichkeiten starten mit einer Auftaktveranstaltung am 31. Jänner. An diesem Tag endet auch die Amtsperiode von Rektor Hubert Hasenauer. Er übergibt die Leitung an Eva Schulev-Steindl. In mehreren Diskussionsrunden wird ein Blick in die Vergangenheit und Zukunft der Hochschule geworfen. Das Programm wird auch auf der Universitätswebsite live gestreamt.