Einkaufende in der Wiener Innenstadt
APA/Georg Hochmuth
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Coronavirus

Handelsverband stemmt sich gegen 2-G

Der Handelsverband macht auf drastische Auswirkungen der 2-G-Regel aufmerksam. Die Einschränkung würde nicht nur Jobs gefährden, sondern Verluste bringen und Kunden kosten. Bürgermeister Michael Ludwig solle die 2-G-Regel im Handel beenden.

Die Lage sei angespannt, hieß es zuletzt. „Seit mehr als elf Wochen müssen wir ein Viertel der Bevölkerung vom nicht-lebensnotwendigen Handel aussperren und unsere Kundschaft kontrollieren, obwohl unzählige wissenschaftliche Expertisen und Studien belegen, dass der Handel kein Corona-Hotspot ist“, sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Alleine im Wiener Handel werde von mehr als 3.000 Schließungen seit Pandemiebeginn ausgegangen. Die langfristigen Auswirkungen seien dabei noch gar nicht einbezogen.

Will befürchtete ein Abwandern der ungeimpften Kundschaft zum Online-Handel, was für den Sozialstaat Österreich schlecht sei. Die Umsatzausfälle sind laut Will enorm, denn auch geimpfte und genesene Menschen bleiben fern, da man sich Spontankäufe nicht mehr antut. Will forderte eine Perspektive für Beschäftigte: „Daher appellieren wir an den Wiener Bürgermeister: Retten Sie Jobs und geben Sie den Angestellten eine Perspektive indem Sie klarstellen, dass 2-G im Handel ausläuft. Besser heute als morgen.“

Minus 73 Millionen wöchentlich

Betroffene Händlerinnen und Händler würden wöchentlich in Wien 73 Millionen Euro an Umsatz verlieren, so Will weiter. Ludwig solle sein Versprechen einer „evidenzbasierten“ Entscheidung einhalten und keinen Wiener Sonderweg im Handel einschlagen. Studien bestätigten ebenso wie der deutsche Virologe Christian Drosten und der österreichische Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, dass der Einkauf mit FFP2-Maske sicher ist.

Viele Länder würden ihre Restriktionen aufheben, während Wien noch darüber diskutiere, diese beizubehalten. Doch das wäre weder virologisch noch wirtschaftlich begründbar. Mit dem 2-G-Aus würde Ludwig den Wiener Angestellten im Handel den Arbeitsalltag normalisieren „und damit wesentlich verbessern, da sie nicht mehr Polizei spielen müssen“.

Wien berät über weiteres Vorgehen

Für Donnerstagvormittag sind wieder Gespräche über das weitere Vorgehen in Sachen Coroa-Maßnahmen angesetzt. Stadt Wien und Experten beraten. Möglich sei eine Verschärfung auf Wiener Ebene. Ludwig hatte zuletzt seinen Unmut über die jüngsten Lockerungen geäußert. Er spreche sich weiterhin für einen „umsichtigen und vorsichtigen Kurs“ aus, hielt er fest.

„Wir befinden uns gerade mitten in der Omikron Welle mit täglich neuen Rekordzahlen an Infektionen und haben den Höhepunkt dieser Welle noch nicht erreicht. Es ist daher der falsche Zeitpunkt, um Lockerungsschritte anzukündigen“, ließ er am Wochenende via Twitter wissen – nachdem der Bund etwa angekündigt hatte, die Sperrstunde zu lockern.

ÖVP gegen Verschärfungen

Die Wiener ÖVP hat sich am Mittwoch gegen strengere CoV-Maßnahmen in Wien ausgesprochen. Wiens VP-Landesobmann Karl Mahrer hält die „Entschärfungen“ für Handel, Tourismus oder Gastronomie dringend nötig, wie er in einer Aussendung betonte. Ab 5. Februar sind stufenweise Lockerungen geplant. So soll eine Verschiebung der Sperrstunde von 22.00 Uhr auf 24.00 Uhr stattfinden, ab dem 12. Februar wird die 2-G-Regel im Handel fallen. In Tourismus und Gastronomie gilt ab dem 19. Februar wieder die 3-G-Regel.

In den Betrieben würde Unverständnis darüber herrschen, wenn Ludwig die Öffnungsschritte nicht mittrage, befand auch Klubobmann Markus Wölbitsch. Falls es doch strengere Maßnahmen gebe, sei ein spezifisches Entlastungspaket für die Wiener Wirtschaft unumgänglich, zeigte sich die Volkspartei überzeugt. Auch die Wiener FPÖ hat zuletzt bereits vor einem strengeren Wiener Kurs gewarnt – und am Dienstag sogar einen eigenen Aktionstag mit Protestaktionen abgehalten.