Prachtbau erstrahlt im originalen Glanz: Die Akademie der bildenden Künste Wien
Helmut Wimmer
Helmut Wimmer
Kultur

Wirbel nach Muslim-Ausstellung in Akademie

Die Ausstellung „Muslim*Contemporary“ an der Akademie der bildenden Künste ist bereits vorbei und schlägt dennoch jetzt hohe Wellen. Es geht um den Vorwurf des Naheverhältnisses zum politischen Islam, den zwei ÖVP-Gemeinderätinnen erhoben haben. Sämtliche Institutionen wehren sich in einem offenen Brief.

Die Kontroverse nahm ihren Ausgang mit der schriftlichen Anfrage der Wiener Gemeinderätinnen Laura Sachslehner und Caroline Hungerländer (beide ÖVP) an die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) sowie Bildungsstadtrat und Vize-Bürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS). Im Zentrum stand die im Herbst stattgefundene Ausstellung „Muslim* Contemporary“. Während die Anfragestellerinnen ein „Naheverhältnis zum politischen Islam“ orten und die Förderwürdigkeit des Projekts in Frage stellen, reagieren nun zahlreiche Institutionen und Interessensvertretungen mit einem offenen Brief.

„Mit künstlerischen Mitteln“

Darin warnen u. a. der Rektor der Akademie der bildenden Künste, Johan Hartle, die Direktorinnen der Kunsthalle Wien (WHW) und Secession-Vorstandsmitglied Ricarda Denzer „vor einem politisch motivierten ÖVP-Angriff auf feministische, anti-rassistische Kunst und kritische zivilgesellschaftliche Stimmen“.

Bei „Muslim* Contemporary“ habe es sich um einen Raum gehandelt, „in dem mit künstlerischen Mitteln Fragen von Diskriminierung, Repräsentation und Teilhabe diskutiert und kritisch reflektiert wurden“, heißt es seitens der Unterzeichner des offenen Briefes. „Außerdem hieß die Ausstellung Menschen willkommen, denen der Zugang zu etablierten Kulturinstitutionen aufgrund struktureller Diskriminierung oftmals erschwert wird.“

ÖVP-Kritik an Gruppenfoto mit erhobenen Fäusten

Die ÖVP-Abgeordneten kritisieren in ihrer Anfrage unter anderem ein Gruppenfoto, in dem einige Frauen ihre Faust in die Luft strecken. „Laut einem Bericht der Konrad Adenauer Stiftung über linksextreme Symbolik, steht die geballte Faust für ‚Kampf- und Gewaltbereitschaft‘“, heißt es in der Anfrage. Unter den abgebildeten Personen befänden sich auch eine SPÖ-Gemeinderätin und eine Grüne Nationalratsabgeordnete.

ÖVP über offenen Brief erstaunt

Prompt reagierte die Wiener Volkspartei dann auch auf den offenen Brief. So zeigten sich Sachslehner sowie Hungerländer „geradezu erstaunt“. „Es ist ein demokratiepolitisches Recht einer Oppositionspartei und jedes einzelnen Abgeordneten in Wien eine schriftliche Anfrage zu stellen“, heißt es in einer Aussendung. Nachsatz: „Vor allem wenn es um die Verwendung öffentlicher Gelder geht.“ Daraus einen Angriff auf die Kunstfreiheit zu konstruieren, sei „völlig absurd“.

Einmal mehr stellen die VP-Vertreterinnen „die berechtigte Frage, ob durch mögliche Förderungen der Stadt Wien Bemühungen zur notwendigen Eindämmung des politischen Islams konterkariert werden“. Den offenen Brief werten sie als „Angriff auf eine sachlich gestellte Anfrage im Wiener Gemeinderat“.

Kaup-Hasler: „Förderwürdiges Projekt“

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) hielt auf APA-Anfrage fest: „Die Kulturabteilung hat das von Frau Asma Aiad im Jahr 2021 eingereichte Projekt ‚Contemporary Art von und über muslimisches* Leben in Wien‘ mit EUR 5.000 finanziell unterstützt. Bei der Einreichung handelte es sich um ein förderwürdiges Projekt.“

Dabei habe es sich um ein multidisziplinäres Projekt gehandelt, „das den Stellenwert der Partizipation der muslimischen Community in der österreichischen Gesellschaft durch Bildung, Kunst, Dialog, Aktivismus und Kultur reflektieren sollte“. Ziel sei es gewesen, „einen Raum zu schaffen, in dem wichtige gesellschaftliche Diskurse reflektiert und durch Repräsentationen behandelt werden konnten“.