Desolate oder besitzerlose Fahrräder werden nach einem gewissen Zeitraum abgeschleppt. Sobald auffällt, dass das Rad lange unbenutzt steht, wird mittels einer Informationsschleife versucht, den Eigentümer ausfindig zu machen. „Dann warten wir eine Zeit ab und fahren nach ungefähr vier Wochen noch einmal hin. Wenn wir das Fahrrad unverändert vorfinden und sich niemand gemeldet hat, dann schleppen wir es ab“, so Andreas Tesar von der MA 48 Abschleppgruppe.
Nach der Abschleppung steht das Fahrrad dann weitere zwei Monate bei der MA48, in denen Besitzer das Rad abholen können. Wenn sich bis dahin kein Besitzer findet oder meldet, dann geht das Waisenrad ins Eigentum der Stadt über. Tesar sagte: „Zuerst werden die Fahrräder dem MA 48 Tandler angeboten. Das sind die Fahrräder, die mit wenig Reparatur wieder zum Verwenden sind, das sind ungefähr zehn Prozent. Weitere zehn Prozent werden sozialen Einrichtungen gegeben. Der Rest wird dann verschrottet.“
Alte Drahtesel werden reanimiert
Fahrräder fleddern darf dort auch der Fahrradshop „Reanimated Bikes“ am Neubau. Wie der Name sagt, wird den alten Drahteseln hier neues Leben einhaucht. Inhaber Peter Pluhar erklärte: „2020 war ein großer Ansturm, weil die Leute im ersten Lockdown nicht Straßenbahn fahren wollten. 2021 kam der Reparaturbon der Stadt Wien, der auch sehr wichtig für uns war.“
Letzte Reise der besitzlosen Fahrräder
1.500 Räder, meist in desolatem Zustand, haben im vergangegen Jahr von der MA48 abgeschleppt werden müssen. Eine Werkstatt am Neubau haucht den Waisenrädern vom Müllplatz aber neues Leben ein.
Hier werden die teils kaputten Fahrräder komplett zerlegt und mit neuen oder Originalteilen zu einem neuen Rad zusammengebaut. Ab 800 Euro bekommt man ein nachhaltiges Fahrrad, neu nach seinen Wünschen zusammengestellt. „Das Verständnis der Menschen, darauf zu achten, was man kauft, fängt bei Lebensmitteln an und hört eben beim Fahrrad auf“, so Pluhar.