Wien wird an den Plänen festhalten, den Parkplatz beim Naschmarkt umzugestalten. Das hat Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) am Mittwoch auf eine entsprechende Anfrage der ÖVP im Gemeinderat bekräftigt.
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Verkehr

Naschmarkt-Parkplatz: Weitere Ideensuche

Die Stadt hat die weiteren Schritte bei der Umgestaltung des Parkplatzes am Naschmarkt präsentiert. Zuletzt war eine Bürgerbeteiligung gelaufen, jetzt will man nicht sofort in die Realisierung übergehen, sondern plant einen Ideenwettbewerb.

Über 5.000 Bürgerinnen und Bürger haben laut Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) an dem Beteiligungsverfahren teilgenommen und Ideen für eine Umgestaltung eingebracht. Ursprünglich hätte man nun mit der Realisierung des Projektes starten wollen, stattdessen setzt man aber auf ein „kooperatives Verfahren“, sagte Sima. In einem EU-weiten Ideenwettbewerb werden konkrete Umsetzungsmöglichkeiten gesucht.

Markthalle am Naschmarkt – zurück zum Start

Bei der Planung räumt die zuständige Stadträtin Ulli Sima Fehler ein. Es wurde über Infrastruktur und Aussehen geredet, nicht aber über die Nutzung. 30.000 Wünsche sind in einem Beteiligungsverfahren eingegangen. Frühestens im nächsten Jahr soll es auch ein Siegerprojekt geben.

Siegerprojekt in einem Jahr

In drei Formen können diese eingereicht werden: Planungsteams können Referenzprojekte übermitteln, mit skizzenhaften Planungen können sich Personen ohne konkreten Fachwissen bewerben und schriftlich kann ein Nutzungskonzept eingereicht werden. Eine Jury unter der Leitung von Architekt Albert Wimmer, der unter anderem die Klinik Floridsdorf plante, sichtet dann alle Ideen und wählt die besten aus.

Die Vorschläge werden dann öffentlich ausgestellt und die Bevölkerung soll sie dann bewerten. Einige Rahmenbedingungen sind von der Stadt vorgegeben – etwa die Ergebnisse des Bürgerverfahrens, also etwa eine begrünte Aufenthaltsfläche. Auch statische Notwendigkeiten gibt es. Denn der Platz ist eine Überplattung des Wienflusses. Baumpflanzungen sind damit nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Einbezogen wird übrigens auch eine angrenzende Fläche beim Naschmarkt, die derzeit kaum genutzt wird.

Aus jedem der drei „Töpfe“ werden mindestens drei vielversprechende Vorschläge ausgesucht. Deren Urheber werden bis Herbst 2022 gemeinsam an einem Masterplan arbeiten. Dieser wiederum ist Grundlage eines Realisierungswettbewerbs. Wie das konkrete Siegerprojekt dann aussieht, soll im ersten Quartal 2023 feststehen.

Markthalle vorerst kein Thema

Der Bezirksvorsteher von Mariahilf, Markus Rumelhart (SPÖ), zeigte sich zufrieden mit den neuen Verfahrensschritt und hob hervor: „Vor zehn bis 15 Jahre hätten wir primär über Parkplätze gesprochen.“ Dass dies nicht mehr der Fall sei, sei durchaus ein „Paradigmenwechsel“. Planungsstadträtin Sima sah den „Zwischenschritt“ durchaus als Entgegenkommen an die Projekt-Kritiker, denen sie damit die Hand reichen wolle, wie sie betonte.

Von dem ursprünglichen Entwurf einer Markthalle distanziert sich die Stadt mittlerweile. Sima versicherte am Montag, dass die Halle – gegen die Anrainer-Initiativen Sturm gelaufen waren – ohnehin nie so geplant war, wie es kolportiert wurde: „Eine klotzige, klobige von allen Seiten geschlossene Halle wird es auf dem Platz nicht geben.“ Das sei auch nie ihr Wunsch gewesen.

Berüchtigte Hitzeinsel

Was es definitiv nicht mehr geben soll, sind die wüstenartigen Temperaturen im Sommer. Die 12.000 Quadratmeter große Fläche gehört zu den berüchtigtsten Hitzeinseln der Stadt. Die Neugestaltung soll die Situation nun grundlegend verbessern. Vorschläge gibt es bereits, denn auch in einem Bürgerbeteiligungsprozess wurden Ideen ventiliert. 30.000 Vorschläge trudelten ein, wie Sima bei der Präsentation der weiteren Schritte berichtete.

Im ersten Beteiligungsverfahren sprach sich laut Stadt eine überwiegende Mehrheit für eine klimabewusste Umgestaltung des Platzes aus. Gewünscht wurden konsumfreie Räume, Begrünung, Wasserelemente und Schatten. Einem Marktangebot und überdachten Bereichen würden viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer offen gegenüber stehen, sofern die großen Punkte wie Begrünung umgesetzt werden, so die Stadt.

Grüne: Klimkrise duldet keinen Aufschub

Kritik kommt am Montag von den Grünen. „Das Versprechen, den Fokus auf die direkt betroffenen Menschen zu legen, wird nun nicht einmal ignoriert. Ein weiterer Schlag ins Gesicht der Anrainer:innen, nachdem es seit Monaten keine Infoveranstaltung gab und auch der Bezirksvorsteher alle Anfragen der Grünen unbeantwortet ließ“, hieß es in einer Aussendung von Michi Reichelt, Bezirksvorsteher-Stellvertreter in Mariahilf. Die Klimakrise würde aber keinen Aufschub des Projekts dulden, so Reichelt.

Die FPÖ fordert einen „Erhalt des Status Quo auf dem Flomarkt-Gelände“, so Bezirksparteiobmann Leo Kohlbauer. Das sei besonders günstig und leicht realisierbar. Eine entsprechende Petition will Kohlbauer in den nächsten Tagen an Stadträtin Sima übergeben: „Wir haben hunderte Unterstützungserklärungen unter Anrainern, Flohmarkt-Besuchern und Standlern gesammelt, die den Wunsch der Bevölkerung widerspiegeln.“

Bürgerinitiative: „Richtige Richtung“

Nicht unzufrieden zeigte sich die Bürgerinitiative „Freiraum Naschmarkt“. Sie sah in einer Aussendung einen „guten Ansatz“. Die heutigen Informationen würden „in die richtige Richtung“ gehen. „Mit dem vorgeschlagenen kooperativen Verfahren wird eine zusätzliche Schleife gezogen und ein Raum zur Ideenfindung geöffnet – das baukulturelle Umfeld wird endlich mitgedacht.“ Auch wenn die Markthalle nicht mehr als solche bezeichnet wird, sei sie aber nicht vom Tisch, wurde gewarnt.

Wichtige Details seien zudem außer Acht gelassen worden. Gefordert wurde unter anderem, dass die Initiative einen Sitz in der Jury bekommt. Außerdem sei nicht sichergestellt, dass der gesamte Naschmarktparkplatz nach dem Umbau zur konsumfreien Zone erklärt werde. Der angedachte Raum für Lebensmittel-Verkauf solle im Naschmarktbereich geschaffen werden, also etwa als Erweiterung des bestehenden Bauernmarktes, betonte die Bürgerinitiative.