Quetzal-Kopfschmuck
KHM-Museumsverband
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Kultur

Azteken-Schmuck: Protest mit Audioguide

Eine Gruppe mexikanischer Aktivistinnen und Aktivisten hat die Audioguides des Weltmuseums ausgetauscht. Am Quetzalfeder-Kopfschmuck war statt der üblichen Beschreibung die Forderung eines Nachfahren der Azteken zu hören, die Krone an Mexiko zurückzugeben.

Auf den ausgetauschten Audioführern hörten Besucherinnen und Besucher des Weltmuseums die Stimme von Xokonoschtletl Gomora. „Ich bin ein Nachfahre der Azteken und habe mein Leben dem Kampf gewidmet, damit die heilige Krone unseres Tlatoani (aztekischer Herrschaftstitel, Anm.) Montezuma in unser Land zurückkehrt“, sagte er zu Beginn der Aufnahme. Die Federkrone wurde während der spanischen Kolonialisierung Amerikas geraubt und nun in Wien ausgestellt. Die Aufnahme war auf Spanisch, Englisch und Deutsch zu hören.

Für die Aktion namens „Audioführer der Wahrheit“ reisten die Filmemacher Yosu Arangüena und Sebastian Arrechedera im Jänner nach Wien. Wie gewöhnliche Besucher betraten sie das Weltmuseum. Dabei hatten sie identische Geräte wie die Audioführer des Museums, auf denen allerdings die Aufnahme von Gomora gespeichert war. Indem sie mehrere ihrer mitgebrachten Audioführer mit jenen des Museums in den Rückgabekorb legten, brachten sie diese in Umlauf.

Zu fragil für Transport

In einer Stellungnahme des Weltmuseums zur Aktion gegenüber wien.ORF.at heißt es, das Museum sehe die künstlerische Intervention an den Audioguides als „spannenden Beitrag zur aktuellen Diskussion im Umgang mit dem postkolonialen Erbe in ethnografischen Museen“. Das Museum verstehe sich selbst als Treffpunkt für „aktive soziale, künstlerische und politische Akteurinnen und Akteure“ und begrüße es, „beim Publikum ein erhöhtes Bewusstsein“ für diese Themen zu schaffen.

Gomora fordert schon seit 1986 die Überstellung der Krone aus Österreich nach Mexiko. Laut Weltmuseum kamen auch mexikanische Restauratorinnen und Restauratoren im Rahmen eines Kooperationsprojekts von 2010 bis 2012 zum „eindeutigen Schluss“, dass ein Transport die Krone zerstören würde. Im Zuge des Projekts zwischen Österreich und Mexiko konnte die Krone konserviert und gereinigt werden. Lange wurde sie als Krone des Aztekenkönigs Montezuma bezeichnet. Es ist aber wahrscheinlicher, dass es sich um den Kopfschmuck eines Priesters handelt.

„Europäische Plünderungen des historischen Erbes“

Die Aufnahme von Gomora sei eine Zusammenstellung dessen, was ihm Vorfahren mündlich überliefert und er selbst jahrelang erforscht hätte. Sie stammt vom 13. August 2021, dem 500. Jahrestag des Falls Tenochtitlans, der Hauptstadt des Aztekenreiches, durch den spanischen Eroberer Hernan Cortes. „El Penacho“, spanisch für „die Feder“, wie die Krone auch genannt wird, sei durch ebendiese „europäische Plünderungen des historischen Erbes“ schließlich nach Wien gekommen.

Der eigentliche Name der Krone sei „Kopilli Ketzalli“, was „kostbare Krone“ bedeutet. Sie symbolisiere spirituelle Macht. Die Krone bestehe aus 400 Federn des heiligen Vogels Quetzal. Für Europäer sei sie schön, alt und vor allem exotisch. „Aber für uns Azteken ist sie der Träger von Stärke, Macht und Weisheit. Deshalb wollen wir sie zurückhaben, denn sie bedeutet viel mehr als eine Geschichte, die von einem Sieger erzählt wird. Sie bedeutet die Rückkehr unserer Vorfahren“, so Gomora.

Im Zuge der Aktion „Audioführer der Wahrheit“ wurde Gomoras Aufnahme auch der Nationalratsabgeordneten Petra Bayr (SPÖ) vorgespielt, die infolgedessen einen Entschließungsantrag im Parlament einbrachte. Der Nationalrat soll die Bundesregierung dazu auffordern, „zu überprüfen, ob neue technologische Fortschritte eine Revision des über zehn Jahre alten Gutachtens notwendig und damit einen Transport der Federkrone möglich machen“. Der Antrag wurde an den Kulturausschuss zugewiesen.