Chronik

Blau-gelbe Mauer hinter Sowjetdenkmal

Eine private Initiative hat in der vergangenen Nacht eine Mauer hinter dem Russendenkmal genannten Denkmal der Roten Armee auf dem Schwarzenbergplatz mit zwei Streifen in den Farben Blau und Gelb angemalt. Nicht das einzige Zeichen von Solidarität für die Ukraine in Wien.

EU-Parlament, Brandenburger Tor und auch das äußere Burgtor am Wiener Heldenplatz werden während des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine in der Nacht in Blau und Gelb angestrahlt. Es sind Farben wie auf der offiziellen Nationalflagge der Ukraine. Diesen Vorbildern offenbar nachgeahmt malten Arbeiter im Auftrag der Eigentümer die Farben der ukrainischen Nationalflagge auf die Mauer zwischen Schwarzenbergplatz und dem Palais Schwarzenberg.

Die Mauer mit neuen, grellen Farben befindet sich hinter dem Säulenbogen, auf dem in goldenen Lettern vom „Ewigen Ruhm für die Helden der Roten Armee“ die Rede ist. Die Bemalung sei bewilligt gewesen, erklärte eine Vertreterin der Polizei. Die Aktion sei von den Besitzern, der Familie Schwarzenberg, angeordnet worden. Das Familienoberhaupt, der tschechische Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg, hatte bereits in der Vergangenheit Sympathien für die westliche Ausrichtung der Ukraine gezeigt und sich etwa 2014 bei einer programmatischen Konferenz in Kiew beteiligt.

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Ukrainische Nationalfarben hinter dem Russendenkmal
ORF
Ukrainische Nationalfarben hinter dem Russendenkmal
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Ukrainische Nationalfarben hinter dem Russendenkmal
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Ukrainische Nationalfarben hinter dem Russendenkmal
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Ukrainische Nationalfarben hinter dem Russendenkmal
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Ukrainische Nationalfarben hinter dem Russendenkmal
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Ukrainische Nationalfarben hinter dem Russendenkmal
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Russendenkmal selbst nicht bemalt

Das Befreiungsdenkmal, das im Volksmund Russendenkmal genannt wird, erinnert an die rund 18.000 Soldatinnen und Soldaten der Roten Armee, die im Zuge der Befreiung Wiens im Kampf gefallen sind. Es steht auf dem Schwarzenbergplatz, der von April 1946 bis Juli 1956 Stalinplatz genannt wurde. Von der Farbaktion blieb es unbehelligt. Am Denkmal selbst finden sich neben einigen gezeichneten Tauben auch jene Kränze, die Vertreter von russischer Diplomatie und Wirtschaft anlässlich des traditionellen „Tags der Vaterlandsverteidiger“ am 23. Februar hier niedergelegt hatten.

Just jener russische Feiertag hatte eine wichtige Bedeutung im Vorfeld der Krim-Annexion 2014 gespielt und war deshalb in der Ukraine 2015 abgeschafft worden. Im Zusammenhang mit Spekulationen, dass Russland die Ukraine ursprünglich bereits am 22. Februar angreifen hätte sollen, war das Timing des Kriegsbeginns auch mit dem Vaterlandsverteidigertag in Bezug gebracht worden.

Zweideutiger Kommentar der russischen Botschaft

Kommentiert hatte die Bemalung auch die russische Botschaft. Die Farben sollten Österreicher und Ukrainer daran erinnern, dass Russen und Ukrainer heldenhaft Schulter an Schulter gegen die bösen faschistischen Geister gekämpft hätten. Der Kommentar ließ sich dabei doppelt interpretieren – sowohl als Betonung der historischen Gemeinsamkeiten, als auch als Aufforderung an jetzige Ukrainer, sich gemeinsam mit Russen wieder der von Putin ausgerufenen „Denazifizierung“ der Ukraine anzuschließen.

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Das Museumsquartier mit einer ukrainischen Flagge beleuchtet
APA/Hans Punz
MuseumsQuartier
Das Heldentor in den Farben der Ukraine beleuchtet
APA/Hans Punz
Burgtor am Heldenplatz
Das Heldentor in den Farben der Ukraine beleuchtet
APA/Hans Punz
Burgtor
blau-gelb angestrahlte Botschaft Frankreichs
ORF
Französische Botschaftz
blau-gelbe Botschaft „Peace“ auf der Staatsoper
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Staatsoper
blau-gelb angestrahlter Stephansdom
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Stephansdom

Anti-Putin-Parolen auf deutschem Bauzaun

Abgesehen von der neuen Mauer wurden am Dienstagabend die ukrainischen Farben aber auch auf das dahinterliegende Palais Schwarzenberg projiziert. Jedenfalls wird seit einigen Tagen am Schwarzenbergplatz selbst auch die Residenz der französischen Botschaft angestrahlt. Diese Beleuchtung wurde in diplomatischen Kreisen als Ausdruck der Position der französischen EU-Ratspräsidentschaft verstanden.

Während Frankreich aktiv beleuchtet, lässt die Bundesrepublik Deutschland ein paar Straßenzüge weiter Protest und Solidarität passiv zu. Ukrainische Aktivisten haben seit Donnerstag an einem Bauzaun, der sich gegenüber der russischen Botschaft und sich auf dem Grundstück der abgerissenen westdeutschen Botschaft befindet, Plakate angebracht, auf denen Slogans gegen Wladimir Putin lesen zu sind.

Ein Sprecher der deutschen Botschaft wollte diese Installation am Dienstagabend auf APA-Nachfrage nicht kommentieren. Am deutschen Bauzaun zu sehen war aber auch ein Foto des am 27. Februar 2015 im Zentrums Moskaus erschossenen Oppositionspolitikers Boris Nemzow, der für seine Ukraine-freundliche Haltung bekannt war. Nemzow hatte seinerzeit am Rande einer Konferenz in Kiew im April 2014 aber auch Putins Handlungen in Bezug auf die Ukraine mit expressiven Vokabeln erklärt: „Putin ist völlig durchgeknallt“, hatte Nemzow damals gesagt.