Leere Impfstraße
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Wien impft

Impfflaute im Wiener Austria Center

Trotz anhaltend hoher CoV-Zahlen ist die Impfbereitschaft der Wienerinnen und Wiener nicht gestiegen, auch der neu zugelassene Impfstoff Novavax wird kaum nachgefragt. Seit Tagen herrscht daher gähnende Leere in Wiens größter Impfstraße, dem Austria Center.

Die Zeiten, in denen die Menschen fürs Impfen Schlange gestanden sind, sind vorbei. Bei einem „Wien heute“-Lokalaugenschein sind wesentlich mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Impfwillige vor Ort gewesen. Dennoch soll Österreichs größte Impfstraße vorerst weiter täglich von 7.00 bis 19.00 Uhr geöffnet bleiben. Das führt allerdings zu gähnender Leere im Austria Center – denn die Kongresse kommen erst im April zurück.

Hausärzte wollen gerne übernehmen

Von der Ärztekammer heißt es heute, die wenigen Impfungen könnte man auch bei den Hausärztinnen und Hausärzten durchführen – die Impfstraße im Austria Center sollte auf den Prüfstand gestellt werden: „Das muss man wirklich evaluieren und sich anschauen, ob es da nicht kostengünstigere Alternativen gibt. Muss man eine Anfrage stellen und sich anschauen, wie viele Leute werden da in einem Dienst geimpft und wieviel Aufwand wird betrieben“, so Naghme Kamaleyan-Schmied, Vertreterin der niedergelassene Ärzte in der Wiener Ärztekammer.

Ärztinnen und Ärzte warten
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Bei einem Lokalaugenschein waren deutlich mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da als Impfwillige

Wie hoch die Kosten für die Miete oder das Personal in der Impfstraße sind, will die Stadt Wien nicht offenlegen. Aus dem Büro des Gesundheitsstadtrates Peter Hacker (SPÖ) heißt es, das Personal sei von 262 Personen Ende November auf derzeit 41 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reduziert worden – Securitys nicht eingerechnet. Die letzten Tage wurden im Schnitt 435 Personen im Austria Center geimpft. Aber auch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte würden an jedem Stich verdienen.

Nachfrage nach Impfungen stockt

Wienweit stockt jedenfalls die Nachfrage an Impfungen: Gab es Anfang Dezember in Wien noch 24.442 verabreichte Impfdosen am Tag, sind es nun wienweit nur mehr 1.545 Impfdosen. Selbst das Inkrafttreten der Impfpflicht am 5.2. hat keinen Schub gebracht. Auch bei den Hausärzten gibt es kaum Nachfrage: „Wir hatten den höchsten Peak zu Jahresende. Wir haben damals 60 bis 80 Leute in meiner Ordination geimpft täglich. Jetzt sind es so drei vier am Tag“, so Kamaleyan-Schmied.

Man habe also genug Kapazitäten, um Leute vom Austria Center zu übernehmen. Das will die Stadt vorerst aber nicht. „Die aktuelle Planung sieht eine Öffnung jedenfalls bis Ende April vor. Die Modellierung für Mai erfolgt Ende März“, heißt es. Eine Reduktion ist bereits erfolgt: Geimpft wird nur noch oberirdisch. Die Impfstellen in den zwei Untergeschoßhallen des Austria Centers wurden stillgelegt. Sie dienen nun als Anlaufstelle für geflüchtete Menschen aus der Ukraine.

Viele Impfkabinen
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Auch die Zulassung von Novavax hat keinen Schub in der Impfbereitschaft gebracht

70 Prozent haben aufrechtes Impfzertifikat

Derzeit haben knapp 70 Prozent der Wiener Bevölkerung ein aufrechtes Impfzertifikat – auch der nun in Österreich verfügbare Proteinimpfstoff Nuvaxovid des US-Herstellers Novavax hat vorerst zu keinem Anstieg der Impfbereitschaft geführt. Das Vakzin bedient sich einer traditionelleren Technologie als die anderen Impfstoffe gegen Corona. Daher wurde gehofft, dass damit jene Menschen angesprochen werden, die eine Schutzimpfung bisher verweigert haben.

Die Bilanz nach einer Woche ist allerdings ernüchternd, wie das Ö1 „Journal um acht“ am Sonntag berichtete. Bis Freitag haben sich demnach in Wien 429 Personen mit Novavax impfen lassen – bei rund 9.000 Vormerkungen.