CORONAVIRUS

Impfpflicht: Ludwig kritisiert Regierung

Kritik zum Aussetzen der Impfpflicht kommt von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), er bezeichnet das Aufheben der Schutzmaßnahmen. In Wiener Spitälern gibt es einen Höchststand an Covid-Kranken auf Normalstationen.

„Man kann eine Impfpflicht machen, man kann auch keine Impfpflicht machen. Aber so, wie es jetzt die Bundesregierung macht, kann man es auf keinen Fall machen", hieß es in einem schriftlichen Statement von Ludwig gegenüber Radio Wien.

Viel Kritik am Aussetzen der Impfpflicht

Kritik zum Aussetzen der Impfpflicht kommt von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). In Wiener Spitälern gibt es einen Höchststand an CoV-Kranken auf Normalstationen.

Auf Twitter schreibt der Bürgermeister: „Die Infektionszahlen sind auf einem Rekordniveau. Das Aufheben der Schutzmaßnahmen war ein Fehler. Genau vor dieser Entwicklung habe ich immer gewarnt! Die Stadt wird den konsequenten Weg weiter beschreiten.“

Rekordwert an Neuinfektionen in ganz Österreich

Das Aussetzen der Impfpflicht ist ausgerechnet an jenem Tag bekannt gegeben worden, an dem für ganz Österreich ein neuer Rekordwert an weiteren Infizierten registriert worden ist. Seit Dienstag kamen 47.795 Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 hinzu, so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie vor mehr als zwei Jahren. Der Sieben-Tage-Schnitt stieg auf 32.661 an. Außerdem wurden 42 weitere Todesfälle registriert, seit Pandemiebeginn gab es somit bereits 15.113 Tote. In Wien ist die Zahl mit knapp 9.000 Neuinfektionen steigend und hoch, aber kein Höchstwert.

Durch die Rekordzahl ist in ganz Österreich auch die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner gestiegen, sie betrug am Mittwoch 2.559,4. Das Bundesland mit der höchsten Sieben-Tage-Inzidenz ist derzeit Vorarlberg mit 2.930,1, gefolgt von Niederösterreich, Steiermark und Salzburg (2.847,7, 2.775,3 bzw. 2.689,1). Dahinter reihen sich Oberösterreich (2.602,2), Tirol (2.541,4), das Burgenland (2.298,6), Kärnten (2.261) und Wien (2.151,9).

Höchststand an Patienten auf Normalstationen

Die steigenden Corona-Zahlen machen sich auch in den Wiener Spitälern bemerkbar. Mit 603 Covid-Patientinnen und -Patienten auf Normalstationen wurde der bisherige Höchststand in diesem Bereich erreicht, teilte das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) mit. Darunter waren 26 Covid-Kranke aus anderen Bundesländern, primär aus Niederösterreich.

Der bisherige Rekord an Covid-Kranken im Normalpflegebereich war in der Bundeshauptstadt am 17. November 2020 mit 599 Behandlungsbedürftigen verzeichnet worden. Die Stadt Wien bestätigte der APA, dass aus Kapazitätsgründen nach wie vor nicht dringende Operationen in den Krankenhäusern verschoben werden müssen, die so schnell wie möglich nachgeholt werden sollen.

Die Situation sei „angespannt, aber nicht kurz vor der Überlastung“, hieß es. Je nachdem, welche Effekte die österreichweiten Öffnungsschritte haben werden, sei mit möglichen weiteren Auswirkungen auf die Spitäler zu rechnen. Diese werde man „mit der üblichen Zeitverzögerung frühestens im April sehen“.

Wiener Impfangebot mit „Grundstock“ aufrecht

Das Aussetzen der Impfpflicht „wird keinen Beitrag zur Steigerung der Impfbereitschaft leisten“, hieß es aus dem Hacker-Büro gegenüber der APA. Die Stadt Wien werde aber jedenfalls bei ihrem Impfangebot „einen gewissen Grundstock“ aufrechterhalten. Der Bedarf werde laufend evaluiert, die vorhandene, gut funktionierende Infrastruktur ermögliche ein zielgerichtetes Umplanen. Das Personal werde an den Bedarf angepasst.

Offen ist auch, wie es mit dem Testen weitergeht, das in Wien einwandfrei funktioniert und von der Bevölkerung gut angenommen wird. Es gebe dazu keine Arbeitsgespräche mit dem Bund, hinsichtlich einer etwaigen neuen Teststrategie warte man dringend auf Vorstellungen seitens des Bundes. Sollte das derzeitige Testangebot nicht beibehalten werden können, sei zu bedenken, dass es rund acht Wochen benötigt, um wieder eine funktionierende Infrastruktur aufzubauen, die einen Vollbetrieb gewährleistet, gab die Stadt Wien Mittwochmittag zu bedenken: „Wenn wir beginnend mit August Reiserückkehrerbewegungen monitoren wollen, dann müssten wir schon im Juni beginnen, diese wieder aufzubauen, um ab August betriebsbereit sein zu können.“

Da städtische Testangebot – die Apotheken sind dabei nicht berücksichtigt – wird in Wien jede Woche von rund einer Million Menschen genutzt. Anhand der Sozialversicherungsnummern lässt sich ablesen, dass sich knapp mehr als die Hälfte – 51 Prozent – nicht öfter als ein Mal pro Woche testet. 26 Prozent testen sich zwei Mal, 13 Prozent drei Mal.

FPÖ für Ende von „strengeren Corona-Regeln“

Der Wiener FPÖ-Obmann Dominik Nepp hat am Mittwoch von Bürgermeister Ludwig gefordert, „seine strengeren Corona-Regeln in Wien sofort aufzuheben. Es ist völlig sinnlos, dass Wien als einziges Bundesland auf der 2G-Regel in Gastronomie und Freizeiteinrichtungen sowie der Maskenpflicht im gesamten Handel beharrt“.

Die Wiener ÖVP will, dass die Maskenpflicht im gesamten Handel fällt. Damit sei die Wiener Wirtschaft einem massiven Wettbewerbsnachteil ausgeliefert, weil die Menschen in die benachbarten Bundesländer einkaufen fahren, so der designierte Wiener ÖVP-Obmann Karl Mahrer in einer Aussendung. "Dass Wien diese Öffnungsschritte des Bundes nicht mitträgt, ist schlichtweg unverständlich. Und das, obwohl bereits viele Betriebe in Wien existenzielle Sorgen haben“, so Mahrer.