AMS-Wien-Chefin Petra Draxl
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Wirtschaft

Ukraine-Vertriebene: AMS „gut gewappnet“

Viele Vertriebene aus der Ukraine werden nun in Wien einen Job suchen – vor allem Frauen. „Wir glauben, dass wir gut gewappnet sind, um sie gut und rasch in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, sagt AMS-Wien-Chefin Petra Draxl. Wichtig sei dafür jedoch Kinderbetreuung.

Seit Freitag gibt es bei der Registrierungsstelle für die Menschen aus der Ukraine im Wiener Austria Center auch einen Info-Stand des AMS. Dabei wird auch ein Kompetenzerhebungsbogen ausgeteilt. Sieben ukrainischsprachige Beratungs- und Betreuungseinrichtungen sollen in weiterer Folge im Auftrag des AMS bei der Arbeitsmarktintegration – sie sind derzeit im Aufbau.

Breites Spektrum an Qualifikationen

Von den derzeit rund 28.000 Menschen, die sich in Österreich bisher registriert hätten, seien etwa 14.000 im erwerbsfähigen Alter, sagt AMS-Wien-Chefin Petra Draxl in „Wien heute“ – der Rest seien viele Kinder oder ältere Menschen.

Man wisse aus einer Präsentation des Wirtschaftsforschungsinstituts über das ukrainische Bildungssystem, dass die Menschen sehr gut gebildet und qualifiziert seien, so Draxl. Die Geflüchteten würden nun zudem aus den ukrainischen Städten kommen: „Das heißt, wir haben sicher viele Personen, die auch eine Tertiärausbildung mitbringen“, erklärt die AMS-Wien-Chefin. „Es ist eine breite Range von Hochqualifizierten bis Personen, die im niedrig qualifizierten Sektor arbeiten“, also von IT-Expertinnen bis zu Gastronomie und Erntewirtschaft.

Draxl (AMS) über Arbeitsmarktintegration

Im Studio beantwortet die Geschäftsführerin des Arbeitsmarkt-Service Wien Petra Draxl Fragen zur Arbeitsmarktintegration von Ukrainerinnen und Ukrainern.

Ukrainische Pädagoginnen könnten Hilfslehrerinnen sein

Die entscheidende Frage, um diese Frauen gut in den Arbeitsmarkt zu holen, sei nun in ganz Österreich, wie gut man die Kinderbetreuung und die Bildungsarbeit in den Schulen schaffe, ist Draxl überzeugt: „Das sind jetzt tausende Kinder, die in Österreich sind, die bildungshungrig sind, die in
Kindergärten, in Schulen gehen wollen, die eine Betreuung brauchen.“ Man müsse nun beispielsweise ukrainischen Pädagoginnen rasch den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Sie könnten dann als Hilfslehrerinnen im Einsatz sein.

Technik-Initiative für bereits berufstätige Frauen

Chancen für den Wiener Arbeitsmarkt sieht auch Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ): „Wir wissen, dass in der Ukraine viele hochqualifizierte Ausbildungen auch im IT-Bereich abgeschlossen wurden. Und deshalb gilt es hier sicher auch die Frage zu stellen, wer sich denn hier einbinden kann und lässt, und wie wir für den Wiener Arbeitsmarkt hier eine Unterstützung geben können.“

Frauen in technischen Berufen

Im technischen Bereich gibt es viele. Ausbildungen speziell für Frauen werden in diesem Bereich nun gefördert und es kommen mit den geflüchteten Menschen aus der Ukraine viele gut ausgebildete Fachkräfte.

Gerade im technischen Bereich werden in Wien tausende Fachkräfte gesucht. Die Stadt startet daher auch eine Ausbildungsinitiative für bereits berufstätige Frauen. Sie sollen zu Fachhochschul-Studien in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Technik motiviert werden. Finanziert werden nun bis 2025 300 zusätzliche Studienplätze speziell für berufstätige Frauen. Zudem werden eigene Vorbereitungskurse für die Zulassungsprüfung angeboten, auch Stipendien gibt es. Die Initiative startet im Herbst 2022, der Regelbetrieb ist für Herbst 2023 geplant. Die Stadt investiert 23,6 Millionen Euro.

„Müssen Bilder in den Köpfen ändern“

AMS-Wien-Chefin Draxl erklärt, „wir müssen die Bilder in den Köpfen der jungen Frauen verändern.“ Technische Arbeit sei nicht mehr in der blauen Montur – sondern heute ebenfalls am Computer. Durch die Pandemie seien Frauen zudem jetzt wieder viel schwerer anzusprechen, da sie wieder stärker auf die traditionelle Rolle zurückgeworfen worden seien, also die Kinderbetreuung.