AUA-Personal ärgert sich über Sparmaßnahmen
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Chronik

Sparmaßnahmen verärgern AUA-Personal

Die aktuelle wirtschaftliche Aufbruchstimmung bei Austrian Airlines (AUA) wird durch Unmut und Ärger beim Personal gedämpft. Auslöser dafür sind weitere Einbußen beim Gehalt, fehlende Verpflegung und Uniformreinigung.

Während der Pandemie blieben die Flugzeuge monatelang am Boden, „und da hat auch jeder, glaube ich, das Verständnis dafür (für die Sparmaßnahmen, Anm.) gehabt“, schilderte eine ehemalige AUA-Flugbegleiterin. Als aber wieder mehr geflogen wurde, habe die AUA weiterhin Essen im Flugzeug, Frühstück im Hotel und die Reinigung der Uniform verweigert.

Kein Essen auf Langstreckenflügen und bis zu 25 Euro Kosten für die Reinigung, das sei schwer zu vereinbaren. Viele Kolleginnen und Kollegen hätten sich inzwischen einen zweiten Job gesucht. Sie wären eigentlich gerne Flugbegleiter, „weil sie diesen Lebensstil mögen, (…) und die holen sich einen Nebenjob dazu, damit sie ihren Flugbegleiterjob behalten können“.

Zusatzleistungen gestrichen

Das Einstiegsgehalt eines Flugbegleiters liegt bei rund 1.400 Euro netto – für mitunter Zwölfstundenarbeitstage, auch in der Nacht und am Wochenende. Diverse Zusatzleistungen wurden seit der Coronavirus-Pandemie gestrichen. Nach der Kurzarbeit wurde vom Betriebsrat mit der Firma vereinbart, dass es einen Krisenbeitrag gibt, der ohne soziale Staffelung von ganz unten bis ganz oben gleich ist: Jeder verzichtet weiterhin auf zehn Prozent im ersten Jahr, auf 13 Prozent im zweiten Jahr und auf sieben Prozent im dritten Jahr.

AUA in Turbulenzen

Bei der AUA verlassen viele Flugbegleiter das Unternehmen, denn nach der Kurzarbeit gibt es weitere Gehaltseinbußen und keine Verpflegung auf langen Flügen. Selbst die Uniformen müssen auf eigene Kosten gereinigt werden.

Aktuell sorgt jetzt auch ein Schreiben der Personalabteilung für Unmut. Für März wurden Tausende Euro zu viel ausbezahlt. Mitarbeiter sollen sich nun die Summe selbst ausrechnen und retournieren. Dass bei den Abrechnungen oft Fehler passieren würden, bestätigte auch ein Ex-Flugbegleiter. Die Mitarbeiter müssten Fehlbeträge selbst ausrechnen, kontrollieren und dann entsprechend zurückzahlen.

Krisenpaket beschlossen ohne aktuelle Teuerung

Die AUA verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass das Sparpaket für das fliegende Personal noch bis 2024 gelte – und daran halte man auch fest: „Wie schon lange bekannt (…) hat Austrian zu Beginn der Pandemie ein Krisenpaket geschnürt, um den Weiterbestand des Unternehmens zu sichern. Einsparungsmaßnahmen, die von allen Mitarbeiter:innen wie auch vom Betriebsrat und der Gewerkschaft mitgetragen werden, sind Teil des Krisenkollektivvertrages. Die Krisenkollektivverträge wurden mit den zuständigen Betriebsräten und Gewerkschaften geschlossen.“

Die Gewerkschaft fordert jetzt allerdings eine Korrektur dieses Sparpakets: Das Sparpaket bei Austrian Airlines sei unter komplett anderen Rahmenbedingungen abgeschlossen worden, als sie derzeit vorhanden sind. Die aktuelle Teuerung sei überhaupt in dieser Größe nicht vorhersehbar gewesen. Da dränge sich natürlich schon die Überlegung auf, so umzugestalten, dass es für die Mitarbeiter in der aktuellen Situation auch erträglich wird, so Daniel Liebhart von der Gewerkschaft für Luftverkehr.

150 Flugbegleiter werden gesucht

Was die Fehler bei der Auszahlung angeht, sprach die AUA von einem einmaligen Systemfehler, von dem rund 50 Personen betroffen seien. Zudem kündigte die AUA erst diese Woche eine Covid-19-Prämie von 500 Euro für alle Mitarbeiter an. Bisher hatten nur rund 100 „ausgewählte“ Mitarbeiter eine Corona-Prämie erhalten. Nach Kritik daran, gibt es nun Prämien auch für alle anderen Mitarbeiter. Die AUA sucht zudem rund 150 neue Flugbegleiter, um die steigende Zahl an Flügen entsprechend besetzen zu können.