Patient geht mit Hilfe eines Exoskeletts
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Gesundheit

Neues Exoskelett macht Gelähmte mobil

Aufstehen und wieder ein paar Schritte gehen können: Für viele Menschen, die im Rollstuhl sitzen, ist das ein großer Wunsch. Erfüllt werden kann er mit einem Exoskelett, einem speziellen Gerät, das im Krankenhaus Göttlicher Heiland ambulant zum Einsatz kommt.

Philipp Mürling sitzt seit zwölf Jahren wegen einer seltenen Genmutation im Rollstuhl. Vor sechs Monaten begann er im Krankenhaus Göttlicher Heiland in Hernals eine Therapie mit einem batteriebetriebenen Exoskelett. Mit dessen Hilfe steht er einmal pro Woche aus seinem Rollstuhl auf und geht eigene Schritte: „Es ist schon ein tolles Gefühl, und auf Dauer habe ich selber gemerkt, dass das für den Körper, für den Kreislauf, für die Gedärme, für das Ausbreiten im Magen usw. sehr gut ist“, so Mürling.

Auch die Muskeln würden gestärkt. Aber nicht nur die physische, auch die psychische Situation verbessert sich seiner Ansicht nach: „Es ist weniger die Freude am Laufen, sondern dieses Selbständige, natürlich habe ich einen Therapeuten hinter mir, der mich hält, aber vom Gefühl her ist es so als wäre ich selbständig.“

Exoskelett bringt wieder auf die Beine

Es ist ein wenig wie Science-Fiction: Mit einem Exoskelett können Gelähmte nun im Krankenhaus Göttlicher Heiland mit Hilfe aufrecht gehen. Es wird als ambulante Therapie eingesetzt und hilft in vielen Bereichen.

Im Exoskelett auf einen Berg gehen

Nach Österreich geholt hat das ambulante Programm ein selbst Betroffener. Der querschnittgelähmte Gregor Demblin sitzt seit einem Badeunfall im Rollstuhl. Ein Exoskelett ermöglichte ihm nach zwei Jahrzehnten im Rollstuhl wieder erste Schritte. Die führten dann auch zur Gründung des Unternehmens tech2people. Sein Geschäftspartner und Mitbegründer des Unternehmens, Michael Seitlinger, erzählte in „Wien heute“ vom Wunsch Demblins, einmal mit seinen Kindern und mit Hilfe eines Exoskeletts auf einen Berg gehen zu können.

120 Euro aus eigener Tasche für 90 Minuten

Doch momentan beschränkt sich der Einsatz des rund 120.000 Euro teuren Geräts nicht auf Ausflüge, sondern auf Therapien, bei denen speziell geschulte Physiotherapeuten zum Einsatz kommen. Auch müssen Patienten momentan noch 120 Euro aus eigener Tasche für eineinhalb Stunden Therapie privat bezahlen.

Doch das soll sich ändern, hofft Seitlinger: „Wir sind überzeugt davon, dass die robotikgestützte Therapie im Vergleich zu klassischer Physiotherapie in etwa fünfmal effizienter ist und daher hat das natürlich auch ein Kosteneinsparungspotential für die Sozialversicherungsträger und an dem wollen wir arbeiten.“ In Frage kommt die robotikgestützte Therapie für viele neurologische Erkrankungen, etwa bei Menschen mit Multipler Sklerose, Querschnittlähmungen oder nach einem Schlaganfall.