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Gesundheit

Experten von Affenpocken überrascht

Gestern ist nun auch in Wien der erste Fall einer Affenpocken-Infektion gemeldet worden. Fachleute beruhigen jedoch, dass es sich um kein stark ansteckendes Virus handle. Sie befürchten keine Pandemie. Dennoch sei man überrascht worden.

Angesichts der Affenpocken würde ich mir momentan keine allzu großen Sorgen machen", sagte Monika Redlberger-Fritz, Virologin der MedUni Wien, Montagfrüh im Ö1-„Morgenjournal“. Die Krankheit sei „nicht so leicht“ von Mensch zu Mensch übertragbar und nach ihrer Meinung werden man keine Pandemie wie bei anderen Krankheiten sehen. Doch über die Häufung der Pockenfälle zeigte sich selbst die Expertin überrascht, ungewöhnlich „ist es allemal“.

Ähnlich die Einschätzung des Virologen Norbert Nowotny, der davon ausgeht, „dass es sich um kleine Cluster handeln wird und es zu keiner Epidemie oder gar Pandemie kommen wird“, wie er Sonntagabend gegenüber „Wien heute“ sagte – „obgleich wir jetzt sehr viele Einzelfälle weltweit haben, weit über 100 schon“.

„Ungewöhnliche Häufung“

Eigentlich werde die Krankheit von kleinen Nagetierarten übertragen, es sei eine „ungewöhnliche Häufung“, die „wir so noch nicht beobachtet haben“, so Redlberger-Fritz weiter. Die Krankheit verlaufe in zwei Phasen. Die erste Phase sei „sehr unspezifisch“ und gehe bei Betroffenen mit Fieber, Rückenschmerzen und Lymphknotenschwellungen einher, was rund zwei Tage andauere.

Viruserkrankung Affenpocken

Am Sonntag ist eine Infektion mit Affenpocken in Wien bestätigt worden. Diese Viruserkrankung tritt normalerweise bei Nagetieren auf, überwiegend in Zentral-und Westafrika. Wenn man sich infiziert, sind die Symptome meist grippeähnlich.

Dann beginne der Ausschlag mit Flecken, dann Beulen, die dann zu Bläschen und Pusteln werden. Etwas später diese verkrusten diese. Das alles dauere bis zu vier Wochen, „man ist im gesamten Krankheitsverlauf ansteckend“, so Redlberger-Fritz. Im Unterschied zu Feuchtblattern gebe es keine verschiedenen Entwicklungsstadien der Pusteln. In der Regel sei es eine „leichte Erkrankung“, die sich von selbst innerhalb von zwei bis vier Wochen ausheile. Bei einem schweren Verlauf gibt es hohes Fieber und viele Läsionen auf der Haut.

Keine Impfung

In selten Fällen gebe es aber auch schwere Fälle und Todesfälle, vor allem in Afrika. Die Expertin beruhigte allerdings: Erstens sei die afrikanische Gesundheitsversorgung nicht vergleichbar mit der europäischen und zweitens würden die schweren Fälle vor allem bei immunsupprimierten Personen auftreten. Eine Impfung gegen Affenpocken selbst gibt es nicht, erklärte Redlberger-Fritz.

Allerdings gibt es eine Pockenimpfung, die bis 1981 verpflichtend war. Alle, die gegen Menschenpocken geimpft wurden, sollten über einen guten Schutz verfügen, so die Virologin. Dass man nun ständig mit neuen Viren und Pandemien rechnen müsste, glaubte die Virologin nicht. Vielmehr schätze sie die Situation so ein, dass Virenfälle nun viel schneller und umfassender diagnostiziert werden könnten und auch mehr mediale Aufmerksamkeit erlangten.

Contact-Tracing im Gange

Der Zustand des Wiener Patienten, der in der Nacht auf Sonntag mit der Rettung in die Klinik Favoriten eingeliefert wurde, ist unterdessen stabil, er hat laut Gesundheitsverbund leichte Grippe und Hautveränderungen. Mittlerweile ist bekannt, dass er Kontakt mit einem Italiener hatte, der ein Festival der Homosexuellenszene in Spanien besucht hatte. Von dort sind mehrere Infektionen bekannt.

Wesentlich ist jetzt das Contact-Tracing. Die Wiener Gesundheitbehörde begann mit der Nachverfolgung der Kontakte des Mannes begonnen. In Österreich werde derzeit das Kontaktpersonenmanagement ausgearbeitet, hieß es am Montag auf Anfrage der APA im Gesundheitsministerium. Dieses werde zeitnah entweder noch am Montag oder in den kommenden Tagen veröffentlicht.

Händewaschen und Desinfektionsmittel

Die Ansteckung bei Affenpocken erfolgt über den Kontakt mit Körperflüssigkeiten, Tröpfcheninfektion und eventuell auch durch sexuelle Übertragung. Die Inkubationsdauer beträgt zwischen sieben und 21 Tagen, meistens liegt sie bei zehn bis 14 Tagen. Die Behandlung sei symptomatisch, erklärte Nowotny. Bei schwereren Verläufen gebe es ein zugelassenes antivirales Medikament. Ansonsten werden größere Pusteln, die vielleicht aufbrechen, mit einem antibiotischen Puder behandelt.

In Österreich galten Pocken seit Anfang der 1980er Jahre als ausgerottet, dank der Pockenimpfung, für die es bis 1981 ein Impfpflicht gab. Als Vorbeugung für Affenpocken werden bereits vom Coronavirus bekannte Maßnahmen wie Händewaschen und Verwendung von Desinfektionsmittel empfohlen.

Britische Behörde: Drei Wochen Quarantäne bei Kontakt

Die britische Gesundheitsbehörde UKHSA empfahl am Montag für enge Kontaktpersonen von Affenpocken-Infizierten eine dreiwöchige Quarantäne. Als hochwahrscheinlich infiziert gelte, wer entweder im selben Haushalt mit einer erkrankten Person lebe, mit einer solchen Geschlechtsverkehr gehabt oder deren Bettwäsche ohne Schutzkleidung gewechselt habe, hieß es in einer Mitteilung.

Diese Gruppe soll demnach neben der Empfehlung zur Quarantäne auch eine schützende Pockenimpfung erhalten. Vermieden werden solle insbesondere der Kontakt mit Schwangeren, Kindern unter zwölf Jahren sowie Menschen mit unterdrücktem Immunsystem, hieß es weiter.