Ausstellung „Endlich Espresso! Das Café Arabia am Kohlmarkt“ im Jüdischen Museum
David Bohmann
David Bohmann
Kultur

Wie die Espressokultur nach Wien kam

Das Jüdische Museum Wien zeigt derzeit die Ausstellung „Endlich Espresso! Das Cafe Arabia am Kohlmarkt“. Erzählt wird die in Vergessenheit geratene Geschichte des Cafe Arabia und wie der Gründer Alfred Weiss die Espressokultur nach Wien brachte.

Am 10. März 1951 eröffnete der jüdische Unternehmer Alfred Weiss (1890-1973) gemeinsam mit dem Gastronomen Alfred Peysar am Kohlmarkt 5 das Cafe Arabia, mit einer Modenschau. Das Lokal war ein von Oswald Haerdtl geplantes Gesamtkunstwerk und wurde in Funktionalität sowie Stil einer italienischen Bar nachempfunden.

Dieser italienische Flair wurde damals aber jedoch nicht von allen begrüßt, erfährt man in der Ausstellung im Jüdischen Museum auf dem Judenplatz. Die traditionellen Kaffeesieder sorgten sich über den Trend und befürchteten dadurch schon das Ende des Wiener Kaffeehauses.

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Ausstellung „Endlich Espresso! Das Café Arabia am Kohlmarkt“ im Jüdischen Museum
David Bohmann
„Endlich Espresso! Das Café Arabia am Kohlmarkt“ erzählt über die Anfänge der Espresso-Kultur in Wien
Ausstellung „Endlich Espresso! Das Café Arabia am Kohlmarkt“ im Jüdischen Museum
David Bohmann
Die Ausstellung zeigt Werbeplakate der Marke „Arabia“
Umschlag einer Einladung zum Arabia Espresso, 1950er
Sammlung AD
Umschlag einer Einladung zum Café Arabia aus den 1950er Jahren
Eröffnung des Café Arabia mit Modeschau 1951
Otto Tomann
Im März 1951 wurde das Café Arabia mit einer Modenschau eröffnet

Weiss wurde in Rom inspiriert

„Arabia“ hieß bereits die Kaffee- und Teeimportfirma, die Weiss nach dem Ersten Weltkrieg übernahm und in der Zwischenkriegszeit zu einer erfolgreichen und beliebten Marke machte. 1938 wurde der Betrieb „arisiert“, und die Familie Weiss musste fliehen. Die Töchter überlebten in England. Alfred Weiss floh mit seiner Frau Lucie nach Rom.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten sie nach Wien zurück und brachten mit, was sie an Italien faszinierte. Dazu zählte vor allem die neue Technik der Espressozubereitung. In Wien gelang es Weiss, seine Importfirma zurückzubekommen und den Namen „Arabia“ in den Nachkriegsjahrzehnten zu einer großen Kaffeemarke zu machen.

Cafe musste 1999 einer Boutique weichen

1953 erwarb Weiss auch das Palais Auersperg und machte es zur Firmenzentrale „Haus Arabia“ sowie zu einem Veranstaltungszentrum. Der Unternehmer verkehrte mit den Spitzen der Innenpolitik der Zweiten Republik und arbeitete etwa sowohl mit Haerdtl, der während des Krieges für die Nationalsozialisten tätig war, als auch mit dem Grafiker Heinrich Sussmann, der Auschwitz überlebt hatte.

Sichtbares Zentrum seines Schaffens waren und blieben für viele Jahre das Cafe und die Marke Arabia. 1999 wurde das Cafe Arabia geschlossen, da es einer Boutique weichen musste. Sowohl Stammgäste als auch Architekturkennerinnen und -kenner bedauerten dies sehr. Von der Architektur der 1950er-Jahre blieb nichts mehr übrig.

Ausstellung bis 23. Oktober zu sehen

Andrew Demmer, ein Enkel von Alfred Weiss, führt mit seiner Teehaus-Kette die unternehmerische Tradition weiter. Die Ausstellung „Endlich Espresso! Das Cafe Arabia am Kohlmarkt“ ist bis 23. Oktober zu sehenn. Kuratiert wurde sie von Sabine Apostolo und Michael Freund.