Kwirki_Collage
© Böhler & Orendt, 2022
© Böhler & Orendt, 2022
Kultur

Eichen-Cyborg etc.: Klima-Kunst in Floridsdorf

Unter dem Titel „Das Wetter von morgen“ hat Kunst im öffentlichen Raum erstmals einen Call für Projekte zum Thema Klima ausgeschrieben. Ab 2. Juni ist in Floridsdorf etwa ein Eichenstamm-Cyborg zu sehen.

„Das Wetter von morgen“ können Künstler und Kulturschaffende nicht vorhersagen. Aber sie können sich mit den aufgrund der Klimakrise rapide veränderten Lebensbedingungen in der Stadt beschäftigen. „Wir hatten mehr als doppelt so viele Einreichungen wie sonst“, sagt die Geschäftsführerin von Kunst im öffentlichen Raum (KÖR) Martina Taig.

Bewusster Fokus auf einen verdichteten Randbezirk

Bei dieser Ausschreibung wollte man sich bewusst auf einen Randbezirk konzentrieren, dem die zunehmende Verdichtung zu schaffen macht: Floridsdorf. Neun ausgewählte Projekte werden Straßenzüge im Floridsdorfer Zentrum bespielen, die Eröffnung findet am 2. Juni um 18.00 Uhr Am Spitz statt. Am Eröffnungswochenende bieten Guides am Franz-Josef-Platz Informationen und Kurzführungen an, zusätzlich gibt es ein Vermittlungsprogramm. „Es ist uns wichtig, nicht nur die ‚Art people‘ zu erreichen, sondern möglichst viele Gruppen anzusprechen.“

Fotostrecke mit 8 Bildern

Pavillon mit Beet
Gisela Erlacher
Katarina Schmidl besetzt zwei Parkplätze an unterschiedlichen Standorten in Floridsdorf mit temporären Pflanzenoasen
Schleifgasse
Gisela Erlacher
In zwei pavillonartigen Holzkonstruktionen finden sich Bäume, Sträucher und Gräser, …
Brünner Straße
Gisela Erlacher
… die jetzt im Überschwemmungsgebiet Floridsdorf wachsen würden, wäre die Donau nicht reguliert worden
Visualisierung Palm Tree
Veronika Dirnhofer und Anna Khodorkovskaya, 2022
Die palmenförmige sieben Meter hohe Skulptur thematisiert die deutliche Erderwärmung
Kwirki_Collage
© Böhler & Orendt, 2022
KWIRKI, DER SENDBOTE ist eine interaktive multimediale Skulptur auf dem Platz vor dem Bezirksamt Floridsdorf
Ein Pflanzenzeigel wird gegossen
Irena Eden & Stijn Lernout, 2022
Die Erzählung „Der Mann, der Bäume pflanzte" bildet den Referenzpunkt für ein kollaboratives Performance-Projekt
Floraler Ziegelstein
Folke Köbberling, 2022
Zum 150-jährigen Bestehen der BOKU konzipierte Folke Köbberling einen Jubiläumswagen
Zenk Conny Beispielbild
Van Cuong Nguyen
BIOSPHERE ist eine performative Konzertreihe, an der das Publikum mit dem eigenen Fahrrad teilnehmen kann

Zu den Blickfängern dürfte die interaktive multimediale Skulptur „Kwirki, der Sendbote“ von Böhler & Orendt zählen, die Am Spitz einen fünfeinhalb Meter hohen Eichenstamm in einen Cyborg verwandeln. Auch die Skulptur „Palm Tree – 5 nach 12“ von Veronika Dirnhofer und Anna Khodorkovskaya ist mit ihren sieben Metern Höhe unübersehbar.

Etwas unscheinbarer wirkt da die Arbeit „Das hier ist Wasser“ von Katarina Schmidl, die sich in Form zweier hölzerner Pavillons bereits jetzt auf der Fläche von zwei PKW-Parkplätzen auf Floridsdorfer Straßen breitmacht. In ihren temporären Biotopen wachsen Baume, Sträucher und Gräser, die heute im Überschwemmungsgebiet wachsen würden, wäre es nicht trockengelegt worden.

Kunstwerke erfüllen teils auch Funktionen

„Bei den Einreichungen war alles dabei, so wie wir es uns gewünscht hatten: Das reichte von skulpturalen und installativen Arbeiten bis zu performativen, aktivistischen, partizipativen oder forschenden Ansätzen. Die Projekte erfüllen teilweise auch Funktionen, indem sie etwa Schatten spenden oder Wasser abgeben, wichtig war uns aber künstlerische Qualität, nicht Funktionalität“, sagt Taig.

Ephemer wirkt dagegen das Projekt „Biosphere“ von Conny Zenk, Verena Dürr und Gischt, das als performative Konzertreihe mit mobilen Lautsprechern konzipiert ist, an der man per Fahrrad teilnehmen kann. Der Soundride endet jeweils mit einem Livekonzert von Flonky Chonk am Schlingermarkt. Und auch für den spielerischen Audiowalk „Bird Watch“ von play:vienna bewegt man sich durch Floridsdorf – und begibt sich dabei in das Jahr 2049.

Nachnutzung der Projekte im Fokus

„Nachhaltiges Handeln und Leben erhält auch in der Kunst immer größere Aufmerksamkeit“, berichtet die Leiterin der 2004 gegründeten Institution, mit der die Belebung des öffentlichen Raums der Stadt Wien mit permanenten und temporären künstlerischen Projekten vorangetrieben werden soll, im Gespräch mit der APA. „Dabei geht es nicht nur um das Thema, sondern immer stärker auch um die Nachhaltigkeit und die Nachnutzung der Projekte selbst.“

Zusätzlich zu den von einer Jury ausgewählten Projekten gibt es in dem Zusammenhang auch eine Fassadengestaltung der VHS Floridsdorf von Christoph Schäfer sowie eine Kooperation mit der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), die eines ihrer anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Universität entwickelten temporären Kunstprojekte nach Floridsdorf schickt: Der von Folke Köbberling konzipierte „Jubiläumswagen“ hinterlässt dabei auch „Lasting Signs of Jubilee“, etwa indem er Asphalt entsiegelt oder herkömmliche Pflastersteine durch kompostierbare ersetzt.