Der Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) 28.5.2022 bei seiner Rede am Wiener SPÖ-Parteitag
SPÖ Wien
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Politik

Parteitag: Nevrivy nennt Klimaschützer „Heisln“

Der Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) hat am Samstag bei seiner Rede am Wiener SPÖ-Parteitag die Klimaschützerinnen und Klimaschützer, die gegen den Lobautunnel und die Stadtstraße demonstrieren, als „Heisln“ bezeichnet.

Eigentlich hätte am Wiener Landesparteitag der SPÖ die Wiederwahl von Michael Ludwig als Parteivorsitzenden im Zentrum stehen müssen. Doch am Tag darauf dominiert vor allem eine Aussage von Nevrivy die Schlagzeilen. Beim Thema Mobilität und der dazugehörigen Debatte wird es hitzig. Junge Generation und der Bezirk Alsergrund bringen einen Antrag gegen Lobautunnel und Stadtstraße ein.

„Grüne und andere Heisln“

Die Emotionen gehen bei Nevrivy hoch. „Hier geht es bei den beiden Anträgen darum, zu zeigen, ob wir als Sozialdemokratie in dieser Frage geschlossen sind, ob wir hinter der Stadtregierung stehen, die die Entscheidung getroffen hat und ob wir hinter unserem Bürgermeister stehen, der wochen- und monatelang von den Grünen und den ganzen anderen Heisln beleidigt und beschuldigt wird.“

Rede von Ernst Nevrivy (SPÖ) am Landesparteitag der Wiener SPÖ

Dafür erntet er viele Lacher und teils heftigen Beifall. Wenig amüsiert sind die Jungen. Stefanie Berger, die Wiener Vorsitzende des Verbands sozialistischer Studierender Österreichs (VSStÖ), kontert: „Leider hat es für die Kritik der Jugend und den Redebedarf kein Mitgefühl gegeben, sondern Spott und Hohn. Und das sage ich auch ganz ehrlich: Wenn die Aktivistinnen da am Podium als Heisln beschimpft werden, und es dafür auch noch Applaus gibt: Das ist nicht die Sozialdemokratie, wie ich sie mir vorstelle.“

Demo der Jugendvertreter am SPÖ-Parteitag
APA/Gerald Mackinger
Bei der Rede von Stefanie Berger demonstrierten junge Parteimitglieder

„Nennen wir die Wahlbevölkerung nicht Heisln“

Nino Portschy von der Jungen Generation spielte auf die Demonstration von Klimaschützerinnen und Klimaschützern an, die ursprünglich vor dem Veranstaltungsort des Parteitags, der Messe Wien, demonstrieren wollten. Das wurde nicht genehmigt, stattdessen sicherten Polizistinnen und Polizisten die Veranstaltung. „Verstecken wir uns also nicht hinter irgendwelchen Absperrgittern oder hinter hundert Polizisten da draußen, oder sprechen irgendwelche Klagsdrohungen aus, sondern reden wir mit den Leuten. Hören wir ihnen zu, nennen wir die Wahlbevölkerung vielleicht nicht Heisln.“

Demonstration
APA/Tobias Steinmaurer
Am Rande des Parteitags demonstrierten zahlreiche Aktivistengruppen

Auch Akim Hadrany von der SPÖ Alsergrund meinte: „Die Menschen, die da draußen protestieren, (sind) nicht unsere Feinde, erst recht keine Heisln, sondern eventuell unsere zukünftigen Wählerinnen. Sie stehen alle da draußen, weil die SPÖ die letzte Hoffnungsträgerin ist, die sie haben.“ Und Axel Magnus, Betriebsratsvorsitzender bei der Sucht- und Drogenkoordination Wien, sagte: „Ich schäme mich für einen Parteitag, wo jemand solch beleidigenden Äußerungen äußert. Ich schäme mich dafür, Genosse Nevrivy.“ Von der Partei und aus der Bezirksvorstehung Donaustadt gab es auf „Wien heute“-Nachfrage am Sonntag keinen Kommentar dazu.