Pferdetherapie Lichtblickhof
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Chronik

Erstes Kinderhospiz mit Tieren eröffnet

In Wien-Penzing ist am Mittwoch das Kinderhospiz „Lichtblick-Haus“ eröffnet worden. In mehreren Wohnungen werden dort unheilbar kranke Kinder betreut. Therapiepferde können die Kinder etwa direkt am Bett besuchen. Die Finanzierung ist jedoch weiter unsicher.

Mit Therapiepferden und anderen Tieren unterstützt das Team vom „Lichtblickhof“ seit Jahren Kinder und ihre Familien, die durch Traumata, Erkrankung oder Behinderung belastet sind. Mit dem am Mittwoch eröffneten Kinderhospiz „Lichtblick-Haus“ direkt neben diesem Therapiezentrum auf dem Gelände der Wiener Klinik Penzing will das Team mit seinen Tieren nun unheilbar kranken Kindern zur Seite stehen und „Glücksmomente“ schenken.

Die beiden SPÖ-Stadträte Peter Hacker und Jürgen Czernohorszky sagten für die Eröffnung der neuen Lichtblickhof-Wohnungen ab. Es gibt also keine Förderungszusage der Stadt, wie von den Projektleiterinnen erhofft. Gespräche seien im Laufen, ist von Seiten der Stadt Wien zu hören.

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Von Pferden bis zu Kaninchen

Die Wohnungen sind barrierefrei und pflegerecht gestaltet sowie für eine ganze Familie ausgerichtet. Bad und Küche sind rollstuhlgerecht ausgestattet. In Kürze wird etwa der fünfjährige Thomas mit seiner Familie eine der Wohnungen beziehen. 2019 wurde bei ihm eine Krebserkrankung diagnostiziert. Sie freue sich auf ein paar Tage zum Durchschnaufen, sagte die Mutter vom Thomas im Interview mit der APA – sie erhofft ein wenig Abwechslung und Entlastung und „ein Szenenwechsel, nachdem wir in der vergangenen Zeit viel zu Hause waren“.

Seit fast 20 Jahren werden am „Lichtblickhof“ ambulant etwa 350 Kinder pro Jahr begleitet. Dazu stehen den Kindern und Jugendlichen auf einem von der Stadt Wien zur Verfügung gestellten Areal am Gelände des früheren Otto-Wagner-Spitals auf den Steinhof-Gründen nicht nur 15 Therapeutinnen und Therapeuten mit 20 Therapiepferden zur Verfügung, sondern weitere tierische „Assistenten“ wie eine Schafherde, Hunde, Kaninchen, Enten und Meerschweinchen. Der gemeinnützige Verein ist dabei gänzlich auf private und betriebliche Spenden und ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen.

Erstes Kinderhospiz mit Tieren eröffnet

Drei Wohnungen angemietet

Nachdem der Wohnbauträger Gesiba in unmittelbarer Nähe zum Therapie-Bauernhof Genossenschaftswohnungen errichtet hat, nutzte der Verein diese Gelegenheit und mietete drei Familienwohnungen mit je 85 Quadratmetern zur stationären Hospiz- und Palliativbegleitung an. Zudem sind im Haus Therapie- und Gemeinschaftsräume untergebracht, und vor dem Haus ein inklusiver Spielbereich.

Das „Lichtblickhof“-Team will dort den Familien als „Engel auf Zeit“ zur Seite stehen. „Wenn Kinder und ihre Familien in schwierigen Lebensphasen sind oder Kinder nicht mehr lange zu leben haben, ermöglichen wir ihnen eine Auszeit von ihren Sorgen und Ängsten“, erklärte Roswitha Zink, Gründerin und Geschäftsführerin des „Lichtblickhofs“. Für die Kinder sei es beispielsweise schön, „dass sie mithelfen können, dass sie die Versorgenden sind, mit den Tieren arbeiten oder üben können. Gerade nach dieser ohnmächtigen Rolle, in der man durch Krankenhaus und eine schwere Erkrankung sehr schnell ist, kann man hier die Ärmel hochkrempeln, man kann im Gemüsebeet garteln, man kann im Stall ausmisten, man kann eine Runde auf dem Pferd ausreiten oder wie Pippi Langstrumpf mit seinem Pferd frühstücken“.

Zum Großteil durch Spenden finanziert

Die Wohnungen sind so gestaltet, dass die Therapiepferde die Kinder – wenn es notwendig ist – auch einmal am Frühstückstisch oder Krankenbett besuchen können. Es ist auch möglich, mit dem Krankenbett von den Wohnungen zu den Tieren zu fahren. „Die Familien verdienen es, dass sie trotz der schweren Krankheit oder Behinderung eines Familienmitglieds noch glückliche Momente und Freude gemeinsam erleben, abseits von Schmerzen und Spitalsaufenthalten“, so die Therapeutin Verena Bittmann vom „Lichtblickhof“.

„Diese Familien leisten Unfassbares, es ist unvorstellbar wie anstrengend diese Pflegephase für alle Beteiligten, auch für die Geschwisterkinder ist, und uns ist ganz wichtig, dass die ganze Familie hier Kraft bekommt“, betonte Zink. Dafür können die Familien für die Dauer von wenigen Tagen bis mehreren Wochen im „Lichtblick-Haus“ betreut und „unkonventionell und ideenreich unterstützt werden“. Bei Bedarf werden sie auch durch Ärztinnen bzw. Ärzte und Therapie- und Pflegepersonal rund um die Uhr entlastet.

Die Kosten für den Aufenthalt, Therapie, Palliativ- und Hospizbegleitung werden dabei zum Großteil aus Spenden finanziert, die Familien selbst zahlen so viel, wie sie können. Auch „Licht ins Dunkel“ unterstützt das Projekt.

5.000 Kinder und Jugendliche mit unheilbarer Krankheit

In Österreich leben geschätzt 5.000 Kinder und Jugendliche mit einer unheilbaren, lebensverkürzenden Krankheit. Laut dem Lichtblickhof sind Krankheiten und Tod von Kindern und Jugendlichen nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu. Noch immer seien zu wenige Betreuungsplätze für die betroffenen Familien vorhanden. Um auf dieses Defizit aufmerksam zu machen, rief der Verband Hospiz Österreich den österreichischen Kinderhospiz- und Palliativtag ins Leben, der am Mittwoch stattfindet.