CHRONIK

Terror-Prozess ohne Erstangeklagten

Am Wiener Landesgericht hat unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen ein weiterer Prozess um die Terror-Miliz „Islamischer Staat“ begonnen. Fünf Beschuldigte sind angeklagt, der Erstangeklagte ist nicht erschienen.

Gegen den 38-jährigen Bosnier besteht nämlich ein aufrechtes Aufenthaltsverbot im Schengen-Raum, wie sein Anwalt dem Gericht mitteilte, weshalb der 38-Jährige bei der Einreise sofort verhaftet würde. Der Richter schied deshalb dieses Verfahren aus. Ebenfalls nicht erschienen war die Anwälting eines 27-jährigen Österreichers, dessen Verantwortung zunächst offen blieb.

Terrorprozess gegen Prediger

Am Wiener Landesgericht hat unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen ein weiterer Prozess um die Terror-Miliz "Islamischer Staat“ begonnen. Fünf Beschuldigte sind angeklagt, der Erstangeklagte ist nicht erschienen.

Schuldig bekannte sich ein 40-jähriger Serbe, der bereits rechtskräftig zu 20 Jahren Haft verurteilt ist. Der ehemalige „Hassprediger“ soll sich laut Staatsanwältin selbst radikalisiert haben und etwa durch Video-Predigten, die ihn in ganz Europa bekannt machten, junge Muslime zum Jihad aufgefordert haben. „Wien wurde zur Drehscheibe für junge Muslime aus ganz Europa“, so die Anklägerin.

Polizisten vor Schwurgerichtssaal im Wiener Landesgericht
ORF
Vor dem Gerichtssaal galten strenge Sicherheitsvorkehrungen

Unterstützung durch Geld und Wohnung

Kamen die radikalisierten jungen Menschen in Wien an, wurden sie logistisch unterstützt, etwa mit Geld und Wohnungen, bis sie nach Syrien reisen konnten. „Hier gab es das Rundum-Paket für zukünftige Terroristen in Syrien“, betonte die Staatsanwältin. Betreut und bestärkt wurden sie laut Anklage vom 27-Jährigen.

Bei einer Spendenaktion, bei der bei einer Auktion unter anderem eine Fahne des IS versteigert wurde, kamen 20.000 Euro zusammen. Ein 35-jähriger Bosnier soll dabei als Auktionator mitgewirkt haben, weshalb er sich nun auf der Anklagebank wiederfand. Dort saß auch ein 43-jähriger Afghane, der laut Anklage als Prediger in einer vor allem von seinen Landsleuten besuchten Moschee junge Menschen für den IS rekrutiert haben soll.

Zwei Angeklagte geständig

Der Anwalt des 35-Jährigen präsentierte seinen Mandanten als geläutert. Dieser sei damals „jung und dumm“ gewesen und in entsprechende Kreise geraten. Ja, er habe bei der Auktion mitgewirkt, habe sich aber davon gelöst und sein Verhalten massiv geändert und „zu wahren Werten zurückgefunden“. Der Bosnier bekannte sich schuldig, wollte aber keine weiteren Aussagen machen.

Sein Mandant sei ebenfalls umfassend geständig, sagte der Verteidiger des „Hasspredigers“: „Alles was in der Anklage steht, stimmt.“ Dies sei schon der dritte Terrorprozess gegen seinen Mandanten. Seit seiner Inhaftierung sei seine Radikalisierung im Aufbrechen, er arbeite mit den entsprechenden Vereinen zusammen und hätte auch regen Kontakt zum katholischen Anstaltsgeistlichen. Aber auch dieser Angeklagte kündigte nach seinem Schuldeingeständnis an, keine weiteren Aussagen zu machen.

Urteile frühestens am 23. Juni

Nicht schuldig verantwortete sich der 43-Jährige. Laut seinem Verteidiger sei der Afghane nur einer von mehreren Predigern in der Wiener Moschee gewesen und habe niemals radikale Botschaften verbreitet. Verantwortlich, dass junge Muslime von hier nach Syrien gegangen sind, seien vielmehr Tschetschenen gewesen, die die Radikalisierung von außen in die Moschee gebracht hätten. Der 43-Jährige hätte sich daraufhin zurückgezogen. Auch den Vorwurf, der Afghane sei selbst nach Syrien gereist, wies der Anwalt zurück. Entsprechende Aussagen beruhten nur auf Hörensagen.

Für den Terrorprozess sind mehrere Verhandlungstage angesetzt und zahlreiche Zeugen geladen worden. Mit einem Urteil dürfte frühestens am 23. Juni zu rechnen sein.