Peter Hacker
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Gesundheit

Hacker: Spitäler-Umbau „extremer Prozess“

Die Stadt Wien hat am Donnerstag ihren Modernisierungsplan für die Gemeindespitäler vorgestellt. Bis 2040 werden alle Spitäler – außer der Klinik Floridsdorf – modernisiert. „Das ist ein extremer Prozess", so Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) in „Wien heute“.

Dieser Prozess werde jedoch auch extrem präzise vorbereitet, betonte Hacker. Die Versorgung werde nicht leiden, die Patientinnen und Patienten müssten sich jedoch darauf einstellen, dass es laufend Veränderungen geben werde. „Das heißt, man muss sich darauf einstellen, dass die Abteilung, die man kennt, im Laufe der nächsten Jahre nicht am gleichen Ort sein wird“, so der Gesundheitsstadtrat im „Wien heute“-Interview.

Man baue beispielsweise Zwischengebäude, in die dann übersiedelt werde. Die Patientinnen und Patienten müssten sich also laufend informieren. Dazu werde es „ein extrem dichtes Informationsnetz geben“, kündigte Hacker an, etwa eine eigene Homepage. Das werde nun ein sehr großer Prozess: "Aber es ist das tollste Paket, das wir jemals im Gesundheitswesen geschnürt haben in Wien“, warb der Stadtrat.

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker über die Spitalssanierung

Wien investiert bis zu acht Milliarden in die Spitäler.

Lehren aus Pandemie und Krankenhaus Nord

Bei den Modernisierungsmaßnahmen sollen auch Lehren aus der Coronavirus-Pandemie gezogen werden: Auf den Intensivstationen soll es laut Hacker künftig mehr Reservepuffer geben. „Aber wir haben natürlich auch gelernt aus den gesamten Diskussionen rund um das Krankenhaus Nord, aus den Rechnnungshofberichten“, so Hacker. Man habe das Baumanagement auf völlig neue Beine gestellt: „Daher bin ich auch sehr zuversichtlich, dass wir das hochprofessionell über die Bühne bringen werden.“

Zentral verantwortlich für die Umsetzung ist daher die neu gegründete Wiener Gesundheitsverbund Projektentwicklungs- und Baumanagement GmbH. Die Kosten für die Modernisierungsmaßnahmen belaufen sich mit den heutigen Baukosten auf insgesamt 5,6 Milliarden Euro. Kein Mensch könne sagen, wie sich die Baukosten in den nächsten Jahren entwickeln, betonte der Gesundheitsstadtrat. Die Annahmen liegen derzeit bei 6,6 bis 7,9 Milliarden Euro – je nach Valorisierungswert.

Renderings zeigen die neugestaltete Klinik Favoriten
Wiener Gesundheitsverbund
Der Klinik Favoriten drohen gröbere Umbauten

Massive Umbauten in Klinik Ottakring

Hacker stellte die Pläne am Donnerstagvormittag in einer Pressekonferenz gemeinsam mit Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ), der Generaldirektorin des Wiener Gesundheitsverbunds, Evelyn Kölldorfer-Leitgeb und dem stellvertretendem Generaldirektor Herwig Wetzlinger vor. Ein derartiges Projekt umzusetzen, sei „ziemlich das Schlimmste“, das man sich antun könne, befand letzterer. „Aber wir sind gut aufgestellt für diese Aufgabe.“

Mancher Spitalskomplex in Wien hat schon ein Jahrhundert auf dem Buckel. Das führt auch zu einer oft nicht mehr zeitgemäßen Struktur, wie betont wurde. Die Klinik Ottakring etwa, die früher Wilhelminenspital hieß, besteht laut Hacker aus 70 Pavillons. Alleine die logistischen Herausforderungen dort seien „eine Katastrophe“, befand Wetzlinger. Das Krankenhaus werde nun radikal neu gestaltet. Geplant sind mehrere Großgebäude, Pavillons wird es künftig nur mehr ganz wenige geben.

Arbeiten beim AKH schon im Gange

Ähnliches wird auch der Klinik Favoriten (ehemals Kaiser-Franz-Josef-Spital) widerfahren. Auch dort wird zum Teil umgebaut. Kleiner werden die Modernisierungsschritte in – vergleichsweise – neueren Häusern wie der Klinik Donaustadt und auch dem Allgemeinen Krankenhaus ausfallen. Beim AKH sind die Arbeiten zum Teil auch schon im Gange.

Ansonsten befindet man sich großteils in der Entwicklungsphase, auf die die Detailplanung folgt. Anschließend würden die Behördengenehmigungen eingeholt, wie Wetzlinger erläuterte. Ausschreibungen gab es schon, nämlich für Generalplanerleistungen. Hier seien bereits fünf Konsortien beauftragt worden, hieß es.

Acht Milliarden für Spitäler

Bis zu 7,9 Milliarden Euro könnte die Stadt Wien bis 2040 in die Modernisierung der städtischen Spitäler und des AKH investieren.

Sieben Kliniken für Wien

Die Stadt hat schon vor einigen Jahren im Spitalskonzept 2030 Modernisierungsschritte beschlossen. Die erste Phase davon ist laut Stadt bereits abgeschlossen. Darunter fiel die Reduzierung der Klinikstandorte und die Bildung von Kompetenzzentren. Sieben Klinken sind künftig für die Gesundheitsversorgung der Stadt zuständig. Wien wurde dafür in drei Regionen eingeteilt, um die sich jeweils zwei Partnerkliniken kümmern, wobei die Leistungen aufgeteilt sind. Das AKH bietet als Zentralversorger weiterhin das gesamte Behandlungsspektrum.

Opposition mit Forderungen

Die Wiener ÖVP bezeichnete das Sanierungskonzept als „mehr als überfällig“. Beklagt wurde in einer Aussendung, dass keine Gesamtsumme genannt wurde. Vor einigen Jahren sei die Rede von rund zwei Milliarden Eurogewesen, zuletzt sei eine Summe von 6,6 Milliarden Euro genannt worden. Lediglich die erste Phase bis 2030 sei mit 3,3 Milliarden Euro konkret beziffert worden, hieß es.

Die Grünen zeigten sich prinzipiell zufrieden. Vermisst wurde jedoch ein „personelles Investitionsprogramm“, etwa in der Wiener Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Ein Milliarden-Investitionspaket in die Infrastruktur der Gemeindespitäler macht nur Sinn, wenn auch gute Arbeitsbedingungen für das benötigte Personal gibt“, betonte man. Für die FPÖ kommt die Sanierung zu spät, man habe die Spitäler verfallen lassen, wurde kritisiert.