Das Cabrio parkt
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Chronik

Fahrbereit: „Cabriobeet“ darf bleiben

Mit seinem „Cabriobeet“ will ein Wiener Filmemacher auf die unfaire Verteilung des öffentlichen Raumes aufmerksam machen. Das rief auch die MA 48 auf den Plan, dem Cabrio drohte das Aus. Jetzt wurde es fahrbereit gemacht – und darf bleiben.

In Wien ist es kaum möglich, im öffentlichen Raum ein Hochbeet mit Kräutern aufzustellen – außer es steht ein Auto drunter. Der Wiener Filmemacher Christoph Schwarz hat sich daher ein Cabrio gekauft, Erde hineingeschüttet und Pflanzen angebaut. Seit einem Jahr steht das Peugeot 306 „Cabriobeet“ in der Sobieskigasse im Alsergrund – als Statement zu Klimaschutz und der Nutzung von öffentlichem Raum.

„Wir waren schockiert, dass die Mietpreise so steigen, aber man sich für zehn Euro im Monat zehn Quadratmeter privatisieren kann – als Parkplatz im öffentlichen Raum. Wir haben das Gefühl gehabt, dass man diesen Ramschpreis auch für klimafreundliche Aktivitäten zur Verfügung stellen sollte“, so Schwarz im „Wien heute“-Interview.

Das Cabrio voller Erde
Florian Rainer
In der ursprünglichen Variante war das Auto auch am Fahrersitz mit Erde gefüllt

MA 48 prüfte die Entsorgung

Das mit Erde gefüllte Auto erregte nicht nur bei den Medien Aufsehen, auch die MA 48 warf ein Auge darauf – und prüfte, ob es sich bei dem Auto um Müll handelt, der entfernt werden muss. „Da gab es am Anfang Unklarheiten. Die haben wir beseitigt, indem wir den Fahrersitz frei gemacht haben – das heißt, man kann den Topf wegnehmen und sofort wegfahren“, schilderte Schwarz. Damit ist das Fahrzeug fahrtüchtig und permanent fahrbereit – so will es das Gesetz. Die MA 48 war zufrieden.

Mit „Cabriobeet“ unterwegs

Ein Wiener Filmemacher hat sich ein Cabrio gekauft, Erde hineingeschüttet und Pflanzen angebaut. Seit bald einem Jahr ist er mit seinem „Cabriobeet“ in der Stadt unterwegs.

Das Cabrio wird auch regelmäßig im Grätzl umgeparkt – etwa in den Schatten gestellt – oder für Veranstaltungen ausgefahren. Schwarz hat das Auto aber eigentlich nur als Notlösung für seine Hochbeete entworfen: „Wir hätten gerne zwei Paletten gezimmert und in die Parkspur gestellt. Das Magistrat hat aber abgelehnt, weil das zu einer Vielzahl an Folgeanträgen führen würde“, so Schwarz.

Das Cabrio bei einer Demo
Florian Rainer
Das Cabrio war unter anderem bei den „Fridays for Future“-Protesten im Einsatz

Entscheidung soll vor das Verwaltungsgericht

Das ist für Schwarz keine ausreichende Begründung – er will die Entscheidung der MA 46 beim Verwaltungsgericht bekämpfen. Doch der erste Einspruch kam zurück, aus formalen Gründen. Denn die MA 46 hatte keinen offiziellen Bescheid ausgestellt. Und ohne Bescheid ist ein Einspruch beim Verwaltungsgericht nicht möglich. Der Ball liegt also wieder beim Magistrat. Für Schwarz heißt es, wieder warten.
Währenddessen werden im „Cabriobeet“ weiter Kräuter angepflanzt und geerntet. Es ist auch ein bisschen zum Nachbarschaftstreffpunkt geworden. Demnächst steht das Pickerl an – das wolle man jedenfalls verlängern. „Das ist in Topzustand, das kann sicher noch zehn Jahre lang fahren“, so Schwarz.