Biedermeierhaus vor Abriss
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Chronik

Biedermeierhaus in Kaiserstraße vor Abriss

Das Gesetz der „wirtschaftlichen Abbruchreife“ ermöglicht trotz Denkmalschutz und Schutzzone den Abriss des Biedermeierhauses in der Kaiserstraße 31. Die Initiative Denkmalschutz forderte eine Reformierung der Bauordnung.

Ursprünglich hätte das Gebäude im siebenten Bezirk revitalisiert werden sollen, doch die Vorarbeiten zum Abriss laufen bereits. Schon im Oktober 2021 wurde die Abbruchbewilligung erteilt. Die „wirtschaftliche Abbruchreife“ gibt dem Gebäude den Todesstoß, denn „die Kosten der notwendigen Sanierung dieses Gebäudes können nicht vom Ertrag der Liegenschaft nach Sanierung abgedeckt werden“, so die Initiative Denkmalschutz.

Das Biedermeierhaus Kaiserstraße 31 wurde 1803/1804 gebaut und bildet mit den anschließenden Gebäuden in der Kaiserstraße 25 bis 29 ein geschlossenes Altstadtensemble, das als Schutzzone gekennzeichnet wurde. Schon 1973 hat das Bundesdenkmalamt zumindest für die Straßenfassade einen Schutz ausgesprochen.

Biedermeierhaus vor Abriss

Ein Biedermeierbau in der Kaiserstraße im siebenten Bezirk wird abgerissen. Rechtlich scheint der Abriss in Ordnung zu sein. Der grüne Bezirksvorsteher und die Initiative Denkmalschutz sind dennoch entsetzt.

Scharfe Kritik an Wiener Altstadtschutz

Die Berechnungsmethode der „wirtschaftlichen Abbruchreife“ ist sehr zum Nachteil für den Altbau. Einerseits sind die Mieteinnahmen – im Gegensatz zum Neubau – gedeckelt und andererseits lassen sich bei Neubauten meistens deutlich mehr Geschosse errichten und somit auch mehr Einnahmen erwirtschaften. Außerdem erspart man sich eine Sanierung von Fassadendekor. Auch der dafür zuständige Altstadterhaltungsfonds kann diese Schieflage immer seltener ausgleichen.

Die Initiative Denkmalschutz fordert eine Abschaffung der „wirtschaftlichen Abbruchreife“ und damit ein Ende einer solchen Förderung von Abriss und Neubau. Durch die jetzt geltenden Berechnungsmethoden könne in Wien ein Großteil der historischen Architektur verloren gehen, so Gerhard Hertenberger von der Initiative. „Es müssen neue Instrumente gefunden werden, um Eigentümer von Altbauten zu entlasten und die Altstadterhaltung zu sichern“, hieß es von der Initiative Denkmalschutz.

Mehrere Abrisse in den letzten zwei Jahren

Viele Altbauten, die vor 1945 errichtet und von der Magistratsabteilung 19 als erhaltenswert beurteilt wurden, mussten in letzter Zeit aufgrund der „wirtschaftlichen Abbruchreife“ abgerissen werden. So wurden die Gebäude in der Kranzgasse 24 (15. Bezirk), in der Gudrunstraße 120 (10. Bezirk), in der Krieglergasse 12 (12. Bezirk) und am Leopoldauer Patz 9 und 11 (Schutzzone) seit August 2020 abgerissen.