Lange Schlange vor dem Ukraine-Stützpunkt der Volkshilfe
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CHRONIK

Ukraine-Hilfe: Volkshilfe geht Geld aus

Die Volkshilfe gibt Supermarktgutscheine an ukrainische Flüchtlinge aus. Doch die Spenden sind eingebrochen: Die Volkshilfe fürchtet, bald keine Essensgutscheine mehr aushändigen zu können. Rufe, die Grundversorgung zu erhöhen, werden lauter.

Schon vor den Öffnungszeiten sammeln sich Menschen vor dem Stützpunkt der Volkshilfe und stellen sich an. „Wir haben täglich nur 100 Lebensmittelgutscheine im Wert von zehn Euro übrig“, so Volkshilfe-Mitarbeiter Mostafa Afes. Bei der Ausgabe eines Gutscheins wird der Ausweis kontrolliert. „Wir dürfen jeder Familie nur vier Gutscheine ausgeben“, erzählt Mostafa Afes, der selbst vor acht Jahren aus Syrien geflüchtet war.

Hilfsorganisationen rufen selbst um Hilfe

Vor allem in Sache Ukraine-Unterstützung rufen immer mehr Hilfsorganisationen selbst um Hilfe. Es ist vor allem die Versorgung der Geflüchteten mit Lebensmitteln, die zunehmend schwieriger bis kaum mehr möglich wird.

Engpass bei Spenden

Doch die Lebensmittelgutscheine in der Höhe von 40 Euro, die ukrainische Flüchtlinge über die Volkshilfe bekommen, sind bedroht. Die Volkshilfe fürchtet aufgrund des Spendeneinbruchs, bald gar keine Gutscheine mehr ausgeben zu können. „Wir haben vor Kurzem eine größere Spende von einem Unternehmen bekommen. Das heißt, es ist jetzt einmal für die nächsten zwei bis drei Wochen gesichert“, so Paul Dickinger, der den Ukraine-Stützpunkt leitet, gegenüber „Wien Heute“. Der Pharmakonzern Octapharma hatte 58.000 Euro an die Volkshilfe gespendet.

Lebensmittel-Sachspenden: Verpacktes Gemüse in einer Box
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Die Volkshilfe verteilt auch Sachspenden wie verpacktes Gemüse

Ohne neue Spenden könnten keine Gutscheine mehr ausgegeben werden. Auch andere Hilfsorganisationen kämpfen mit Spendeneinbrüchen: So haben sich bei der Caritas Wien die Sachspenden inklusive Lebensmittel von 50 Tonnen im März auf 36 Tonnen im Juni verringert.

Erhöhung der Grundversorgung könnte entlasten

Flüchtlinge erhalten über die Grundversorgung sechs Euro pro Tag. Zu wenig, meint Paul Dickinger. Er fordert eine Anhebung der Grundversorgung: „Das würde die Probleme natürlich deutlich vereinfachen. Aber davon wird seit Mitte März gesprochen, und wir haben jetzt Ende Juni. Es ist in diese Richtung noch nichts passiert.“ Ukrainerinnen und Ukrainer bilden momentan 60 Prozent der rund 85.000 Grundversorgungsbezieher in Österreich.

Vor drei Wochen wurde im Ministerrat die Erhöhung der Grundversorgung beschlossen. Umgesetzt werden muss sie allerdings noch. Das Verpflegungsgeld soll von 215 auf 260 Euro erhöht werden: Für jeden Flüchtling würde das ungefähr zwei Euro mehr pro Tag für Lebensmittel bedeuten.

Hacker: „Nur mehr Frage von wenigen Wochen“

Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) verspricht eine rasche Umsetzung: „Der Fonds Soziales Wien hat bereits den Auftrag, mit der Vorbereitung zu beginnen. Wir werden in den ersten Wochen des Sommers in der Lage sein, das umzusetzen. Es ist nur mehr eine Frage von wenigen Wochen.“ Spätestens bis August soll die Grundversorgung erhöht worden sein.

Für einen eigenen Flüchtlingskoordinator bzw. eine -koordinatorin sieht Hacker unterdessen keine Notwendigkeit in Wien – trotz aller aktuellen Probleme. Die Rahmenbedingungen und Spielregeln seien anders als 2015, so der Stadtrat. Damals sei Wien eine Drehscheibe für die Fluchtbewegung nach Europa gewesen, daher sei eine Managementebene notwendig gewesen.