Michael Schottenberg im November 2016 im Theater in der Josefstadt
APA/Roland Schlager
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Kultur

Michael Schottenberg wird 70

Einst machte er Theater, mittlerweile reist er durch die Welt: Ex-Volkstheater-Direktor und Schauspieler Michael Schottenberg feiert heute seinen 70. Geburtstag. Der gebürtige Wiener ist seit seinem Abschied von der Bühne als Reiseschriftsteller tätig.

„Sein“ Volkstheater unter dem Logo mit dem roten Stern begriff Michael Schottenberg einst als „Stachel im Fleisch der Gemütlichkeit“, der auch versteht „auf der Klaviatur des Amüsements“ zu spielen. Bei steigenden Auslastungszahlen feierte der Schauspieler und Regisseur auch mit eigenen Inszenierungen Erfolge.

Nach der Übergabe des Zepters an Anna Badora sagte Schottenberg dann der Bühne adieu. Einzig am Theater in der Josefstadt inszenierte er 2016 noch Nestroys „Mädl aus der Vorstadt“. Stattdessen machte sich Schottenberg auf, die Welt zu erkunden. Er schreibt Reisebücher, was er auch in Vorträgen und Hybridveranstaltungen wie „Über die Schönheit des Reisens“ seinem Publikum näher bringt.

Michael Schottenberg und mehrere Schauspieler bei der Probe für „Das Mädl aus der Vorstadt“ im Dezember 2016
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2016 inszenierte Schottenberg noch Nestroys „Mädl aus der Vorstadt“

Keine Berührungsängste zur Unterhaltung

Geboren wurde Michael Schottenberg am 10. Juli 1952 in Wien. Nach der Ausbildung zum Schauspieler am Salzburger Mozarteum von 1971 bis 1974 stellte sich auch in seiner langen Theaterkarriere für den theatralen Tausendsassa die Frage „E“ oder „U“, also Kunst oder Unterhaltung, nie. Weder als Schauspieler noch als Regisseur hatte Schottenberg Berührungsängste mit der leichten Muse. Musical zu inszenieren war für ihn ebenso selbstverständlich wie professionelle Bewerbung publikumswirksamer Konzepte. Am Wiener Schauspielhaus war er für einige der größten Erfolge der ersten Direktionszeit von Hans Gratzer verantwortlich.

1984 gründete Schottenberg dann seine Truppe „Theater im Kopf“ („TiK“), mit der er 1985 im Schauspielhaus „Elvis“ verwirklichte und in einem Zelt vor der Votivkirche mit „Der Widerspenstigen Zähmung“ (1987) und „Peer Gynt“ (1988) jeweils mehr als 20.000 Zuschauer erreichte. Für die Vereinigten Bühnen Wien inszenierte er 1994 das Musical „Grease“, für das Berliner Schlossparktheater etwa die Bühnenversion des Hader/Dorfer-Film-Hits „Indien“, in der er selbst den Restauranttester Kurt Fellner spielte.

Michael Schottenberg bei einer Probe für „Tabori – Variationen“, im Hintergrund Maria Bill
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Oft spielte Schottenberg gemeinsam mit seiner langjährigen Partnerin Maria Bill

Auch zahlreiche Filme gedreht

Am Volkstheater Wien präsentierte Schottenberg bereits vor seiner Direktionszeit mehrmals mit Erfolg Inszenierungen, für seinen „Talisman“ (2001) erhielt er unter anderem einen „Nestroy-Preis“ für die beste Regie. Die Direktionsübernahme von Emmy Werner mit der Saison 2005/06 erfolgte allerdings nicht ganz reibungslos – Streitigkeiten um das Budget beschäftigten Anwälte und Kulturpolitik. Der Direktor selbst sorgte für Publikumserfolge, etwa mit seinen Inszenierungen von „Indien“, „Cabaret“, „Sonny Boys“ oder „Liliom“.

Auch zahlreiche Filme hat Schottenberg gedreht, darunter die TV-Filme „Das Diarium des Dr. Döblinger“, „Das Geheimnis“ und „Geschäfte“, die beide auf gemeinsam mit dem jüngst verstorbenen Gerhard Roth verfassten Drehbüchern beruhen, die zweiteilige Roth-Verfilmung „Landläufiger Tod“ (1990) sowie die Kinofilme „Caracas“ und „Averills Ankommen“. Viele Etappen seiner erfolgreichen Karriere absolvierte er mit seiner langjährigen Gefährtin Maria Bill. 2011 trennte sich das Theaterpaar nach 35 Ehejahren schließlich.

Michael Schottenberg mit seiner Tanzpartnerin Conny Kreuter 2019 bei „Dancing Stars“
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Bei „Dancing Stars“ landete „Schotti“ auf Platz zwei

Zweiter Platz bei „Dancing Stars“

2013 gab Schottenberg dann bekannt, keine Verlängerung seines 2015 endenden Vertrags am Volkstheater anzustreben. Vor seinem Abgang startete Schottenberg jedoch noch eine Spendenaktion für eine Generalsanierung des desolaten Hauses. Und zum Abschluss inszenierte er einen opulenten „Sommernachtstraum“.

Pflegt er nun beim Reisen die Kultur der Langsamkeit, zog es „Schotti“ 2019 nochmals aufs flotte Parkett: Damals nahm er an der ORF-Tanzshow „Dancing Stars“ teil – und erreichte einen erfolgreichen zweiten Platz.