Persönliche Assistentinnen von der WAG Assistentengenossenschaft unterstützen Menschen mit physischer Behinderung
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Chronik

Assistenz hilft bei fehlender Barrierefreiheit

Unter gewissen Voraussetzungen dürfen Menschen mit Behinderungen eine persönliche Assistenz in Anspruch nehmen. Diese begleitet Personen mit physischer Behinderung im Alltag und ermöglicht auch bei fehlender Barrierefreiheit eine selbstbestimmte Lebensgestaltung.

Durch die sogenannte Pflegegeldergänzungsleistung können in Wien Menschen mit schwerer Körperbehinderung durch eine persönliche Assistenz unterstützt werden. Der Grundgedanke liegt dabei in der Selbstbestimmung. Menschen mit Behinderungen sollen selbst für ihre Bedürfnisse agieren und entscheiden, wer ihnen wann assistiert. Diese Form der Unterstützung gilt in allen Bereichen des täglichen Lebens wie im Haushalt, in der Körperpflege, in der Gesundheitserhaltung, in der Arbeit, in der Mobilität und in der Freizeit.

Inklusion: Hilfe durch persönliche Assistenz

Durch eine Behinderung ist Gregor Steininger motorisch eingeschränkt. Sein Persönlicher Assistent hilft ihm bei schwierigen Tätigkeiten im Alltag.

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

Obwohl in Österreich seit 2008 der Vertrag der Vereinten Nationen gilt, dass alle Menschen die gleichen Chancen haben müssen, werden Personen mit Behinderung in vielen Situationen ausgeschlossen. Der persönliche Assistent oder die persönliche Assistentin unterstützt zum Beispiel, wenn die Supermarktregale zu hoch sind oder die Schnellbahn nicht barrierefrei ist.

Der Wiener Gregor Steininger nahm einen persönlichen Assistenten in Anspruch. So könne er am gesellschaftlichen Leben teilhaben, meinte Steininger im „Wien heute“-Interview. „Ich könnte meinen Job als Peer-Berater nicht ausüben, wenn ich keinen persönlichen Assistenten hätte“, so Steininger. Sein Assistent Bernhard Bergler hilft ihm im Büroalltag beim Drucker bedienen, Ordner holen und Seiten lochen. Die persönliche Assistenz könne die mangelnde Barrierefreiheit ausgleichen und verschaffe ihm ein erfülltes Leben.

Nahes Dienstverhältnis ohne Bittsteller-Funktion

Bergler hat Sozialpädagogik studiert, ist bei der WAG Assistenzgenossenschaft angestellt und versucht durch seine Arbeit, die Chancengleichheit im Arbeitsmarkt zu verbessern. Auch bei Freizeitaktivitäten und beim Verreisen wird Steininger von seinem Assistenten begleitet. „Mein Assistent leiht mir seine Arme und Beine, was mich aber nicht in eine Bittsteller-Funktion versetzen sollte“, so Steininger.

Persönliche Assistentinnen von der WAG Assistentengenossenschaft unterstützen Menschen mit physischer Behinderung
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Persönlicher Assistent Bernhard Bergler unterstützt Georg Steininger seit fünf Jahren

Für Steininger sei es wichtig, die Beziehung zwischen Kunde und Assistent als Dienstverhältnis anzusehen. „Wir treffen uns nicht außerhalb der Dienstzeiten und eine freundschaftliche Beziehung baue ich erst auf, wenn das Dienstverhältnis zu Ende geht“, erklärte Steininger. Es handle sich um ein nahes Dienstverhältnis, wobei die selbstbestimmte Lebensgestaltung und ein harmonisches Miteinander im Vordergrund stehen.

Pflegegeld-Ergänzungsleistung erst ab Stufe drei

Jasna Puskaric, Vorständin der WAG Assistenzgenossenschaft, kritisiert, dass einige Menschen vom Anspruch auf die Pflegegeldergänzungsleistung ausgenommen sind. Diese kann nur unter gewissen Voraussetzungen beantragt werden. Die Personen dürfen nicht unter 18 Jahre alt sein, müssen in einem Privathaushalt leben und müssen der Pflegegeldstufe drei oder höher angehören. „Es gibt jedoch viele Menschen, die auch ohne Pflegegeldstufe oder mit Stufe eins und zwei Unterstützung benötigen würden“, so Puskaric.

Das bedeute auch, dass Menschen mit einer Sinnesbehinderung, Lernbehinderung oder einer psychischen Behinderung von der Pflegegeldergänzungsleistung ausgeschlossen sind, erklärte Puskaric. Die Assistenzgenossenschaft setzt sich dafür ein, dass die persönliche Assistenz für alle Menschen mit Behinderung zugänglich gemacht wird.

Mehr Assistentinnen und Assistenten gesucht

Die WAG Assistenzgenossenschaft hat einen hohen Bedarf an persönlichen Assistentinnen und Assistenten und sucht nach Menschen, die im Sozialbereich tätig sein möchten. Eine spezielle Ausbildung ist dafür nicht notwendig. „Persönliche Assistenz können im Prinzip alle machen, die ein Einfühlungsvermögen mit sich bringen“, so Puskaric. Man werde von der Kundin oder dem Kunden auf die individuellen Bedürfnisse eingeschult.