AKH Wien
ORF.at/Christian Öser
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Coronavirus

Schwierige Situation in Wiener Spitälern

Die Zahl der Coronaviruspatientinnen und -patienten in Wiener Spitälern steigt. Das Personal ist weiter enorm belastet. Aufgrund von CoV-Fällen in der Belegschaft und der Urlaubssaison mussten sogar Betten gesperrt werden.

Weil weniger getestet wird, sind die derzeit offiziell gemeldeten Coronavirusinfektionen laut Experten weniger aussagekräftig. In Wien ist die Zahl der Neuinfektionen etwa seit zwei Wochen – auf hohem Niveau liegend – fast unverändert. In den Spitälern gibt es hingegen sehr wohl eine Veränderung, vor allem auf den Normalstationen. Dort hat sich die Zahl der CoV-Patientinnen und Patienten von 120 auf 292 mehr als verdoppelt.

Das CoV-Prognosekonsortium schlägt vor, bei der Einschätzung der Pandemie-Lage das Augenmerk mehr auf die Spitalsbelegung zu richten. Für die nächsten zwei Wochen wird dort ein „moderater Anstieg“ prognostiziert. Bereits jetzt ist die personelle Situation in den Spitälern aufgrund der Urlaubssaison und wegen Krankenständen wieder angespannt.

200 Betten im AKH gesperrt

Etwa 750 von rund 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien derzeit aufgrund eines positiven Testergebnisses dienstfrei gestellt, heißt es vom Wiener Gesundheitsverbund (WiGeV). „Wir haben weit über 200 Betten gesperrt“, erzählt der Vorsitzende der Personalvertretung im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH), Wolfgang Hofer.

Im Studio: AKH-Personalvertreter Hofer

Das Spitalspersonal fordert Maßnahmen der Politik: AKH-Personalvertreter Wolfgang Hofer ist zu Gast im „Wien heute“-Studio.

Das liege auch an dem erhöhten Betreuungsbedarf von Covid-19-Patientinnen und Patienten, sagt Hofer, der von einem enormen Druck seiner Kolleginnen und Kollegen berichtet. „Es gehen auch Kolleginnen weg, aufgrund des hohen Druckes und aufgrund der vielen Dienstplanumstellungen und Überstunden.“ Zusätzlich trage noch der Personalmangel zu einer Belastung bei.

Druck auf Personal senken

Mittel- und langfristig könne da nur eine Attraktivierung des Jobs durch bessere Bezahlung und ein Ausbau der Ausbildungsplätze helfen, meint der Personalvertreter. Wenig hält Hofer vom Vorschlag der Wiener Ärztekammer, Lehrpraktikantinnen und -praktikanten im Spital einzusetzen. „Große Hilfe bietet das nicht.“

CoV-Belastung in den Spitälern steigt

Immer mehr Menschen müssen wegen einer Covid-Erkrankung auch wieder in den Wiener Spitälern behandelt werden. Die Belastung für das Spitalspersonal steigt.

Für den Herbst sieht Hofer auf jeden Fall wieder die Gefahr einer weiteren Infektionswelle kommen. „Das heißt dann wieder Leistungsreduktion, OP-Termine und Therapien verschieben. Das wirkt sich dann auf den Gesamtbetrieb aus. Wir haben im Frühling versucht, sozusagen aufzuholen und Patienten zu operieren, deren Operationen schon lange verschoben worden sind.“ Er appelliert, den Druck auf das Personal zu senken, „bevor uns noch mehr Leute verlassen“.