Stiege bei Albertina
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Kultur

Museumsplakate: Kunst im Stadtbild

In Wien hängen Tausende Bilder von Monet, Picasso, Klimt und Co. Denn die Museen setzen stark auf Plakatwerbung und prägen somit wesentlich das Stadtbild. Manche Museumsplakate sind so beliebt, dass sie selbst zu Sammlerobjekten werden.

Ein früher Morgen im August in der Hofburg. Zwei Arbeiter samt Hebebühne montieren in zehn Metern Höhe ein riesiges Transparent. Es zeigt „The Crown Jewels“ – und soll Touristinnen und Touristen in die Kaiserliche Schatzkammer locken. Es ist Teil der Sommerkampagne des Kunsthistorischen Museums (KHM), das stark auf Außenwerbung setzt.

Interesse für Originale wecken

Für die große Herbstausstellung „Idole & Rivalen. Künstler*innen im Wettstreit“ sollen Ende August rund 1.500 Plakate im innerstädtischen Bereich, entlang der U-Bahn-Linien und in Cafes, Geschäften und Institutionen zu sehen sein. Das KHM hofft, damit auch Menschen zu erreichen, die sich weniger für Kunst interessieren und sie anregen, die Originale des Museums zu entdecken.

The Crown KHM-Riesenplakat
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Das KHM setzt stark auf Außenwerbung

Über den Kuss ins Museum

Das Wiener Belvedere sieht klassische Außenwerbung kritischer: „Mit voranschreitender Digitalisierung nehmen wir wahr, dass die Aufmerksamkeit der Menschen stärker am eigenen Endgerät als im Außenraum liegt“, heißt es gegenüber dem ORF. Dennoch setzt man auch dort zum Start großer Ausstellungen auf rund tausend Plakate im öffentlichen Raum. „Großformate befinden sich am Flughafen, in der unmittelbaren Umgebung unserer Standorte und auf unserem eigenen Fuhrpark. Letztere zeigen zeitunabhängig den Kuss von Gustav Klimt oder das Schloss Belvedere.“

Kuss Plakat Flughafen
ORF/ Florian Kobler
Am Flughafen Wien spricht das Belvedere Touristinnen und Touristen mit weltberühmten Gemälden an

Kunst im Vorbeigehen aufsaugen

„Kunst und Kultur prägen die Stadt und machen das Stadtbild abwechslungsreicher“, sagt Daniela Grill. Die Geschäftsführerin von Kulturformat setzt Werbekampagnen für zahlreiche Wiener Museen, Konzerthäuser, aber auch für den Tiergarten Schönbrunn um. Grill ist davon überzeugt, dass das klassische Museumsplakat weiterhin große Aufmerksamkeit erzielt – ob auf Bahnsteigtafeln, beleuchteten und historischen Säulen, auf Straßenbahnen, als Big-Board auf Gerüsten oder als anderes Format.

Gerade im ersten Bezirk und Ring seien die Plakate nicht zu übersehen. Sie vermitteln Kunst – quasi im Vorbeigehen. „Indirekt glaub’ ich schon, weil das Unterbewusstsein sehr viel mitmacht“, so Grill. Außerdem können auch Plakate über QR-Codes auf digitale Inhalte verlinken.

Plakate im Albertina-Shop
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Ausstellungsplakate sind sowohl im KHM als auch in der Albertina ein beliebtes Souvenir in den Museumsshops

Plakate als Selfie-Spots

Rund hundert Standorte in der Stadt für Plakate hat die Albertina, davon auch einige in den Außenbezirken. Das habe sich gerade in der Pandemie bezahlt gemacht, sagt Albertina-Sprecher Daniel Benyes: „Uns haben die Wienerinnen und Wiener die Treue gehalten, dafür sind wir sehr dankbar.“

Die Plakate landen auch oft im digitalen Raum bzw. in den sozialen Netzwerken. Vor allem die – aktuell mit Monets Seerosen beklebte – Albertina-Stiege sei ein beliebter Selfie-Spot für Touristinnen und Touristen.

Neben Rasierschaum-, Möbelhaus- oder Autowerbung seien die Albertina-Plakate außerdem ein angenehmer Beitrag im Stadtbild, sagt Benyes. „Kunst verschönert prinzipiell, und die Plakate machen neugierig. Vielleicht googelt der eine oder andere auch mal einen Namen.“

Kunst im Stadtbild und zum Mitnehmen

Klimt, Monet oder auch Picasso sind nicht nur museumsreif, sie zieren auch Autos oder Litfaßsäule. Mit Plakaten machen Museen Werbung für ihr Innenleben. Manchmal lässt sich damit auch Geld verdienen.

Halbe Million Plakate verkauft

Gar nicht so wenige gehen sogar so weit, dass sie die Museumsplakate kaufen. Allein die Albertina hat bisher eine halbe Million Plakate verkauft. Benyes: „Es ist in manchen Kreisen fast schon ein Sammlerobjekt. Wir haben Kunden aus aller Welt, die regelmäßig Albertina-Plakate bestellen. Es wird gekauft für Spitäler, für Geschäfte, für Kanzleien.“