Gerhard Zatlokal schaut über Rudolfsheim-Fünfhaus
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Politik

Vorsteher Zatlokal legt verfrüht Amt zurück

Gerhard Zatlokal reicht es: Nach knapp 15 Jahren im Amt legt der Vorsteher des 15. Bezirks mit Jahresende vorzeitig sein Amt zurück. In seine Amtszeit fallen Gürtelpool und City-Ikea, aber auch das Ende der Straßenstrichs. Zuletzt gab es auch Streitigkeiten mit den eigenen Genossen.

Es ist ein Abschied mit Wehmut: „Ich wollte immer für die Menschen da sein, verbinden und ihr Leben verbessern“, sagt der langjährige Bezirksvorsteher von Rudolfsheim-Fünfhaus Gerhard Zatlokal. Doch in jüngster Zeit hatte er gesundheitliche Probleme. Dazu kam Widerstand gegen seine Projekte: Aus dem Rathaus und aus der eigenen Bezirkspartei – etwa, bei der Verkehrsberuhigung rund um das Ikea-Haus beim Westbahnhof.

Gerhard Zatlokal im Interview
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„Man merkt, wenn die Zustimmung bröckelt“

„Man merkt, wenn die Zustimmung und die Unterstützung bröckeln. Wir haben als Bezirksorganisation immer nur dann Erfolg gehabt, wenn die Bezirksorganisation hinter mir gestanden ist. Das war in den letzten zwei Jahren nicht mehr so. Viele Projekte, die wir im Wahlkampf verwendet haben, liegen auf Eis und werden nicht umgesetzt. Und ich war eigentlich immer dafür, dass man ehrliche Politik macht. Das, was man verspricht, möchte ich auch umsetzen“, sagt er im „Wien heute“-Interview.

2008 wurde der gelernte Elektroinstallateur zum Bezirksvorsteher gewählt. Zu seinen Erfolgen zählt etwa der Kampf gegen den illegalen Straßen-strich. „Am Schluss waren da ja schon 100 Frauen, die dem Gewerbe nachgegangen sind. Und für die Bevölkerung war es nicht mehr lustig. Weder für die Frauen – die sind angepöbelt worden – noch für die Herren der Schöpfung. Wenn dir an jedem Eck jemand in den Weg hüpft und meint, ob du Zeit hast – ist das auch nicht gerade sehr positiv“, so Zatlokal.

Gürtelpool
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Für den Gürtelpool musste er viel Kritik einstecken, auch der Rechnungshof befand das Projekt als zu teuer

Viel Kritik für Gürtelpool

2020 war das Jahr des umstrittenen Gürtelpools – ein sündteures Plantschbecken zwischen den Autos. Zatlokals Idee, für die er viel Kritik einstecken musste: „Es gab in Wien eine große Aufregung. Aber wenn man die internationalen Zeitungen gelesen hat – die haben das als Sensation verkauft, was sich Wien nicht alles traut. Und deswegen stehe ich auch heute noch zu dem Pool“, sagt er.

Zatlokal zieht sich zurück

Gerhard Zatlokal zieht sich nach 15 Jahren als Bezirksvorsteher des 15. Bezirks zurück. Zuletzt gab es Streitigkeiten mit den eigenen Genossen.

Zatlokal ist aber auch selbstkritisch: „Wir haben viel zu spät auf die Klimakrise reagiert“, sagt er. „Und jetzt sind wir schon in dem Problem drinnen: Wir laufen der Zeit hinten-nach. Das ist ein Fehler, der zu spät von mir erkannt wurde. Bis wir auch wirklich offensiv hineingegangen sind mit Verkehrsberuhigung und Maßnahmen, um öffentliche Plätze zu schaffen.“

Gerhard Zatlokal 2008
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2008 wurde Zatlokal als Bezirksvorsteher von Rudolfsheim-Fünfhaus gewählt

Will Politik für immer den Rücken kehren

Rudolfsheim-Fünfhaus – viel wäre noch zu sagen über den dicht verbauten Bezirk, mit dem größten Ausländeranteil Wiens, mit desolaten Grätzeln, aber auch mit der Grünoase Schmelz und mit Plätzen, die jetzt in neuem Glanz erstrahlen. „Und wenn man dann da sitzt und dem Treiben und den Kinder zuschaut, dann ist das auch ein Platz, wo man sich gut erholen kann. Und dann sieht man auch den Erfolg der Arbeit“, sagt er. In Zukunft will sich Gerhard Zatlokal seinen vier Enkeln widmen, sich sozial engagieren und auf eine Kärntner Almhütte zurückziehen. Der Politik kehrt er jedenfalls für immer den Rücken.