Auch historische Bauwerke müssen in manchen Fällen offenbar mit der Zeit gehen. Etwa mit Box- statt Samthandschuhe im Palais Palffy. Trainer „Frenky the Flash“ boxt hier mit seinen Schülerinnen und Schülern.
Der Sportverein „D´Atri Private Gym“ ist seit einigen Jahren im Palais in der Innenstadt zu Hause. Betreut werden hier hauptsächlich Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren. Die meisten von ihnen seien „Opfer von Missbrauch geworden“, so Roberto d’Atri, der Inhaber des Gyms d´Atri Private. „Wir haben ein Kinderschutzverein ‚Das Bündnis Kinderschutz‘. Und da nehmen wir Kinder auf, die eben diese schrecklichen Erfahrungen gemacht haben. Und versuchen sie hier mental und körperlich mit einem privaten Trainer aufzubauen“, erklärte d’Atri gegenüber „Wien heute“.
Boxen in alten Palais
Einige Palais der Stadt Wien haben ihre Ausrichtung vom Adelssitz zur offenen Location verändert. Auch historische Bauwerke müssen in manchen Fällen mit der Zeit gehen.
Ballett als Programm für Mädchen
Weil die Mädchen wenig Interesse am Boxen hätten, hat Roberto D´Atri mit dem Bündnis Kinderschutz im Palffy seit zwei Jahren auch ein Ballettstudio eröffnet. „Also ich kann jedem nur empfehlen, der ein Palais hat oder betreibt, wirklich mal weltoffener zu werden, was das betrifft. Man kann so viel auch mit der Jugend machen und die Palais einfach wiederbeleben. Es gibt so wunderschöne Palais in Wien, die eigentlich kaum ausgenützt werden“, für den Betreiber wäre es ein „Schritt etwas Neues zu wagen.“
Das Palais Pálffy Gebäude am Josefsplatz gelangte im 17. Jahrhundert in den Besitz der Fürstenfamlie Pálffy, schon davor wurde der Standort von anderen wohlhabenden Familien genutzt. Heute gehört das Palais der Republik.
„Palais Freiluft“ im Palais Auersperg
Etwas Neues gewagt hat auch das Palais Auersperg im achten Bezirk. Bereits zum zweiten Mal findet im Garten des barocken Bauwerks die Initiative „Palais Freiluft“ statt. Während im dem Rosenkavaliersaal ein klassisches Konzert vorbereitet wird, werden im Garten Getränke und Essen konsumiert.
„Man kennt das Palais Auersperg von verschiedenen Schulbällen, zumindest mir war´s von Schulbällen bekannt. Aber man hat kaum in Erinnerung, dass es hier hinten eigentlich eine 5.000 m² wunderbaren historischen Park gibt. Und die Intention war, dass eben hier zu beleben“, so Veranstalter Paul Rittenauer.
Ziel war es, Gastronomen, die stark von der Pandemie betroffen waren, einen Schanigarten bereit zu stellen. Eintritt müssen die Gäste nicht zahlen. Ein Konzept, dass für viele Palais – aus wirtschaftlichen Gründen nicht leicht umzusetzen ist. „Ich glaub die Nutzung eines Palais kann jetzt de facto nicht wirklich groß adaptiert werden, weil eben für die Erhaltung eines Palais Mieteinnahmen von Veranstaltungen, ob´s jetzt Kongresse oder Konzerte sind zwingend notwendig ist. Aber ich glaube, es ist sicher kein Fehler, dass man Teilbereiche eines Palais auch zugänglich macht“, sagte Rittenauer.
Ersten Palais seit Mitte des 16. Jahrhunderts
Die ersten Palais in Wien sind Mitte des 16. Jahrhunderts unter italienischem Einfluss in der Renaissancezeit erbaut worden. Nur mehr wenige gehören heute noch Adelsfamilien. Viele werden von öffentlichen Einrichtungen genutzt. Und in manchen wird jetzt auch sportlich zugeschlagen.