Das Lokal „Local“ in den Stadtbahnbögen
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Wirtschaft

Steigende Preise: Wieder mehr Insolvenzen

Die Zahl der Firmeninsolvenzen steigt stark an. 850 waren es heuer im ersten Halbjahr in Wien – doppelt so viele wie im Vorjahr. Während der ersten Pandemiejahre war die Zahl deutlich niedriger. Doch jetzt laufen die CoV-Hilfen aus und die Preise steigen.

14 Jahre lang hat das „Local“ von Christian Becker in den Stadtbahnbögen Platz für Musikerinnen und Musiker geboten. Ende Juli musste das Lokal zusperren. Gäste werden keine mehr kommen, nur mehr der Masseverwalter. Am Freitag hat der Gastronom beim Handelsgericht den Konkursantrag eingebracht, als Notbremse, wie er in „Wien heute“ erzählt. „Weil ich sonst weiter Verbindlichkeiten aufbaue und eigentlich in kriminelles Fahrwasser gerate und Gläubigerschädigung betreibe, wenn ich so weitermache, dass ich bei der Buchungslage die Tür aufsperre.“

Die Miete sei trotzdem fällig, genauso wie die Kosten für den Strom. Die Buchungslage hat sich verändert: Vor der Pandemie gab es bis zu 250 Veranstaltungen pro Jahr. Im Juli waren es jetzt nur mehr sechs. Der Konkurs sei für ihn auch eine Erleichterung. „Ich war ständig am Handy, am Umplanen und dann war das Personal erkrankt oder wieder da. Also wenn diese Trümmer von meinem Buckel abfallen, schadet es nicht.“ Er will sich jetzt auf seine Ausbildung zum Lebens- und Sozialberater konzentrieren.

Cafe Westend, Kellner sperrt von außen zu
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Die Gastronomie ist von den steigenden Preisen und den auslaufenden CoV-Hilfen besonders betroffen

Experte erwartet 1.700 Firmenpleiten heuer

Wie Becker geht es aber immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmern. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 hat sich die Zahl der Firmenpleiten in Wien heuer fast verdoppelt. Rund 10 von 1.000 Unternehmen sind von Insolvenz betroffen, hat der Gläubigerschutzverband Creditreform berechnet. Klar ist für Geschäftsführer Gerhard Weinhofer. „Die steigenden Preise sind ein Treiber für die Insolvenzentwicklung.“

In den ersten zwei Jahren der Pandemie war die Zahl der Firmeninsolvenzen auf einem historischen Tiefstand wie vor 40 Jahren. Die Prognosen sind aber nicht rosig: „Durch das Auslaufen der Corona-Hilfen sind österreichweit zirka 5.700 Unternehmen stark in Insolvenz gefährdet. Ein Drittel davon kommt aus Wien. Und daher rechne ich für das laufende Jahr mit rund 1.700 Firmeninsolvenzen in Wien.“

Zahl der Firmeninsolvenzen steigt

Die Zahl der Firmeninsolvenzen steigt stark an. 850 waren es 2022 im ersten Halbjahr in Wien – doppelt so viele wie im Vorjahr. In den ersten beiden Jahren der Pandemie waren es weniger als in Vor-Pandemiezeiten. Doch jetzt schlittern immer mehr Firmen in die Pleite. Gründe sind das Auslaufen der CoV-Hilfen und die höheren Preise.

Im Bundesländervergleich ist der Anstieg der Insolvenzrate im Vergleich zum Vorjahr in Wien mit einer knappen Verdoppelung im unteren Bereich. Spitzenreiter ist Niederösterreich mit einem Anstieg um 189 Prozent. Österreichweit sind die am meisten betroffenen Branchen der Handel, Dienstleitungen, Transport, Bauwesen und Gastronomie.